Der Wunschzettelzauber
Giraffe essen? Oder würde er es verfluchen? Würde er Pizza Express verfluchen? Und spielte er denn FuÃball? Sie wusste es nicht. Und überhaupt, mochte er Kinder? Würde er Nicolas mögen? Was, wenn nicht? Und was, wenn Nicolas ihn nicht mochte? Dann wäre das gesamte Wochenende â und noch viel schlimmer, ihre gesamten Pläne für eine herrliche Zukunft in Frankreich beim Teufel. Nein, nein, nein, das durfte nicht geschehen. Es durfte einfach nichts schiefgehen.
Also gut. Von vorn. Das Beste wäre es, wenn sie so plante, dass Guillaume und Nicolas sofort, am Samstag schon, zusammengebracht würden. Nicolas liebte Borough Market, er liebte das Flussufer, er liebte die Tate Modern, und er liebte St. Paulâs. Sie könnten diesen Ausflug zusammen, als Familie unternehmen â oder als möglicherweise zukünftige Familie, ermahnte Chloe sich selbst.
Sie blickte auf, sah ihre Freundinnen das Bon Vivant verlassen und winkte ihnen fröhlich zu. Einen Augenblick später, als Charlie ebenfalls ging, hielt sie den Blick beharrlich auf den Jambon persillé gesenkt, den sie gerade einpackte, und warf dem Macchiato-Mann nur einen raschen Blick durch die Wimpern nach, als er schon drauÃen auf der StraÃe war. Auf Nimmerwiedersehen!
Grässlicher, perfekt organisierter Frauenheld. Erst am Abend zuvor war Giles spät nach Hause gegangen und hatte unterwegs gesehen, wie der Macchiato-Mann die Samba-Königin, das sexy brasilianische Kindermädchen, von seinem Haus aus gleich um die Ecke in ein Taxi gesetzt hatte. Das war um ein Uhr morgens gewesen, wie Giles betont hatte. Man musste nicht lange raten, was das zu bedeuten hatte â eine Kerbe mehr im Bettpfosten des GroÃen Verführers.
Chloe hatte es ihren Freundinnen noch nicht berichtet, zum Teil weil sie vor Wut schreien könnte, wenn sie nur daran dachte. Wahrscheinlich sollte sie es den Mädels aber doch erzählen. Sie schienen alle vergessen zu haben, was für eine Sorte Mann Charlie war.
Seufzend beschloss sie, alle Komplikationen für eine Weile beiseitezuschieben und sich ihrem Lieblings-Fantasiebild hinzugeben: Guillaume, wie er in seinem Weinberg stand, umflutet von den heiteren, sanften Strahlen der Wintersonne im Burgund.
27
Chloes Frankreich-Plan
»Warum müssen wir Guillaume treffen?«, fragte Nicolas seine Mutter ein paar Tage später. Chloe blickte auf. Der kleine Junge schien nicht beunruhigt. Er war damit beschäftigt, all seine Bogenschützen an der Brustwehr seiner hölzernen Burg aufzustellen.
»Er kommt, um dich zu besuchen. Um uns zu besuchen«, erwiderte Chloe leichthin. »He, du hast alle Ritter und alle Soldaten genommen«, beschwerte sie sich und inspizierte die glänzende Liliputaner-Armee hinter den Burgmauern. »Das ist nicht fair. Wie soll ich denn dann meine Attacke führen?«
»Aber warum kommt er mich besuchen?«, fragte Nicolas.
»Hmmm â¦Â«, machte Chloe, während sie sich umsah. Ihr Blick landete auf der Schublade, in der die Tiere verstaut waren. »Guillaume war Daddys bester Freund, als sie noch klein waren. Als sie so kleine Jungen waren wie du.«
Nicolas brach in Gelächter aus. Er fand den Gedanken, dass die Erwachsenen früher einmal Kinder gewesen waren, äuÃerst erheiternd.
»Du kannst Französisch mit ihm sprechen«, fuhr Chloe fort, während sie alle Tiere aus dem Kasten nahm und sie in Gruppen sortierte.
»Warum?«
»Weil er Franzose ist. Wir können alle zusammen Französisch sprechen. Das tun wir ja auch bei grand-père und mamie . Dort sprechen wir alle Französisch.«
»Ja, aber warum kommt er hierher? Du hast doch gesagt, er lebt in Frankreich?«
»Das tut er auch«, antwortete Chloe und stellte eine ganze Mannschaft von Dinosauriern, Drachen und Tigern in Reih und Glied auf. »Sieh mal, die gefährlichen, wilden Tiere werden gleich die Burg angreifen. Und da haben wir sogar eine doofe Giraffe, du solltest also lieber auf der Hut sein. Guillaume kommt für ein paar Tage nach London. Und dabei besucht er uns.«
»Warum will er uns besuchen?«
Hmm. Chloe lieà alle Dinosaurier etwas vorrücken. Sie wusste, dass sie lieber nicht die Geduld verlieren sollte. Vor Kurzem hatte Nicolas mit dem Warum-Fragen begonnen. Inzwischen hatte sie gelernt, dass es besser war, diese Fragen nicht allzu detailliert zu beantworten. Das war
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