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Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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dann der Kinobesuch und jetzt sein Versprechen, für mich zu kochen. Und trotzdem haben wir uns bisher nur geküsst. Für heutige Verhältnisse ist so etwas ungewöhnlich züchtig, aber damals war es völlig normal, die Dinge langsam anzugehen. Und viel romantischer, denke ich. Mum und Dad müssen lange ineinander verliebt gewesen sein, ehe sie im Bett gelandet sind.
    Beruhigt durch diesen Gedanken, wende ich mich Lionel zu, unfähig, mich noch länger zu beherrschen. »Wie lange habt ihr eigentlich gewartet, du und Mum? Du weißt schon, bis …«
    »Gewartet?« Verblüfft sieht er mich an, ehe er in schallendes Gelächter ausbricht.
    »Du meine Güte, wir haben es gleich bei der ersten Verabredung wie die Kaninchen getrieben.«
     
    Bzzzzzzzzz.
    Eine Dreiviertelstunde später stehe ich vor James’ Tür, halte den Finger auf die Klingel und tippe ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden
    Es reicht. Ich habe genug.
    Besser gesagt, ich habe eben nicht genug. Nämlich gar nichts. Im Gegensatz zu meinen Eltern. Ich meine, bitte. Irgendetwas läuft doch grundsätzlich schief, wenn man weniger Sex hat als die eigenen Eltern.
    Bzzzzzzzzzzz.
    »Hallo?« Endlich dringt seine Stimme aus der Gegensprechanlage. Er klingt verschlafen. Ich sehe auf die Uhr. Es ist spät. Wahrscheinlich war er schon im Bett. »Wer ist da?«, fragt er gähnend.
    »Ich bin’s, Heather«, antworte ich. Dann ist er eben verschlafen. Na und? Ich habe einen Entschluss gefasst. Pfeif auf das Warten. Pfeif darauf, sich erst besser kennen zu lernen. Und pfeif auf Respekt am nächsten Morgen.
    »Ich dachte, du hast heute Abend etwas vor.«
    »Hatte ich auch.«
    Es entsteht eine kurze Pause. »Ist alles in Ordnung?«, fragt er dann.
    »Ja, prima«, lüge ich. Na ja, so kann man es wohl kaum bezeichnen, wenn man seinen Vater mitten in einer Ausstellung stehen lässt, ins nächste Taxi springt und in einem Zustand höchster sexueller Erregung vor der Tür seines Freundes steht. »Kann ich rauf kommen?«, frage ich forsch. Und leicht angetrunken. Vielleicht waren die Apfel-Martinis ja doch stärker als vermutet.
    »Natürlich.« Das Türschloss springt auf. Ich öffne die Tür und schalte das Licht an. Ein großer Messingkronleuchter erhellt den Korridor, und ich haste die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Mein Herz hämmert, das Blut pulsiert in meinen Adern. Mein Kopf schwirrt, meine Augen weiten sich, und ich spüre ein sehnsüchtiges Ziehen in der Lendengegend.
    Als ich um die Ecke komme, sehe ich James im Türrahmen stehen - eine Vision in einem weißen Pikee-Bademantel, wie man sie in schicken Hotels aufs Zimmer gelegt bekommt. Er runzelt die Stirn, als er mich sieht. »Heather, was ist denn los? Du siehst -«
    Ich bringe ihn zum Schweigen, indem ich ihm die Zunge in den Hals schiebe. Er unternimmt nicht einmal den Versuch, Widerstand zu leisten. Außerdem wäre es ohnehin sinnlos gewesen. Ich bin betrunken. Ich bin lüstern. Ich hatte seit fast einem Jahr keinen Sex mehr. Der arme Kerl hat nicht den Hauch einer Chance.

KAPITEL 21
    »Und dann hat er zu mir gesagt, ›Jessica, deinetwegen möchte ich gern ein besserer Mensch sein.‹«
    Es ist der nächste Morgen, und ich bin mit Jess beim Yoga. Nach einer scheinbar nicht enden wollenden und - für jemanden, der eine halbe Stunde Dehnübungen machen muss, um mit den Händen den Boden berühren zu können - qualvollen Runde Sonnengrüße ruhe ich mich in einer Haltung aus, die der Lehrer als »Das Kind« bezeichnet. Das heißt, ich liege mit dem Gesicht auf der Matte.
    Ich hole tief Luft. Es ist so heiß, dass mir der Schweiß auf der Stirn steht. Ich schließe die Augen und versuche mir vorzustellen, ich läge am Stand von Goa oder im Garten in Cornwall - oder sonst irgendwo, nur nicht hier, eingezwängt wie eine Sardine zwischen einem Dutzend schwitzender Leiber im Sacred Movement Centre in Notting Hill. »Ist das nicht ein Zitat aus einem Film?«, frage ich.
    Als Jess mich früher an diesem Morgen angerufen hat, um zu verkünden, sie sei von ihrem Sydney-Flug zurück, und mich daran zu erinnern, dass ich ihr seit Wochen versprochen hätte, sie zum Bikram-Yoga zu begleiten - »es ist wirklich unglaublich. Der Raum wird auf über 32 Grad geheizt, so dass du diese wirklich tiefgehenden Posen einnehmen kannst« -, spüre ich, wie sich meine Chakren ineinander verknoten. Sport? Bei 32 Grad Raumtemperatur? Zwei volle Stunden lang? Allein bei der Vorstellung war ich völlig fertig. »Tut mir

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