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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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mit Nachdruck, und ich freue mich insgeheim.
    »Hi«, sage ich mit einem breiten Lächeln. Diesmal werde ich mir mehr Mühe geben, nett zu sein. Schließlich ist er Sebs Kollege.
    »Wow, nett, dich kennenzulernen.« Begeistert küsst Chris mich auf beide Wangen, während Anna etwas schmallippig danebensteht. Dann mustert sie mich kurz von Kopf bis Fuß, um abzuschätzen, ob ich eine Konkurrenz für sie sein könnte. Da sie offenbar zu dem Schluss kommt, das sei nicht der Fall, reicht sie mir schließlich die Hand.
    »Hi«, sagt sie knapp. Anna ist wohl nicht so aufgeschlossen wie ihr amerikanischer Boyfriend. Allem Anschein nach kommt sie aus der Nähe von Chelsea und könnte als vollwertiges Mitglied der Pippa-Brigade durchgehen.
    »Aber wir wollen euch nicht vom Essen abhalten«, sagt Chris gerade. »Wir sehen uns später.« Und damit gibt er Seb einen herzhaften Klaps auf den Rücken, als wolle er ihn vor einem Erstickungstod durch Verschlucken retten, legt Anna den Arm um die zierliche Taille und marschiert zielstrebig aus dem Restaurant.
    »Tolles Paar, nicht?«, merkt Seb an, als wir uns wieder setzen.
    Verdutzt gucke ich ihn an. Das hält er für eine gute Beziehung? Zwei unauthentische Menschen, die sich nicht das kleinste bisschen lieben?
    »Ähm, ja, toll«, flunkere ich zustimmend. Ich will ihn und seine Freunde ja nicht beleidigen, aber irgendwie wundert es mich schon: Hofft er womöglich, dass wir irgendwann auch so eine Beziehung führen?
    »Also, wo waren wir?«, fragt Seb strahlend, als wir uns wieder setzen, und greift zur Speisekarte.
    Na ja, du hast an deinem iPhone rumgespielt, und ich habe mir fest vorgenommen, mich nicht mehr darüber aufzuregen, kann ich mir in Gedanken nicht verkneifen, aber stattdessen sage ich: »Mein Opa veranstaltet demnächst einen Pokerabend, und ich wollte dich fragen, ob du vielleicht mitkommen möchtest. Ich fände es toll, wenn ihr euch kennenlernt …«
    »Mmm, klar …«, murmelt er, ganz in die Speisekarte vertieft. »Wie wäre es für den Anfang mit den scharfen Shrimps?«
    Ich verstumme, als mir aufgeht, dass Seb mir eigentlich gar nicht zuhört.
    »Ähm, ja, klingt gut«, entgegne ich tonlos.
    Seb schaut auf, und als er mein langes Gesicht sieht, legt er die Stirn in Dackelfalten. »Tut mir leid, ich war gerade etwas abgelenkt. Das Essen hier ist einfach der Wahnsinn.«
    »Schon okay«, antworte ich lächelnd. »War nicht so wichtig.«
    »Natürlich war es wichtig«, protestiert er, legt seine Hand auf meine und drückt sie fest auf dem weißen Leinentischtuch. »Alles, was du sagst, ist wichtig.«
    »Na ja, ich habe nur gerade von meinem Opa erzählt«, sage ich und fasse wieder Mut. »Er möchte dich gerne zu einem seiner Pokerabende einladen – übernächsten Freitag.«
    »Hey, ich bin dabei, Poker ist genau mein Spiel«, ruft er begeistert.
    »Wirklich? Dann kommst du also mit?«
    »Versuch nicht, mich davon abzuhalten«, meint er mit breitem Grinsen, und ich freue mich plötzlich wie ein Schneekönig. Es ist mir wirklich wichtig, dass Seb und mein Opa sich gut verstehen, und diesmal sind sie sich bestimmt auf Anhieb sympathisch. Ich weiß es einfach.
    Ich schwebe noch immer auf Wolke sieben, als der Kellner wieder an unseren Tisch kommt, um unsere Bestellung aufzunehmen. »Möchten Sie gerne die Angebote der Tageskarte hören?«, fragt er fröhlich.
    Seb ist ganz aus dem Häuschen. »Gerne«, sagt er und lächelt mir über den Tisch hinweg zu, als wolle er sagen: »Ist das nicht toll?«, während mir angst und bange wird, weil der Kellner eine schier endlose Liste unterschiedlicher Gerichte herunterrattert. Und jedes klingt schärfer und feuriger als das andere.
    »Haben Sie auch Krabbenchips?«, frage ich hoffnungsvoll, als er endlich fertig ist.
    Worauf der Kellner unübersehbar die Nase rümpft und angewidert die Oberlippe hochzieht. »Nein, wir haben keine Krabbenchips «, sagt er und wiederholt das Wort, als sei es etwas Anstößiges.
    »Wir sind hier nicht beim Chinesen um die Ecke«, wirft Seb lachend ein, und ich werde hochrot.
    »Ich weiß – ich dachte bloß, so ein bisschen was zum Knabbern …«
    »Keine Sorge, wir bestellen mehr als genug«, meint er lächelnd, »du wirst schon satt.« Und dann zählt er fachmännisch eine ganze Reihe von Gerichten auf: angefangen bei gebratenen Klößchen mit Chiliöl über den Rindfleisch-Feuertopf bis hin zu Hühnchen Kung Pao, scharfen Szechuan-Nudeln …
    Mit jedem weiteren Gericht erblasst mein Magen

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