Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
denke ich und werfe Billy Smith einen finsteren Blick zu, der gähnend einen Schwall nach Fisch stinkenden Atem in meine Richtung schickt, sich mithilfe seines Schwanzes zu einem hübschen Päckchen zusammenrollt und mir den Rücken zukehrt.
Ich lasse mich aufs Bett fallen, schlage die erste Seite meines Notizblocks auf und sehe zu Gabe auf wie eine Sekretärin in Erwartung eines Stenodiktats. »Ich habe ein paar Dinge notiert, die ich fragen wollte, falls ich es vergesse«, sage ich, obwohl das gelogen ist. Denn ich habe nichts notiert - »Notieren« vermittelt den Eindruck von flüchtigem Niederkritzeln, wohingegen ich eine meiner berühmten Listen zusammengestellt habe. Sie ist drei Seiten lang, und ich habe eine geschlagene Woche zahlloser Überarbeitungen und einen ganzen Papierkorb voll zerknüllter Seiten gebraucht, bis ich fertig war. Ich habe sie sogar im Büro in den Computer eingegeben und wollte sie eigentlich ausdrucken und den Kandidaten als Fragebogen überreichen, aber Jess hatte gemeint, das sei vielleicht ein wenig übertrieben.
»Schießen Sie los«, wiederholt er.
Ich räuspere mich. »Äh … rauchen Sie?«
»Ich versuche, es mir anzugewöhnen.« Er grinst.
Ich bin nicht sicher, ob er sich über mich lustig machen will, notiere es aber trotzdem. »Tja, ich möchte nicht, dass in der Wohnung geraucht wird. Von mir aus rauchen Sie im Garten, aber benutzen Sie das Geschirr, die Blumentöpfe oder meine Beete nicht als Aschenbecher.«
»Klar.«
»Drogen?«
»Nur auf Rezept«, kontert er feierlich.
Ich kritzle etwas auf den Block und fahre fort. »Keine Teebeutel im Ausguss.«
»Ich trinke Kaffee.«
»Oh, O.K.... Klar.« Ich lächle. Verkniffen. Es wird nicht funktionieren. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich insgeheim gehofft, meine Regeln würden ihn davon abhalten, das Zimmer mieten zu wollen. Zwischen den Wimpern hindurch beobachte ich, wie er Billy Smith streichelt. Er scheint sehr freundlich zu sein - wenn man ihm zufällig in einer Bar begegnet. Aber vor meinem Badezimmer? Um sieben Uhr morgens? In Unterhosen?
Panik erfasst mich. Das Ganze funktioniert nie im Leben. Ich habe nur einmal mit einem Mann zusammengewohnt und das war Daniel. Ich kann keinen wildfremden Mann im Baumwollslip durch meine Wohnung laufen lassen. Ich muss ihn loswerden.
»Gehen wir in die Küche«, sage ich und stehe eilig auf.
»Ich möchte nicht, dass Geschirr herumsteht. Ich habe keine Spülmaschine, deshalb müssen Sie Ihr Geschirr nach jeder Mahlzeit abwaschen. Und es wird auch keine Pfanne nach dem Kochen eingeweicht und tagelang stehen gelassen. Einweichen ist nicht gleichbedeutend mit abwaschen«, belle ich wichtigtuerisch.
Gabe hebt in gespieltem Salut die Hand an die Schläfe.
»Sie können das oberste Fach im Kühlschrank haben, und wenn Sie Fleisch kaufen, sehen Sie bitte zu, dass es abgedeckt ist. Ich bin Vegetarierin - na ja, Fisch esse ich schon -«
»Dann sind Sie also Pescetarierin?«
Ich werfe ihm einen frostigen Blick zu und gehe zum Badezimmer. »Ich habe nur ein Bad, also müssen wir es uns teilen.« Ich öffne auch hier die Tür, und während er einen Blick hineinwirft, fange ich an, Daniels Angewohnheiten herunterzurattern, die mich an den Rand des Wahnsinns getrieben haben. Das sollte klappen. Amerikaner oder Briten - Männer sind Männer, und wenn ich etwas gelernt habe, dann die Tatsache, dass sie Nörgeleien hassen. Also nörgle ich. »Die Socken werden nicht ausgezogen und zusammengeknüllt in der Ecke liegen gelassen. Die Bartstoppeln werden nach dem Rasieren aus dem Waschbecken entfernt. Mein Shampoo und meine Spülung sind tabu …« Ich halte gerade lange genug inne, um Luft zu holen. Inzwischen bin ich voll in Fahrt. Nichts hält mich mehr auf. »Oh, und der Toilettendeckel wird heruntergeklappt.«
»Klar, natürlich.« Er nickt feierlich und reibt sich die Nasenspitze. Er hat eine große Nase mit einem Höcker in der Mitte. Sie sieht aus, als wäre sie schon einmal gebrochen gewesen. Beim Anblick, wie er mit meiner Katze auf dem Arm in meinem Bad steht und mich mit seinen großen blauen Augen ansieht, frage ich mich, wie er das wohl geschafft hat.
»Und Regel Nummer 10?«
»10?«
»Ich habe mitgezählt.«
»Oh, ach ja …« Mein Blick fällt wieder auf den Notizblock, während ich versuche, meine Gedanken auf die nächste Regel zu lenken, um zu verhindern, dass sie sich erneut verselbstständigen. »Der Fernseher.« Ich gehe an ihm vorbei ins Wohnzimmer. »Ich habe
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