Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
irgendeinem anderen Grund, als wir auf dem Sofa sitzen, er mir den Arm um die Schultern legt und mich an sich zieht. Ich atme den Duft nach verblassendem Aftershave, Butterpopcorn und Deo ein. Es ist unglaublich erotisch.
»Sprichst du Französisch?«, frage ich ihn, als Versuch, meine Gedanken aus der Reichweite lüsterner Fantasien zu bringen.
James hebt mein Kinn mit einem Finger und sagt etwas, aus dem ich mir mit meinen Schulkenntnissen keinen Reim machen kann. »Soll ich es für dich übersetzen?«, murmelt er.
Nein, lieber nicht. Mir genügt es vollauf, seinem sexy Akzent zu lauschen. Den Inhalt brauche ich nicht auch noch zu verstehen. Ich öffne den Mund, um etwas zu erwidern. Doch in dem Augenblick, als ich es am wenigsten erwartet habe, küsst er mich auf die Lippen.
Wow. Die Übersetzung gefällt mir. Ich schätze, ich hätte gern noch ein wenig mehr davon, sinniere ich und erwidere den Kuss. Es ist so lange her, seit ich das letzte Mal von einem Mann geküsst worden bin, dass ich völlig vergessen habe, wie herrlich es sich anfühlt. Und in den darauf folgenden Minuten wünsche ich mir, es würde nie wieder aufhören.
Nur meine Blase hat andere Pläne.
Sie drückt. Ich versuche, sie zu ignorieren und nicht an den Liter Diät-Pepsi zu denken, den ich mir im Kino zu Gemüte geführt habe. Stattdessen schlage ich die Beine übereinander und konzentriere mich auf James’ Zunge und seine Hände, die über meine Rippen und - hoffentlich - bald auch unter mein T-Shirt wandern.
Aber es funktioniert nicht. Meine Blase fühlt sich an, als würde sie gleich zerbersten. »Wo ist dein Badezimmer?«, frage ich und löse mich widerstrebend von ihm.
»Rechts, durchs Schlafzimmer - es ist en suite.« Er lächelt zu mir hoch, als ich aufstehe.
»Es dauert nicht lange«, flüstere ich und stürme wie von Sinnen durch den Korridor ins Badezimmer, das wie der Rest der Wohnung makellos sauber ist. Keine überquellenden Schubladen, keine auf dem Boden verstreuten Kleidungsstücke oder Schuhe, wie ich mein eigenes Zuhause zurückgelassen habe. Und dann fällt mein Blick auf sein Bett: Es steht mitten im Raum und ist mit frischer weißer Baumwollbettwäsche bezogen, die verdächtig danach aussieht, als wäre sie gebügelt worden, und mit sorgfältig aufgeschüttelten Kissen bestückt.
Trotz meiner Blase bleibe ich stehen und betrachte es wohlwollend. Meiner eingeschränkten Erfahrung nach sind alleinstehende Männer und Betten keine besonders fruchtbare Verbindung. Meistens beschränkt sich das Ganze auf eine Matratze auf dem Boden, und was die Bettwäsche angeht … nun ja, entweder ist es etwas mit Rüschen, das ihre Mutter für sie ausgesucht hat, oder irgendwelche ausgeleierten Fetzen aus der Studentenzeit. Und sie wechseln sie auch nie. Tatsache ist, die meisten Männer haben keine Ahnung, dass ein nicht einladendes Bett über das Gelingen oder Scheitern einer Beziehung entscheiden kann. Andererseits ist James nicht wie andere Männer.
Mit einem Anflug von Erregung stelle ich mir uns beide später darin vor, während ich ins Badezimmer haste und das Licht anschalte. Aaaah, diese Erleichterung. Mit heruntergelassenen Jeans sehe ich mich müßig im Raum um. Eine Badewanne mit Klauenfüßen, ein rundes Metallwaschbecken, ein ordentlicher Stapel Zeitschriften in einem Regal neben mir. Ich blättere sie durch - Investment Today, eine Broschüre von Relais Châteaux, Humor auf dem Stillen Örtchen (eines dieser Cartoonbücher, die man immer in Badezimmern findet). Froh, dass ich nicht auf ein schmieriges, eselsohriges Pornoheft gestoßen bin, betätige ich die Spülung und stehe auf, um mir die Hände zu waschen.
Als ich den Wasserhahn aufdrehe, sehe ich mein Gesicht im verspiegelten Badezimmerschrank.
Der Badezimmerschrank.
Neugier packt mich. Aber ich widerstehe der Versuchung. Ich kann doch nicht in seinem Badezimmerschrank herumwühlen. Das wäre Schnüffelei. Wer weiß, worauf ich stoßen würde?
Kaum hat sich der Gedanke in meinem Kopf eingenistet, fällt mir Jess wieder ein, die mir erzählt hat, wie sie einmal »rein zufällig« einen Blick in das Schränkchen unter dem Waschbecken eines Kerls, mit dem sie gerade zusammen war, geworfen und dabei einen violetten Spitzen-BH zwischen den Klopapierrollen entdeckt hat. Sie war am Boden zerstört. Nicht weil er sie mit einer arroganten Möchtegern-Schriftstellerin namens Sabrina betrogen hatte, sondern weil Sabrina Besitzerin eines knackigen B-Körbchens
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