Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
Vom Netzwerk:
verlieren. Diesmal hoffe ich, dass es wirklich für immer ist.

Elftes Kapitel
    Mit der U-Bahn sind es bis Hammersmith nur vier Stationen, aber es ist trotzdem beinahe acht Uhr, als ich in der Gloucester Road ankomme. Ich steige aus der U-Bahn und habe plötzlich wieder das Bild vor Augen, wie ich beim ersten Mal versuchte, in den hohen Absätzen zu laufen, und mir Blasen so groß wie Murmeln lief.
    Doch diesmal ist alles anders. Flott marschiere ich in meinen bequemen flachen Stiefeletten los und überhole zügig die anderen Mädels, die auf hohen Absätzen vorsichtig einen Schritt nach dem anderen machen, bemüht, nicht auf den vereisten Pfützen auszurutschen, die den Bürgersteig in eine Rutschbahn verwandeln. Himmel, das ist wirklich toll! In diesen Schuhen könnte ich meilenweit laufen, denke ich zufrieden und freue mich über meine rutschfesten Kreppsohlen, während ich unbeschwert die Straße entlanglaufe und Atemwölkchen in die Winterluft puste.
    Im Handumdrehen sehe ich auch schon den Pub an der Ecke auftauchen. Es ist ein großes viktorianisches Gebäude mit hohen, gewölbten Butzenfenstern, und davor stehen einige Tische und Stühle, um die sich ein paar unerschrockene Raucher drängen. Und je näher ich komme, desto kribbeliger werde ich bei dem Gedanken an das Wiedersehen mit Seb.
    Was eigentlich bescheuert ist, schließlich waren wir beinahe ein Jahr zusammen, ermahne ich mich streng. Ist ja nicht, als sei er ein Fremder. Na ja, zumindest nicht für mich. Trotzdem, es ist wohl ein bisschen, wie wenn die Schauspieler zum ersten Mal die Bühne betreten. Ganz gleich, wie oft sie das Stück auch geprobt haben, wenn der Vorhang hochgeht, wird es ernst. Jetzt dürfen keine Schnitzer mehr passieren; sie dürfen es nicht verpatzen.
    Ich darf es nicht verpatzen.
    Vor der Tür bleibe ich kurz stehen und atme tief durch. Okay, entspann dich. Denk dran, es kann gar nichts schiefgehen, du hast das schließlich schon mal geschafft. Ein Blick auf die Uhr. Siehst du! Letztes Mal war ich zu spät, und jetzt bin ich auf die Minute pünktlich!
    Und zum ersten Mal, seit Seb sich mit mir verabredet hat, verfliegt meine Nervosität. Ich werde ganz ruhig. Und bin voller Hoffnung. Denn obwohl ich kaum fassen kann, dass das hier gerade passiert, passiert es eben doch. Irgendein unglaubliches Fitzelchen Magie hat sich in meinen Zipfel des Universums verirrt, und nun muss ich dem Universum vertrauen, dass es einen guten Grund dafür gibt.
    Und dann lege ich die Hand auf die Klinke und öffne die Tür.
    Dies wird das perfekte erste Date.
    Beim Reinkommen empfangen mich bierselige Wärme und lautes Stimmengewirr. Der Laden ist so ein Gastropub mit abgeschliffenem Dielenboden, vielen Holztischen und -stühlen und einer großen Schiefertafel, auf der in Kreide geschrieben das Tagesmenü prangt, mit Angeboten wie überteuerter Fischpastete und Moules frites . Aus mir unerfindlichen Gründen schreiben Gastropubs ihre Menüs mit Vorliebe auf Französisch.
    Ich schaue mich um und suche Seb. Letztes Mal saß er in der Nähe des offenen Kamins auf einem alten Ledersofa und las ein Buch, während er auf mich wartete. Und tatsächlich, da ist er auch diesmal wieder. Er trägt Jeans und ein blassblaues Hemd, passend zu seiner Augenfarbe. Mein Herz setzt kurz aus. Er sieht wie immer umwerfend gut aus. Schnell ziehe ich Schal und Handschuhe aus und gehe zu ihm.
    »Hi«, sage ich, als ich an den Tisch trete.
    Er guckt hoch, und ein strahlendes Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. Himmel, dass Amerikaner aber auch immer so perfekte Zähne haben. »Hey«, begrüßt er mich mit breitem Akzent, springt auf und umarmt mich. Das hat so gar nichts von der typisch britischen Unbeholfenheit beim ersten Date, mit dem ungeschickten Küsschen auf die Wange, während man linkisch herumsteht wie Teenager in der Schuldisko, die nicht so recht wissen, wohin mit ihren Händen.
    Nein, er nimmt mich einfach in den Arm und drückt mich herzlich. Dabei streift meine Wange sein frisch rasiertes Gesicht, und ich atme seinen vertrauten Geruch ein. Mir wird ganz warm ums Herz. So fühlt man sich wohl, wenn man von einer langen Reise nach Hause zurückkehrt.
    »Gut siehst du aus«, bemerkt er lächelnd, als wir uns voneinander lösen und sein Blick mich kurz streift.
    »Danke«, entgegne ich lächelnd. »Du aber auch.«
    Einen kurzen Augenblick stehen wir uns gegenüber und schauen uns tief in die Augen, dann scheint er wieder zu sich zu kommen und macht mir

Weitere Kostenlose Bücher