Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
öffne die Tür und trete zurück. »Nicht besonders groß, fürchte ich, aber es ist alles da. Bett, Schrank, Kommode, tragbarer Fernseher …«
Gabe tritt in den kleinen, L-förmigen Raum und betrachtet die hellgelb gestrichenen Wände, den glänzenden Mahagonischrank mit den zarten Intarsien und den mit Schnitzereien verzierten Türen, der laut Aussage des Verkäufers im Laden in der Brick Lane aus den dreißiger Jahren stammt. Eine Papierlampe von IKEA baumelt an der Decke, auf dem Holzboden liegt ein Schaffellteppich, und ich habe sogar ein paar Bücher in das leere Regal gestellt - den Hip-Hotels -Führer, etwas von Salman Rushdie und Nick Hornbys About a Boy. Bücher sagen eine Menge über Menschen aus, deshalb habe ich meinen Stapel Frauenbücher und Harry-Potter -Ausgaben weggelassen und mich für etwas Literarischeres entschieden, um einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen.
Bevor er kam, habe ich das Schiebefenster geöffnet, um einen ungehinderten Blick auf den Garten zu bieten. Er lehnt sich übers Fensterbrett, ohne ein Wort zu sagen. Offenbar ist er nicht sonderlich gesprächig, denke ich und lasse meinen Blick über die Linie seiner Schultern wandern. Er ist groß - über einen Meter achtzig, schätze ich - und viel breitschultriger, als ich zunächst gedacht hatte. Meine Augen wandern weiter über seinen Rücken in der Motorradjacke und bleiben einen Augenblick lang an seinem Hinterteil in der Cargohose hängen - na ja, ich bin auch nur ein Mensch -, ehe sie zum zerschlissenen Saum über seinen Flip-Flops schweifen. Nein, eindeutig nicht mein Typ. Zu schmuddelig. Und zu still. Und als ich einen Blick auf das T-Shirt unter seiner Motorradjacke erhasche, könnte ich schwören, dass ein Foto von Mr. T vom A-Team darauf prangt. Ich schaudere.
»Ich nehme es.«
Seine Stimme katapultiert mich in die Realität zurück.
»Oh …« Darauf war ich nicht gefasst. Stattdessen hatte ich Unmengen Fragen erwartet, Unmengen einstudierter Antworten, doch nun, angesichts dieses fait accompli, bin ich auf einmal unsicher. Will ich wirklich meine Wohnung mit diesem Fremden teilen? Ich meine, ich kenne Sie doch kaum, sagt eine leise Stimme in meinem Inneren.
»O.K., was wollen Sie über mich wissen?«
Als Gabe sich mir zuwendet, bemerke ich, dass ich die Worte laut ausgesprochen habe. Die Röte schießt mir ins Gesicht. »Äh, na ja, ich denke, wir sollten uns erst ein bisschen besser kennen lernen, Sie wissen schon, über Hobbys reden und so …« Hobbys? Sowie das Wort aus meinem Mund kommt, wird die Röte auf meinem Gesicht noch tiefer. Ich klinge wie eine Zwölf jährige.
Gabe, den meine Bemerkung zu amüsieren scheint, lächelt verschmitzt. »So, als wäre das eine Verabredung?«
»Nein, ich …«, stammle ich. Ich weiß, dass ich mich absolut lächerlich benehme, und versuche, mich zu entspannen. »Tut mir leid, ich bin das nicht gewöhnt«, gebe ich zu. »Ich habe noch nie ein Zimmer vermietet, und es fühlt sich ziemlich seltsam an.«
»Klar, das verstehe ich.« Er setzt sich aufs Fensterbrett, streicht sich das Haar aus dem Gesicht und mustert mich ruhig. »Schießen Sie los. Fragen Sie mich alles, was Sie wissen wollen.«
»Wirklich?«
»Wirklich.«
Tja, wenn das so ist …
Ich verlasse kurz das Zimmer, und als ich mit einem Notizblock zurückkomme, sitzt Gabe immer noch auf dem Fensterbrett. Nur hat er mittlerweile Gesellschaft in Gestalt eines großen ingwerfarbenen Katers bekommen, der sich wie ein Croissant auf seinem Knie zusammengerollt hat und laut schnurrt.
»Oh, Sie haben Billy Smith also schon kennen gelernt«, sage ich überrascht beim Anblick meines Katers auf seinem Schoß. Genau derselbe Kater, der sonst faucht und jedem die Krallen ins Fleisch rammt, der versucht, ihn zu streicheln. »Normalerweise mag er keine Fremden«, bemerke ich. Billy Smith mustert mich gelangweilt, ohne ein Zeichen des Erkennens, ehe er die Augen schließt. Verräter, zische ich leise. Wer kauft dir Fancy Feast ? Wer lässt dich im Winter im Bett schlafen?
»Tiere mögen mich meistens.« Gabe krault Billy Smith zwischen den Ohren und wird mit einem noch lauteren Schnurren belohnt.
Ich fasse es nicht! Selbst meine verdammte Katze hintergeht mich!
»Nur mit Menschen habe ich so meine Probleme.« Gabes Miene ist ernst, doch diesmal erkenne ich den Witz und lächle. Trotz meiner Vorbehalte gegen ihn fange ich allmählich an, ihn zu mögen. Nicht dass dich das in irgendeiner Weise entschuldigt, Freundchen,
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