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Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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blau«, erklärt er düster.
    »Du meinst, ihr wisst inzwischen, dass es ein Junge wird?«, frage ich aufgeregt. »Und dass ihr ihn Boris nennen werdet?«
    »Mach dich nicht lächerlich. Natürlich nicht«, blafft er.
    »Wir wollen, dass das Geschlecht des Babys eine Überraschung wird, aber Lou besteht darauf, es Boris zu nennen - nach Boris Karloff, der Frankensteins Monster gespielt hat«, erklärt er seufzend. »Offenbar geben alle schwangeren Frauen ihren ungeborenen Kindern Spitznamen, was fast so schlimm ist, wie wenn Leute sich Namen für ihren Wagen ausdenken.«
    Ich liebe meinen Bruder, ehrlich, aber manchmal würde ich ihn am liebsten umbringen. Er ist so verdammt übellaunig. Ich weiß, dass er insgeheim völlig aus dem Häuschen ist wegen des Babys, aber das würde er niemals zugeben. Er steht einfach drauf, immer nur zu maulen.
    »Ein Drink?«, frage ich fröhlich, in der Hoffnung, ihn mit der Aussicht auf einen Gin Tonic aufzumuntern.
    »Wenn du Glück hast und einen kriegst«, grummelt er und reicht mir einen Zehner. »Ich versuche schon seit 20 Minuten, den Barkeeper dazu zu bringen, zu mir herüberzusehen.«
    Wie gesagt - ein sonniges Kerlchen, mein Bruder.
    Ich wende mich zur Bar um und sehe auf den ersten Blick, was er meint. Die Männer scharen sich mindestens in Fünferreihen vor der Bar, alle mit leeren Gläsern in der einen und Pfundnoten in der anderen Hand. Bei dieser Geschwindigkeit wird es eine Ewigkeit dauern, bis wir etwas zu trinken bekommen. Niedergeschlagen stelle ich mich ans Ende der Schlange.
    Nach einem Moment tippt mir jemand auf die Schulter. »Werden Sie schon bedient?«, fragt ein Mann hoffnungsvoll und schwenkt sein leeres Glas.
    »Ich wünschte, es wäre so.«
    Und dann passiert etwas wirklich Seltsames.
    Der Barkeeper, der gerade damit beschäftigt ist, eine Runde Drinks abzukassieren, wendet sich mir zu und sieht mich direkt an. Nicht das halbe Dutzend Männer, das sich vor mir drängt, sondern mich. Unsere Blicke begegnen sich, und ich spüre, wie ich eine Gänsehaut bekomme. Was ziemlich seltsam ist, denn er hat eine beginnende Glatze, ist dick und mindestens 50.
    »Äh …« Ich lächle unsicher. »Zwei Gin Tonic mit Eis und Zitrone. Bitte.« Ich kann mein Glück nicht fassen.
    »Sofort«, gibt er zwinkernd zurück, schnappt sich zwei Gläser und macht sich an die Arbeit.
    Als ich wenige Minuten später zu Ed zurückkehre, starrt er wie all die anderen Männer wie gebannt in den Fernseher, wo noch immer das Fußballspiel läuft.
    »Wow, das ging aber schnell«, meint er anerkennend und greift nach seinem Glas, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen.
    »Du kommst nie darauf, was mir gerade passiert ist«, zische ich. »Ich bin vor allen anderen bedient worden.«
    »Ah, der Frauenbonus, was?« Er nippt an seinem Glas und starrt noch immer auf den Fernseher.
    »Nein, es war anders. Irgendwie seltsam.«
    »Was meinst du mit seltsam?« Er verzieht das Gesicht, als sich eine neuerliche Gästeflut in den Pub schiebt, und hält sein Glas fest, um nichts von seinem Drink zu verschütten.
    »Verdammt, hier ist ja der Teufel los.«
    Ich spüre, wie sich ein Ellbogen in meine Schulter bohrt, und schnappe nach Luft. »Ich wünschte, es gäbe irgendwo einen freien Platz.«
    Kaum haben die Worte meinen Mund verlassen, zieht das Paar neben uns die Jacken an. Nein, das gibt’s doch nicht. Verblüfft sehe ich zu, wie die Frau ihren Wein austrinkt und eine frische Schicht Lipgloss auflegt, während er seine Zigaretten in die Tasche steckt. Es kann doch nicht sein, dass sie gehen. Oder?
    »Wir gehen - wollen Sie unsere Plätze haben?«, fragt der Mann, der sich mir zugewandt hat. Mir, nicht Ed.
    Mit einem Mal ist mir schwindlig.
    »Äh, ja, danke.« Dankbar lächle ich und werfe meinem verblüfften Bruder einen Blick zu, der eilig auf einen der Barhocker klettert und seine Hosenbeine hochzieht, damit sie keine Falten bekommen. »Was für ein Glück.«
    Wortlos setze ich mich auf den anderen Hocker. Mir schwirrt der Kopf. All die Zweifel an Dingen wie Aberglaube und Glück kommen mir wieder in den Sinn, als eine Episode nach der anderen wie ein Film vor meinem geistigen Auge vorbeizieht: der freie Platz in der U-Bahn, die fehlende Schlange bei Starbucks, das Päckchen Rasierklingen, der Parkplatz, Gabes Reaktion auf meine kleine Anzeige im Loot … Die Bilder beginnen sich zu vermischen, ihre Reihenfolge zu verändern, wichtige Dinge, Kleinigkeiten … Die staufreie Rückfahrt von Bath,

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