Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
nicht, und es kümmert mich auch nicht«, stöhne ich.
»So was sagst du nicht mehr, wenn du erstmal genug auf dem Konto hast«, erklärt sie sachlich. »Wie meine Mutter immer schon sagt - arm zu sein ist alles andere als romantisch. Und meine Mutter ist weiß Gott keine dumme Frau.«
»… Wir lassen uns dahintreiben …«
Ich liebe diesen Teil, bei dem wir ein zehnminütiges Nickerchen machen dürfen.
»Bleibt also nur noch eines«, fährt Jess triumphierend fort.
Ich bin so erledigt, dass ich nicht fragen will, aber leider bin ich zu neugierig. »Was denn?«
»Sex.«
Das Bild von James erscheint vor meinem geistigen Auge.
»Sagen wir einfach, diesen Punkt kannst du mit einem Häkchen versehen.«
»Ehrlich?«
»Hmm.« Froh, dass ich sie ruhiggestellt habe, lege ich mich zurück und schließe die Augen.
»Was ist mit dem Vorspiel?«
Die Frau in dem Leopardenanzug schnaubt.
»Bitte, Jess.« Ich winde mich vor Verlegenheit.
Doch sie lässt sich nicht abwimmeln. »Ich muss über so was Bescheid wissen. Es ist wichtig. Du warst jahrelang weg vom Markt. Aber ich bin Profi in diesen Dingen.«
Ich öffne die Augen und starre sie finster an.
»Die Details brauchst du mir ja nicht zu verraten«, beschwichtigt sie mich. »Du musst nur nicken oder den Kopf schütteln.«
Eigentlich will ich diese Frage ignorieren, aber sie beugt sich zu mir herüber. »Weniger als zehn Minuten«, flüstert sie. Unwillkürlich schüttle ich den Kopf.
»Mehr als zehn Minuten.«
Ich nicke ziemlich stolz.
»Mehr als 20?«
Wieder nicke ich und lasse die vergangene Nacht zum x-ten Mal Revue passieren. Als Liebhaber war James so … wie soll ich sagen? … so selbstlos, und danach hat er mich an sich gedrückt, mich auf die Lider geküsst und mir gesagt, wie schön ich sei, bis ich eingeschlafen bin.
»30?«
»Eine glatte halbe Stunde«, gebe ich zu. »Nur für mich.«
»Wow! Also hat sich dein Wunsch tatsächlich erfüllt.«
»Mein Wunsch?«, wiederhole ich und versuche, so beiläufig wie möglich zu klingeln, als sich ein mittlerweile vertrautes Kribbeln in meinen Zehen und Fingerspitzen bemerkbar macht. Ich bin aufgeregt und verängstigt zugleich, so wie früher auf dem Rummelplatz vor dem Karussellfahren.
»Ja. Weißt du nicht mehr, wie du dir einen perfekten Mann gewünscht hast?«
Bis zu diesem Augenblick war es mir nicht in den Sinn gekommen, doch nun wird mir plötzlich klar, dass sie Recht hat. James hat alles, was ich mir je an einem Mann gewünscht habe. Er hat mir heute Morgen sogar angeboten, mir eine Schachtel Tampons zu kaufen, als ich mich über Bauchschmerzen beklagt habe. Es stellte sich zwar heraus, dass es an all dem Champagner lag, trotzdem - er hatte mir angeboten, Tampons für mich zu besorgen. Diese Worte sollten in Stein gemeißelt werden.
»Schieben Sie alle Gedanken beiseite und lassen Sie Ihr Bewusstsein frei schweifen.«
Ein Paar Füße, die dem Yogalehrer gehören, erscheint neben mir und bewahrt mich davor, Jess’ Frage beantworten zu müssen. Ich bin mehr als erleichtert. Mir schwirrt der Kopf, und als der Lehrer meine Schultern zu massieren beginnt, versuche ich zu tun, was er sagt. Aufzuhören, an James zu denken. Mir vorzustellen, dass mein Verstand ein mit Helium gefüllter Ballon ist, der dahinschwebt …
Ich schließe die Augen und schlafe ein.
KAPITEL 22
Freitagmorgen, acht Uhr. Ich stehe im Morgenrock an der Tür, bedanke mich bei dem Fleurop-Mann und starre verblüfft den riesigen, in Zellophan verpackten Blumenstrauß an - ein Dutzend perfekte rote Rosen mit einem breiten rosafarbenen Band. Ich ziehe das weiße Kärtchen hervor, das neben dem Dünger klebt, und lese die Nachricht. »Weil du so schön bist - James.«
Mein Magen krampft sich vor Freude zusammen. Wow, wie romantisch. Solche Sachen passieren mir sonst nie. Ich sehe zwar oft die kleinen Fleurop-Laster durch die Stadt fahren und wünschte, sie würden mit einer Lieferung vor meinem Haus anhalten. Aber sie tun es nie.
Sie haben es nie getan.
Seit Mittwochmorgen hat dieser kleine Laster vor meinem Haus angehalten - nicht einmal, auch nicht zweimal, nein, dreimal! Ich kann es immer noch nicht glauben. Manche finden das vielleicht übertrieben, aber träumt nicht jedes Mädchen von so etwas? Von einem Mann, der einem Blumen und romantische kleine Karten schickt, auf denen Dinge wie »Ich kann nicht aufhören, an dich zu denken« und »Ich vermisse dich schon jetzt« stehen, was ziemlich sülzig klingen mag, aber
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