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Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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Blaulicht auf holen. Oh verdammt, er stoppt uns wegen Geschwindigkeitsübertretung.
    Gabe fährt auf den Pannenstreifen, und wir steigen ab. Ein ernst dreinblickender Polizist steigt aus seinem Range Rover und kommt steif beinig auf uns zu. »Wissen Sie, wie schnell Sie gefahren sind, junger Mann?«, fragt er und mustert Gabe finster.
    »Hey, tut mir wirklich leid. Ich bin aus Kalifornien zu Besuch hier …« Gabe zieht seine Unschuldiger-Tourist-Nummer ab.
    Leider zeigt sie keinerlei Wirkung bei einem Beamten der britischen Verkehrspolizei, denn die Miene des Mannes wird noch eine Spur strenger. »Tja, dürfen Sie in Kalifornien etwa 144 Stundenkilometer fahren? Ich glaube kaum.« Er hebt eine Braue. »Darf ich bitte Ihren Führerschein und die Versicherungskarte sehen?«
    Pflichtschuldig reicht Gabe ihm den Führerschein. »Die Versicherungsunterlagen habe ich nicht bei mir. Wissen Sie, ich habe das Motorrad erst seit ein paar Wochen.«
    Ein triumphierender Ausdruck erscheint auf dem Gesicht des Polizisten. »Tja, in diesem Fall muss ich Sie bitten, mir aufs Revier zu folgen.«
    Mein Mut sinkt. Oh je, ein Strafzettel wäre schon schlimm gewesen, aber das ist noch viel übler. Wenn wir so weitermachen, kommen wir nie nach Cornwall.
    Gabe zuckt schuldbewusst die Achseln, ehe er sich wieder an den Polizisten wendet, der sein Funkgerät einschaltet.
    Ich starre den Polizisten an und wünsche mir, dass er uns mit einer Verwarnung davonkommen lässt.
    »Mr. Gabriel Hoffman?«
    »Ja, Sir?«
    Der Verkehrspolizist gibt Gabe den Führerschein zurück.
    »Für heute lasse ich Sie noch mal mit einer Verwarnung davonkommen. Aber achten Sie in Zukunft auf Ihre Geschwindigkeit.«
    »Danke, Officer«, sagt Gabe und wirft mir einen verblüfften Seitenblick zu. Ich mime Überraschung. »Ich habe gehört, britische Polizisten seien anders als alle anderen. Offenbar stimmt das.«
    Der Polizist kehrt zu seinem Wagen zurück und sieht aus, als platze er jeden Moment vor Stolz. Dann dreht er sich um. »Sind Sie einer von diesen Hollywood-Schauspielern? Sie kommen mir irgendwie bekannt vor.« Ich verkneife mir ein Kichern, während Gabe errötet.
    »Ich fürchte, nein«, antwortet er und schüttelt den Kopf.
    »Hmmm«, brummt der Polizist und zuckt die Achseln. Er scheint nicht davon überzeugt zu sein, nickt uns knapp zu und steigt ein.
     
    Als wir die Ausfahrt nach Port Isaac erreichen, ist es früher Abend. Gabe fährt von der Autobahn ab und legt einen anderen Gang ein, so dass das Motorrad in angenehmem Tempo die gewundenen Landstraßen entlangschnurrt. Ich klappe mein Visier hoch und nehme einen tiefen Atemzug von der guten Luft. Mmm, köstlich. Sie riecht nach Salz, nach Brandung, nach brennendem Holz, und wie immer überkommt mich ein Gefühl der Nostalgie. Das ist der Geruch meiner Kindheit. Der Geruch von Tagen am Strand, als ich Muscheln gesammelt und meinen Namen in den gelben Sand geschrieben habe. Von langen Spaziergängen auf den Klippen, an der Hand meiner Eltern, die mich durch die Luft fliegen ließen, so dass ich vor Lachen kreischte und um mehr bettelte. Von Versteckspielen in den im Hafen festgemachten hölzernen Fischerbooten und meinen Streitereien mit Ed, wenn er drohte, mich zu verpetzen.
    Mittlerweile tuckern wir lautstark über die schmalen Straßen, vorbei an dem Flickenteppich aus Feldern, auf denen sich grasende Schaf herden tummeln, die die Köpfe heben, als wir vorbeifahren. Ich lächle sie an, während sie gelangweilt zurückstarren, völlig unbeeindruckt vom Anblick des Motorrads mit dem amerikanischen Touristen und einer rothaarigen Einheimischen auf dem Sozius.
    Immer mehr steinerne Häuser tauchen am Straßenrand auf, und als wir den Hügel hinauffahren, spüre ich, wie mich gespannte Vorfreude erfasst. Diesen Teil der Reise liebe ich ganz besonders. Es ist, als packe man ein Geschenk aus, als warte man auf den Moment, wenn man erkennt, was drin ist. Denn ich weiß, dass wir in genau einer Sekunde das erste Mal das Meer sehen können. Fest schlinge ich die Arme um Gabe. Am liebsten würde ich mich über seine Schulter nach vorn beugen und ihm zurufen, dass er die Augen offenhalten soll. Doch ich unterdrücke das Bedürfnis, auch wenn es mir schwer fällt. Ich will ihm die Überraschung nicht verderben.
    Wir fliegen über den Kamm des Hügels, und da ist es. Ein silbrig blauer Streifen am Horizont.
    »Whoo-hooo«, heult Gabe in den Wind.
    Das Meer erstreckt sich vor uns wie eine blanke Kinoleinwand vor

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