Der Wunschzettelzauber
der Mund leicht geöffnet, beide Arme zurückgeworfen. Er atmete leicht und regelmäÃig. Schlief tief und fest.
Er war ihre groÃe Verantwortung.
Sachte zog Chloe die Peter-Rabbit -Bettdecke hinauf bis zu Nicolasâ Kinn und beugte sich dann hinunter, um einen Kuss auf seine Stirn zu hauchen. Dann verlieà sie das Zimmer auf Zehenspitzen. Ihr Frankreich-Plan mochte bisher noch ein Luftschloss sein, aber eigentlich war er vernünftig.
Es war immer vernünftig, auf das Einfache und Bodenständige zu setzen. Weil es leichter zu beherrschen war, sagte Chloe sich und machte sich nicht die Mühe, darüber nachzudenken, was sie damit eigentlich meinte.
28
Sand im Getriebe
Später schlüpfte Chloe selbst in ihren Pyjama und schmierte sich eine Ultrapflegemaske auf ihr Gesicht, die ihr für den nächsten Tag ein umwerfend strahlendes Aussehen verleihen sollte. AuÃerdem würde sie ihre FuÃnägel frisch lackieren (in einem dunkelroten Ton namens Opium ). SchlieÃlich konnte man nie wissen, was morgen Abend geschehen würde, und es war besser, auf alles vorbereitet zu sein.
Mit rosafarbenen Schaumstoffkeilen zwischen den Zehen und einem Gesicht wie eine Sahnetorte saà sie bolzengerade auf ihrem Sofa, und ihre Gedanken rasten durch ihren Tagesplan für morgen. Guillaumes Hotel. Borough Market. Flussufer. Tate Modern. St. Paulâs. Es würde alles reibungslos klappen. Nach reiflicher Ãberlegung hatte sie sich das perfekte Outfit für einen solchen Tag zusammengestellt: knielanger, schwarzer Rock und schwarzer Rollkragenpullover, Stiefel mit halbhohen Absätzen und ein klassischer Burberry-Mantel. Schlichter Pariser Chic. Antoine wäre hingerissen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Guillaume und sich mit Nicolas zwischen ihnen die StraÃe entlanggehen, und sie hielten sich an den Händen. Sie seufzte glücklich, schloss die Augen und wackelte mit den Zehen. Morgen. Morgen würde ihr Traum wahr werden.
AuÃer ⦠Sie öffnete die Augen. Sie sollte lieber den Wetterdienst abfragen, um ganz sicherzugehen. Sollte es regnen, dann könnten sie ins Kino gehen oder auch den Nachmittag zu Hause verbringen. Guillaume würde sicher gern sehen, wo sie lebten. Dann könnte Nicolas ihm seine Spielzeuge zeigen, seinen Lego-Kasten und so weiter. Ach, es würde herrlich werden.
Sie wollte gerade an ihrem Handy das Symbol für den Wetterdienst antippen, da begann es zu klingeln. Es war Guillaumes Nummer. Unterdrücken oder Verbindung herstellen? , wollte das Handy wissen. Verbindung herstellen, du blöde Kiste. Verbindung herstellen!
» Bonsoir, Monsieur« , flüsterte sie in verführerischem Ton. » Prêt pour le voyage ?«
» Comment ?«, rief Guillaumes Stimme angestrengt. »Chloe, bist du das? Ich kann nichts verstehen.«
»Tut mir leid. Hörst du mich jetzt?«
»Ja, jetzt gehtâs besser. Da war zuerst ein seltsames Geräusch in der Leitung, als du den Hörer abgenommen hast.«
Chloe lächelte. Das war nur ich in dem Versuch, in Französisch sexy zu klingen. Egal. Wir können das zusammen üben, wenn du erst hier bist .
»Bist du bereit für morgen?«, fragte Chloe und berührte versuchsweise den Lack an einem Zehennagel. Er war noch nicht ganz trocken. Sie streckte sich auf dem Sofa aus. »Ich freu mich schon so.«
»Chloe.«
»Und Nicolas ist schon total gespannt auf dich.«
»Chloe!«
»Wir reden schon seit Tagen von nichts anderem mehr. Er möchte dir seine Lieblingsdinos â¦Â«
» CHLOE !«
»Entschuldigung, was?«
»Chloe, ich habe ein Problem.«
»Ach. Was für ein Problem denn?«
»Na ja, wir sind mitten dabei, die Reihen zu säubern. Tote Weinstöcke zu entfernen. Das wild wuchernde Gras mit der Rollegge zu beseitigen«, erklärte Guillaume. »Eine ziemlich schwere Arbeit.«
»Aha.« Es klang, als hätte er einen schlechten Tag gehabt. Chloe fragte sich kurz, was wohl eine Rollegge sein mochte, und gab es dann auf.
»Es kostet viel Zeit, alles auf diese Weise unkrautfrei zu machen, aber Pestizide kommen bei uns natürlich nicht in Frage. Und dieses Gras muss weg. Es nimmt sonst den Weinstöcken das Wasser weg.«
»Ich verstehe.« Normalerweise mochte Chloe Gras â samtweicher Rasen, Picknicks, Gartenpartys â, aber in diesem Zusammenhang schien das Zeug ein ziemlicher
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