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Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Zagha
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nie mit Antoine gewesen war.
    Das Lokal war in den 1840ern eine guinguette gewesen, eine einfache Tanz- und Trinkhalle für Handwerksleute und Raufbolde und ihre Mädchen. In jenen Tagen würde es dort wohl so ausgesehen haben wie in Renoirs Gemälde Déjeuner des canotiers , mit einer Atmosphäre, der ein impressionistischer Maler nicht widerstehen konnte.
    Das Restaurant war erhöht gelegen, so dass es einen Blick über ganz Paris bot. An diesem sonnigen, klaren Tag, der schon ein Vorbote des Frühlings war, konnte Chloe sogar den Eiffelturm in einiger Entfernung ausmachen. Sie aßen wunderschön angerichtete, zart angebratene Steaks mit ausgezeichneten Frites, und Chloe musste zugeben (innerlich, nur an Rosine gerichtet), dass sie sich wohlfühlte.
    Beim Kaffee kam Guillaume um den Tisch herum und setzte sich neben sie auf die Bank. Wie am Abend zuvor war Chloe sich einer Art erotischen Fragezeichens bewusst, das in der Luft zwischen ihnen schwebte.
    Â»Chloe«, begann er sanft und ungeheuer bedeutungsvoll.
    Â»Guillaume«, erwiderte sie mit einer Andeutung von Schalk.
    Er nahm ihre Hand zwischen seine beiden Hände, küsste sie leicht aufs Haar, auf ihre Wange und, als sie sich ihm gänzlich zuwandte, auf ihre Lippen. »Wie sollen wir das nur hinkriegen?«
    Â»Was hinkriegen?«
    Â»Na, das hier. Mit uns.«
    Â»Ich weiß nicht«, antwortete Chloe, und das war die Wahrheit.
    Â»Du weißt, dass ich dich liebe«, sagte er einfach. »Und du kennst meine Situation. Mein Leben ist im Burgund. Ich kann die domaine nicht alleinelassen …«
    Â»Nein«, erwiderte Chloe. »Natürlich kannst du das nicht. Das verstehe ich.«
    Guillaume nickte. »Und ich will mit dir keine Fernbeziehung. Also, was würdest du vorschlagen?«
    Chloe durchfuhr der Gedanke, dass Guillaume wohl dicht davorstand, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Sie holte tief, tief Atem. Nun hatte sie erreicht, was sie wollte. Sie konnte ihr Traumleben in Frankreich schon vor sich sehen, wie es sich in den lebhaften Farben und Lichtreflexen einer impressionistischen Landschaft bis in die Ferne erstreckte.
    Â»Ich weiß«, fuhr Guillaume fort, als sie schwieg, »dass es noch zu früh ist, dich zu fragen, ob du eventuell bereit wärst, London zu verlassen, um mit mir zusammenzuleben. Ich möchte dich nicht drängen, aber ich hätte gern irgendein Zeichen von dir.«
    Ein Zeichen. Guillaume hielt, genau wie sie, Ausschau nach schicksalhaften Zeichen. Chloe überlegte einen Augenblick. Sie mochte Guillaume wirklich gern. Mit ein bisschen Zeit konnte sie sicher echte Liebe zu ihm empfinden. Sie hatte die Wahl, entweder geduldig etwas Solides aufzubauen, oder sich Hals über Kopf in einen katastrophalen Abwärtssog zu stürzen. Diese Entscheidung bedurfte keiner weiteren Überlegung. Eine Vernunftehe, das klang verrückt, aber es war nicht das Schlechteste. Sogar Frauen in Zweckehen entwickelten manchmal echte Zuneigung und Liebe für ihren Gatten.
    Wie sah denn die Alternative für sie aus? Ihren Gefühlen für einen anderen nachzugeben, der vollkommen unpassend und unzuverlässig war und dessen erste Ehe aus diesem Grund gescheitert war? Nein, niemals. Lieber sich beherrschen. Sie musste auch an Nicolas denken, und außerdem hatte sie, seit sie Antoine verloren hatte, noch immer Angst davor, wieder verletzt zu werden, obwohl sie inzwischen über den Berg war.
    Â»Ich möchte gern wissen«, sagte Guillaume und schloss seine Hand fest um ihren Arm, direkt über ihrem Ellbogen, »ob du Ja zu mir sagst. Dass da etwas zwischen uns ist, das wachsen kann. Das ist alles, was ich brauche.«
    Antoine würde wollen, dass sie wieder heiratete. Dessen war sie sicher.
    Â» Alors ?«, forschte Guillaume. Er hob seine Hand zu ihrer Wange und schlang lächelnd eine ihrer Locken um seinen Finger. Wieder bemerkte sie staunend, wie groß und solide er aussah, fest verwurzelt und voll innerer Kraft.
    Â» D’accord «, erwiderte sie, ebenfalls lächelnd. »Ja.«
    Antoine würde wollen, dass sie Nicolas eine zuverlässige Vaterfigur verschaffte, einen homme sérieux .
    Â»Liebste Chloe, du machst mich sehr glücklich.«
    Und wer konnte diese Rolle besser spielen als Antoines Freund aus Kindertagen?
    Â»Sag es noch einmal«, flüsterte Guillaume ihr ins Ohr und hielt sie fest an sich gedrückt.
    Chloe sagte es noch

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