Der Wunschtraummann
er grinsend.
»Ja, ich weiß, entschuldige«, murmele ich und verziehe verlegen das Gesicht.
Aber er legt schon die Arme um mich und zieht mich an sich und küsst mich. »Mmm …«
Es ist wie Zauberei. Plötzlich ist alle Panik vergessen, und ich schmelze förmlich dahin bei seinem Kuss. Mmm … Ich spüre seine Zunge und schließe die Augen, und dann küssen wir uns inniger und inniger und … Seltsam, mein Gesicht fühlt sich ganz komisch an.
Mitten beim Knutschen fährt mir dieser Gedanke durch den Kopf und ist gleich wieder verschwunden. Bestimmt sind das bloß seine Bartstoppeln, die mich kratzen … Ich konzentriere mich wieder aufs Küssen … mmm, Seb kann so wunderbar küssen.
Als würde es plötzlich ganz straff.
Klappe! Ich feiere gerade ein heißes Wiedersehen mit meinem neuen Freund. Sebs Hände wandern langsam zu meinem Sport- BH …
Nein, eigentlich müsste es treffender steif heißen.
Urplötzlich muss ich an die Sprühflasche denken, dann daran, dass Fiona diesem Kerl das Hemd fürs Büro gebügelt und den Kragen gestärkt hat …
Und da geht mir ein Licht auf.
Ach du lieber Himmel! Ich habe mir das Gesicht gestärkt!
»Ich springe schnell unter die Dusche«, platze ich heraus und reiße mich unvermittelt los.
Panik macht sich breit. Es kann nicht mehr lange dauern, dann wird mein Gesicht so hart wie Beton sein.
»Oh … ähm … okay«, murmelt Seb, sichtlich vor den Kopf gestoßen von meinem brüsken Verhalten, wie mir mit einem Blick auf seine Hose aufgeht.
»Fühl dich wie zu Hause«, sage ich rasch.
»Und du willst ganz bestimmt nicht, dass ich mitkomme?«, fragt er, nachdem er sich vom ersten Schreck erholt hat. Anzüglich lächelt er mir zu.
Ich versuche anzüglich zurückzugrinsen, aber mein Gesicht lässt sich nicht mehr in Falten legen. »Ähm, nein, bleib einfach hier, entspann dich, schau ein bisschen fern, ich bin gleich wieder da.« Dann drehe ich mich um und will gehen.
»Ach, hey, Tess?«
»Ja?« Ich drehe mich noch mal zu ihm um.
»Das Preisschildchen ist noch dran.« Er weist auf meinen Sport- BH .
»Ist es?« Ich erstarre vor Schreck. »Oh … öhm … dann muss das schon ewig dran sein und ist mir nie aufgefallen«, stammele ich und versuche, meinen Arm so zu verdrehen, dass ich es abreißen kann, wobei ich mir beinahe die Schulter auskugele.
»Komm her, ich mache das«, erbietet er sich und kommt auf mich zu.
»Nein!«, kreische ich. »Ich meine, geht schon, danke«, stottere ich rasch und reiße das Schild so gewaltsam ab, dass ich ein Loch in den BH mache.
»Oh, okay«, meint er achselzuckend und schaut mich an, als benähme ich mich wirklich absonderlich.
Was vermutlich daran liegt, dass ich mich wirklich absonderlich benehme, denke ich hilflos.
»Zieh dir was Hübsches an, wir gehen in ein schickes Restaurant«, sagt er und wechselt schnell das Thema.
»Toll!«
»Ach, und vergiss diesmal nicht, deine Laufschuhe einzupacken. Wir können die Runde nachholen, die wir neulich morgens nicht gemeinsam drehen konnten, und gleich die ganzen Kohlenhydrate abtrainieren, die wir heute Abend futtern …« Er grinst mich an. »Und dann kannst du mir gewaltig in den Hintern treten«, scherzt er und tut, als wolle er mir einen Tritt verpassen.
»Haha … ja«, entgegne ich lachend und tue, als wollte ich zurücktreten, wobei ich allerdings fast das Gleichgewicht verliere und beinahe auf die Nase falle. »Warte nur!« Und dann drehe ich mich blitzschnell um und flitze ins Bad.
In den Hintern treten.
Haha.
O Gott.
Liebes Tagebuch,
heute Abend war Seb mit mir im Mala, einem todschicken Restaurant in Mayfair. Es war alles sehr romantisch, auch wenn ich kaum etwas essen konnte, weil ich kein scharfes Essen vertrage. Das war wirklich sehr schade, denn es sah alles ganz köstlich aus, und Seb schien etwas enttäuscht. Er hat sogar gewitzelt, das nächste Mal gingen wir wohl lieber zu Pizza Hut. Wobei ich ehrlich gesagt nicht weiß, ob er das wirklich als Witz gemeint hat …
Zweiundzwanzigstes Kapitel
Fünfzehn Minuten später sausen wir in Sebs Sportwagen, der gerade frisch aus der Werkstatt kommt, durch die Stadt. »Ich hatte einen kleinen Unfall, mein Seitenspiegel ist kaputtgegangen«, erklärt er grinsend, während wir durch die Straßen von London brausen. Dem eisig kalten Wetter zum Trotz hat er das Verdeck heruntergeklappt und die Heizung voll aufgedreht, und ich kuschele mich gemütlich in die weichen, beheizten Ledersitze, und mir ist ganz wohlig und
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