Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
der freie Kleiderhaken im Büro, das perfekte Paar Schuhe in meiner Größe. Und dann die Feststellung, dass sie noch billiger sind als angenommen. Die Tatsache, in der Bar bedient zu werden, einen Sitzplatz zu bekommen … Immer schneller ziehen die Bilder vorüber, verschwimmen vor meinen Augen, bis ich mich nicht länger beherrschen kann. »Nein, ist es nicht«, platze ich heraus, während mein Herz wie ein Presslufthammer schlägt. »Es ist mehr als Glück.«
Ich warte darauf, dass er etwas sagt, aber Ed starrt mich nur verwirrt an. »Tut mir leid, Heather, ich komme nicht ganz mit«, meint er schließlich. »Wovon um alles in der Welt redest du?«
Ich zögere. Denn genau das ist das Problem. Ich bin mir nicht sicher, wovon ich rede. Ich beiße mir auf die Lippe und beschließe, trotzdem einen Versuch zu wagen. »Ed, wenn ich dir gleich etwas erzähle, versprichst du mir, dass du nicht lachst?«
»Ah, das ist einfach«, kontert er sarkastisch, »weil ich ja sowieso keinen Humor habe, schon vergessen?« Damit spielt er auf meine Bemerkung während eines Streits an, die er offenbar bis heute nicht vergessen hat.
»Na ja, vielleicht bin ich ein wenig verrückt, aber -« Ich halte inne und lasse scharf den Atem entweichen. »Nein, vergiss es, ich spinne nur.«
»Spinnen? Meine kleine Schwester?« Sein Blick wandert wieder zum Fernseher.
Ich zögere immer noch. Er wird mich für eine Idiotin halten. Andererseits tut er das sowieso schon. »Na ja, die Sache ist die …« Ich hole tief Luft. Ach, sag es einfach, verdammt noch mal! »Alles, was ich mir wünsche, scheint in Erfüllung zu gehen«, sage ich laut.
Aber nicht laut genug, denn meine Worte gehen in einem Aufschrei der Gäste unter, der sich wie eine Welle aus kollektivem Johlen, Schimpfen und Pfeifen über mir ausbreitet, ehe er zu einem enttäuschten Stöhnen verebbt.
»Verdammt! Das war knapp«, stößt Ed hervor. »Das hätte ein Tor sein können!«
»Ed, hast du gehört, was ich gerade gesagt habe?«
»Tut mir leid, Schwesterchen.« Entschuldigend legt er mir eine Hand aufs Knie. »Eine kurzfristige Konzentrationsschwäche. Du sagtest etwas über Wunschdenken …«
Ich weiß, dass er mich aufziehen will, lasse mich aber nicht davon irritieren. Es ist eine Erleichterung, es jemandem zu sagen, den Verdacht in Worte zu fassen, der schon seit Tagen an mir nagt. »Nein, es ist kein Wunschdenken. Es ist mehr als das.« Dass ich es laut ausspreche, lässt es sogar noch grotesker klingen. »In den letzten Tagen habe ich den Eindruck, als würde sich alles erfüllen, was ich mir wünsche.«
»Du weißt ja, was man immer sagt, oder?«, erwidert er und trinkt seinen Gin Tonic aus.
»Ach ja?«, frage ich verwirrt.
Ed zermalmt lautstark einen Eiswürfel zwischen den Zähnen und sieht mich mit feierlichem Ernst an. »Pass bloß auf, was du dir wünschst.«
»Aufpassen?«, wiederhole ich verblüfft. Mir passiert gerade das Erstaunlichste, Fantastischste, Wundervollste in meinem ganzen Leben, und mein Bruder erklärt mir, ich solle aufpassen? Obwohl - ich kenne ihn doch, warum also überrascht mich diese Reaktion?
»Tja, überleg doch nur mal, was das bedeutet. Wir glauben zu wissen, was wir wollen, dabei können wir es erst genau sagen, wenn wir es haben. Und manchmal stellen wir dann fest, dass wir es eigentlich gar nicht wollten - aber dann ist es zu spät.« Er lächelt. »Einmal habe ich mir gewünscht, ein bisschen weniger arbeiten zu müssen und mehr Zeit zu haben, um die Hochzeit mit Lou planen zu können. Und dann habe ich mir die Grippe eingefangen und habe eine Woche lang mit der Wärmflasche im Bett gelegen. Toller Wunsch, was?«
»Ed, ich meine es ernst.« Ich bin sprachlos, weil sein Beispiel nicht das Geringste mit dem zu tun hat, was mir in den letzten Tagen widerfahren ist.
Er sieht mich unter seinen dunklen Augenbrauen hervor an. »Geht es dir gut?«
»Ja, es geht mir gut. Und, nein, es ist nicht die Grippe«, füge ich ungehalten hinzu.
Resigniert hebt er die Hände. »O.K., tut mir leid, aber komm schon, das ist doch wohl nicht dein Ernst. Ich meine, mal ehrlich«, schnaubt er. »Wünsche, die plötzlich in Erfüllung gehen?«
Ich beiße die Zähne zusammen. Okay, das reicht. »Gut, dann sag mir etwas, das ich mir für dich wünschen soll.«
»Heather, bitte, hör mit diesem Blödsinn auf. Das ist doch albern«, seufzt Ed, mittlerweile ärgerlich.
»Siehst du? Du hast Angst.«
»Angst?«, höhnt er. »Warum um alles in der Welt
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