Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Zagha
Vom Netzwerk:
hinaufrennen – und erklärte, dass sie so schneller ans Ziel kämen. Es war sehr anstrengend, vor allem, da Chloe ein sehr langes, faltenreiches Hochzeitskleid trug – ein unübersichtliches Teil aus Spitze und Schleifen und Blumen, mit einer Schleppe und einem Schleier, die jeden Schritt schwermachten – ganz anders als das kurze weiße Kleidchen, das sie bei ihrer richtigen Hochzeit getragen hatte.
    Â»Na komm, komm schon« , rief Antoine dauernd. »Schneller, sonst verpassen wir die Trauung . «
    Â»Aber die können doch nicht ohne uns anfangen« , protestierte Chloe und bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten. »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind? Mir kommt es vor, als würden wir nicht vorwärtsgehen, sondern rückwärts.«
    Dann wechselte die Szene, und Chloe stand noch immer im Sand, aber diesmal an einem seltsamen Strand, der wie ein surrealistisches Gemälde mit verzerrten, übergroßen Gegenständen übersät war: Uhren, Sanduhren, andere Dinge, die sie nicht recht erkennen konnte – zerbrochene Statuen oder vielleicht Schachfiguren. Statt des Hochzeitskleides trug sie nun Rosines silbriges Revuegirl-Kleid, und in ihren Armen hielt sie etwas Weiches und Kostbares – ein schlafendes Kätzchen.
    Antoine war verschwunden. Doch Chloes Traum-Ich beunruhigte das nicht im Mindesten. Sie verstand, was seine Rolle gewesen war: Er sollte sie hierherführen und sie dann ihren Weg alleine suchen lassen. In ihrem silbernen Kleid und ihrem Feder-Kopfputz, der in der Meeresbrise schwankte, schritt sie dahin.
    Dann kam der seltsamste Teil des Traumes. Sie entdeckte am Horizont plötzlich wabernde Formen und Farben. Es erschien ihr wie ein Nordlicht, obwohl sie noch nie eins gesehen hatte. Über den Himmel breiteten sich leuchtende, große Flecken in Orange, Rot, Blau und Weiß aus. Sie hatte das Gefühl, dass die Farben zu ihr sprechen wollten, sich in Buchstaben verwandeln wollten wie eine Botschaft, die von einem Flugzeug in den Himmel geschrieben wurde, oder wie Feuerwerke, die einen Namen schreiben sollten. Und die ganze Zeit über stand sie da und blickte blinzelnd in den Himmel, bemühte sich, das Rätsel der Farben zu entschleiern, und fühlte, wie der nasse Sand an ihren Füßen zerrte.
    Das Aufwachen war immer gleich. Sie konnte an nichts anderes denken als an das Kätzchen. Wohin war es verschwunden? War es in Sicherheit? Wenn dem Kätzchen irgendetwas zustieß, würde sie es sich nie verzeihen können. Dann lag sie verwirrt und mit schweren Augenlidern blinzelnd da und versuchte, sich den Traum ins Gedächtnis zu rufen und einen Sinn darin zu erkennen. Und dann kam für gewöhnlich Nicolas hereingestürmt, der Tag begann, und sie schob das Ganze beiseite.
    Erst nach einiger Zeit erkannte Chloe, dass sie diesen Traum schon mehrmals geträumt hatte. Als sie eines Sonntagmorgens mit Nicolas und James durch den Hyde Park zum »Princess Diana Memorial«-Spielplatz spazierte, erzählte sie ihrem Bruder davon.
    Â» Wow , ganz schön wild«, meinte James bewundernd. »Aber weißt du auch, was er bedeutet?«
    Â»Ein Angsttraum?«, vermutete Chloe. »Dass ich mir wegen irgendetwas Sorgen mache?«
    Â»Ja, das vielleicht auch, aber ich meine, es ist doch sonnenklar, was das ist – das Ende von Planet der Affen .«
    Chloe seufzte. Man konnte sich immer darauf verlassen, dass James alles zum Anlass nahm, auf sein Lieblingsthema zu sprechen zu kommen: Sciencefiction .
    Â»Herrje«, meinte sie, »du bist wirklich ein totaler Freak.«
    Â»Danke«, grinste James. »Das macht mich für alle schönen Frauen auch so unwiderstehlich. Na ja, ich glaube, ich habe gerade die 68er Version gemeint«, fuhr er fort, während Chloe Nicolas im Auge behielt, der vor ihnen den Pfad erkundete. »Nicht die von Tim Burton, obwohl bei der die Tricks einfach toll sind, und das Ende mit dem Zeitsprung hat was. Nein, ich meine das Ende des alten Films, wo Charlton Heston den Strand entlangreitet, und dann kommt er zu der halb begrabenen Freiheitsstatue – ja? Und dann erkennt er, Horror über Horror, dass er die ganze Zeit daheim war und dass der Planet der Affen in Wirklichkeit die Erde nach der Apokalypse ist. Wir haben ihn zusammen gesehen, als wir noch Kinder waren, erinnerst du dich?«
    Chloe dachte darüber nach. Sie erinnerte sich an die

Weitere Kostenlose Bücher