Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
pinkfarbenen Stilettos an. Nun, da sie ein wenig eingelaufen sind, fühlen sie sich an wie ein Paar alte Slipper.
Schlagartig wird mir bewusst, dass ich die Vorstellung, James schon bald als ein Paar alter Slipper zu betrachten (und das auch noch völlig in Ordnung zu finden) nicht angenehm, sondern als äußerst besorgniserregend empfinde.
»Und wir wechseln uns beim Fahren ab«, füge ich hastig hinzu. Ich packe die alte, ramponierte Reisetasche und schüttle sie kräftig, damit alles hineinpasst. »Und er hat keinen Sportwagen, sondern einen überaus zuverlässigen Range Rover.«
Ich warte auf Eds Reaktion, doch am anderen Ende der Leitung herrscht absolute Stille. »Ed, bist du noch dran?«
Gedämpftes Murmeln dringt an mein Ohr. Ich sehe ihn vor mir, wie er der Familie die Nachricht überbringt, die sich um ihn geschart hat und gespannt darauf wartet, in welches Chaos Heather sich diesmal wieder gestürzt hat. Ich spüre Ärger in mir auf keimen. Ich höre zwar nicht genau, was sie sagen, aber zweifellos zielt es auf eine Schlagzeile ab à la »NEWSFLASH: Schwester - Single und gefährdet, als alte Jungfer zu enden - wurde mit Freund und Wagen der Spitzenklasse lebend gesichtet.«
»Ähem, ja, wir sind alle hier«, erklärt er hastig.
Genau wie ich es mir gedacht habe.
»Tja, ich fürchte, ich bin es nicht«, erkläre ich leichthin und schlüpfe in meine Glitzer-Flip-Flops. »Deshalb kann ich auch nicht den ganzen Tag hier stehen und mit dir plaudern, oder, Ed? Sonst komme ich ja nie hin.« Mit einem befriedigten Grinsen, weil es mir ein einziges Mal gelungen ist, in einem Gespräch mit meinem Bruder das letzte Wort zu haben, lege ich auf.
Zehn Minuten später bin ich nicht mehr so großspurig.
»Du kannst nicht mitkommen?«, jaule ich, als James mir mitteilt, er hätte gerade festgestellt, dass er zu einem Krisengespräch mit einem wichtigen Kunden nach Paris fliegen müsse und unmöglich absagen könne.
»Ich weiß, ich bin auch enttäuscht, Liebling«, beteuert er. »Ich habe mich schon so darauf gefreut, deine Familie kennen zu lernen.«
Meine Familie.
Der Mut verlässt mich bei diesem Gedanken. Oh Gott, mein Bruder wird das ganze Wochenende nicht zu ertragen sein. Und dasselbe gilt für Rosemary. Ich verabschiede mich von James und nehme resigniert die Schlüssel für den MG, die auf dem Fensterbrett neben dem Heidekrautzweig liegen. Mein Blick fällt auf den Zweig, und ich halte kurz inne, während sich meine Laune beim Anblick der Sonne hebt, die durch die Holzjalousien hereindringt und die winzigen weißen Blüten in helles Licht taucht. Unglaublich, wie lange er sich gehalten hat. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich mittlerweile um ihn kümmere - ich habe ihn in einen Eierbecher gestellt, dessen Wasser ich jeden Tag nachfülle - aber da selbst jede Grünlilie, die ich anfasse, normalerweise sofort braun wird und verdorrt, liegt es auf der Hand, dass hier stärkere Kräfte wirken als mein leider alles andere als grüner Daumen.
Manch einer bezeichnet es vielleicht als Glück.
Ich nenne es Magie.
Kaum ist mir dieser Gedanke in den Sinn gekommen, passiert etwas wirklich Schräges. Ich habe einige Augenblicke lang in dem kleinen Fleck Sonnenlicht in der Küche gestanden und die Wärme genossen, als sie sich mit einem Mal zu einer sengenden Hitze entwickelt, die mich durchströmt. Gleichzeitig breitet sich ein seltsames Gefühl in mir aus. Es ist fast... als würde ich... beobachtet werden.
Automatisch sehe ich zum Fenster, in der Erwartung, dass niemand dort ist und ich mir wie eine Idiotin vorkomme. Aber als ich durch die Lamellen spähe, sehe ich ein smaragdgrünes Augenpaar glitzern. Schreck durchzuckt mich, dann erkenne ich die Gestalt. Nein, das kann nicht sein.
Es ist die alte Zigeunerin.
»Heather?«
Mir springt fast das Herz aus der Brust. Mit einem scharfen Atemzug fahre ich herum und sehe jemanden im Türrahmen stehen. Eine Sekunde lang bin ich so geschockt, dass ich Gabe nicht gleich erkenne. Er trägt wieder einmal eine seiner eigentümlichen Kombinationen - einen leuchtend orangen Overall, dazu Flip-Flops. »Oh … hi.« Meine Gedanken wirbeln durcheinander, und ich habe Mühe, zu begreifen, was gerade passiert ist. War das …? Kann es wirklich sein …? Nervös sehe ich noch einmal zum Fenster hinüber. Ich höre ein Miauen und registriere einen ingwerfarbenen Fleck, als Billy Smith vom Fensterbrett springt. Oder war es nur eine optische Täuschung?
»Fährst du
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