Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
dem Film. Weiter und immer weiter, bis es den gesamten Horizont ausfüllt, während sich die schaumigen Wellen rosa, rot und orangefarben in der untergehenden Sonne spiegeln.
Gabe fährt an den Straßenrand und schaltet den Motor ab, der blubbernd erstirbt. Ich reiße mir den Helm vom Kopf und schüttle mein Haar aus. In meinen Ohren surrt es, und nach dem stundenlangen Dröhnen ist es plötzlich seltsam still.
»Wow.«
Ich sehe zu, wie Gabe an den Rand der Klippe geht und zum Horizont starrt. Steif beinig klettere ich vom Sitz und trete neben ihn. Er steht da, vollkommen reglos, und starrt geradeaus. Ich folge seinem Blick und beobachte, wie die Sonne langsam im Meer versinkt. Einen Moment lang bleiben wir so stehen. Seite an Seite. Unsere Silhouetten, die sich gegen den Himmel abheben, dessen Farbe von Orange zu Rosa und schließlich zu Purpurrot wechselt, während wir dem fernen Rhythmus der Wellen lauschen, die gegen den verwaisten Strand schlagen.
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er sich mir zuwendet. Innerlich halte ich die Luft an. Tut er gleich, was ich glaube? Die Luft zwischen uns ist wie elektrisiert. Ich wende ihm das Gesicht zu und sehe schüchtern hoch. Wird er tun, was ich mir gerade wünsche?
»Fahren wir?«
Seine Stimme katapultiert mich abrupt in die Wirklichkeit zurück, während eine Woge der Verlegenheit über mich hinwegspült.
»Äh … ja …«, stammle ich. Daran war nur dieser verdammte Sonnenuntergang schuld. Ich habe die Zeichen fehlinterpretiert und mich hinreißen lassen. Verlassenes Kliff, herrlicher Anblick, ein attraktiver Mann …
Der nicht dein Freund ist.
»Übrigens muss ich dich wegen meiner Stiefmutter warnen«, sage ich.
»Wieso? Beißt sie?«
Unwillkürlich kichere ich.
Gabe mustert mich nachdenklich. »Weißt du eigentlich, dass dies das erste Mal war, dass du über einen meiner Scherze gelacht hast?«, meint er.
Abrupt halte ich inne. »Ich lache doch ständig über dich«, protestiere ich.
»Über mich, aber nicht über meine Witze«, korrigiert er und tut so, als wäre er beleidigt.
Zumindest glaube ich, dass er nur so tut, aber sicher bin ich mir nicht. Ich habe den Verdacht, geradewegs in eine peinliche Situation zu schlittern. Ich kann unmöglich zugeben, dass ich Standup-Comedy hasse und dass es meine Vorstellung von der Hölle ist, einem Mann auf einer Bühne lauschen zu müssen, wenn er irgendwelche völlig unlustigen Beobachtungen über seine Freundin zum Besten gibt, und ich werde unter gar keinen Umständen zugeben, dass ich ihn bei seinen Proben belauscht habe und es entsetzlich fand.
Der Wind zerrt an meiner Jacke wie ein um Aufmerksamkeit heischendes Kind am Rockzipfel der Mutter, und plötzlich fällt mir auf, wie dunkel und kühl es geworden ist. Ich sehe auf die Uhr. »Es wird spät. Wir sollten gehen.«
Das stimmt, aber es ist auch eine hervorragende Methode, um die Situation aufzulösen. »Sie werden schon auf uns warten«, füge ich hinzu.
Gabe verzieht das Gesicht, hebt seine noch immer in den großen Lederhandschuhen steckenden Hände und tut so, als würde er vor Angst an den Nägeln kauen.
»Keine Sorge, es wird dir gefallen«, beruhige ich ihn und hake mich bei ihm unter, während wir zum Motorrad zurückgehen. Dann habe ich eben die Zeichen fehlinterpretiert. Na und? Ich wollte sowieso nicht, dass er mich küsst.
KAPITEL 27
Gabe erweist sich von der ersten Sekunde an als voller Erfolg bei meiner Familie, einschließlich Rosemary, die ihm, als er die Küche betritt und ihr die in Haushaltshandschuhen steckende Hand schüttelt - »Stiefmutter? Nie im Leben. Ihr beide seht aus wie Schwestern!« - sofort aus der Hand frisst. Sie errötet wie ein Teenager, serviert ihm einen Sherry in einem ihrer besten Waterford-Kristallgläser und fordert ihn nicht einmal auf, die Schuhe auszuziehen. Währenddessen schart sich der Rest der Familie um ihn, schüttelt ihm ebenfalls die Hand oder schlägt ihm wie mein Vater kräftig auf den Rücken, als klopfe er Staub aus einem Teppich.
In der Zwischenzeit muss ich mir selbst einen Sherry einschenken und darf das Haus erst betreten, nachdem ich meine Stiefel abgestreift habe. Ganz ehrlich, alle machen ein solches Theater um ihn, dass ich beinahe etwas verstimmt bin.
»Also, was ist mit der Beißzange …«, flüstere ich, als Gabe allen vorgestellt worden ist und wir uns um den Esstisch scharen, der mit einem glänzenden Braten und allerlei Beilagen beladen ist.
»Sie scheint ziemlich cool zu
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