Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
war.
Und dann kommt mir ein anderer Gedanke. Nur dass diesmal ich diejenige bin, die in Daniels Handschuhfach herumkramt und eine Schachtel Kondome findet.
Wenn ich es mir recht überlege … Vielleicht sollte ich doch lieber einen kleinen Blick hineinwerfen. Nur zur Sicherheit.
Ich öffne die Schranktür und spähe hinein. Zu meiner Erleichterung stelle ich fest, dass alles völlig normal und unschuldig aussieht. Zahnpasta, Zahnseide, Heftpflaster. Oh Moment, was ist denn das? Ganz hinten sehe ich eine Cremetube und will sie herausholen, wobei ich eine Flasche Aspirin umstoße. Krachend fällt sie ins Waschbecken. Mist! Eilig stelle ich sie zurück und betrachte die Tube in meiner Hand. Vitamin-E-Creme.
In diesem Augenblick meldet sich mein schlechtes Gewissen. Was tue ich da eigentlich? Ich sollte nicht in James’ Toilettenartikeln herumstöbern. Schließlich würde ich auch nicht wollen, dass er das bei mir tut und dabei meinen Geheimvorrat an Fußpilzsalbe oder die alles andere als sexy Riesenbinden findet, die ich während meiner Tage im Bett einlege. Erschaudernd schließe ich die Tür und trage eine frische Schicht Lipgloss auf. Und was kümmert mich sein Badezimmerschrank, wo er draußen sitzt und auf mich wartet? Ich tupfe meine Lippen mit einem Kleenex ab und schalte eilig das Licht aus.
Mit einer leeren Blase und einem rosigen, kussbereiten Lippenpaar kehre ich ins Wohnzimmer zurück. Das Sofa ist leer.
Oh.
Ich stehe allein da und verspüre einen Hauch von Enttäuschung, als ich Licht in dem kleinen Büro am Ende des Flurs brennen sehe. Ich gehe hinein und finde James an seinem Laptop vor. Seine Finger fliegen über die Tastatur, dann sieht er auf. »Ich beantworte nur ein paar E-Mails«, sagt er und streckt mir die Hand entgegen. »Ich habe da einen Kunden in Sydney, einen sehr ungeduldigen Kunden«, fügt er hinzu, verschränkt seine Finger mit meinen und zieht mich an sich.
Ich lasse mich auf seinen Schoß sinken und lege den Arm um seine Schultern, ohne auch nur den geringsten Zweifel daran zu hegen, dass sein ungeduldiger Kunde eben warten muss. Mein Gehirn hat sogar schon ein Stück vorgespult und beschäftigt sich mit der Frage, ob ich über Nacht bleiben soll oder ob er größeren Respekt vor mir hat, wenn ich nach Hause gehe, als er fortf ährt. »Liebling, würde es dir etwas ausmachen, wenn wir das hier vertagen?« Die Verwirrung ist mir offenbar ins Gesicht geschrieben, denn er fügt hinzu: »Australien ist neun Stunden voraus. Wenn ich bis morgen früh warte, ist es zu spät - ich fürchte, ich muss mich heute Abend noch darum kümmern.«
Ha, ha, sehr witzig. Ich suche in seinen Augen nach einem belustigten Funkeln, doch alles, was ich sehe, ist der Bildschirm, der sich darin spiegelt. In diesem Moment geht mir auf, dass das kein Scherz ist. Enttäuschung und Frustration machen sich in mir breit. »Ja … natürlich«, sage ich. »In Ordnung.« Ich zwinge mich zu einem Lächeln und versuche, nicht daran zu denken, wie gespannt ich auf den heutigen Abend war, und an all die Mühe, die ich mir gemacht habe: ich habe mir die Beine rasiert, die Bikinizone mit Wachsstreifen getrimmt, meine aufreizendste Unterwäsche angezogen - für alle Fälle. Doch ich kann es nicht leugnen. Ich bin verstimmt. Und fühle mich auf einmal verdammt unbehaglich. Ich rutsche auf James’ Schoß hin und her, in der Hoffnung, meinen Spitzen-Tanga zu befreien, doch er steckt in meiner Poritze fest. »Eigentlich täte es mir auch ganz gut, früh ins Bett zu kommen«, lüge ich und tue, als müsste ich gähnen.
Er streicht mir das Haar aus dem Gesicht und lächelt. »Also, hast du morgen Abend Zeit?«
»Tut mir leid, aber ich bin beschäftigt.« Ich will ihm gerade erklären, dass Lionel und ich uns eine neue Ausstellung in Kensington ansehen wollen, besinne mich aber eines Besseren. Es ist kindisch, ich weiß, aber ich bin ein klein wenig empört darüber, dass James mich einfach nach Hause schickt und nicht einmal versucht, mich zum Bleiben zu überreden. Ehrlich, man kann das mit dem höflichen Gentleman auch übertreiben.
»Wie sieht es übermorgen aus?«
»Da muss ich arbeiten.«
Er hebt interessiert die Brauen.
»Eine Hochzeit im Tudor-Stil in Hampton Court«, erkläre ich steif.
»Oh, klar.« Er nickt mit ernster Miene, während seine Mundwinkel belustigt zucken. »Leider muss ich am Mittwoch für ein paar Tage nach Zürich«, sagt er und sieht mich an, als wolle er meine Reaktion einschätzen,
Weitere Kostenlose Bücher