Der Wunschzettelzauber
man plötzlich sichtlich alterte.
»Leugne es nicht«, meinte Rosine sanft, als sie Chloes Gesichtsausdruck sah. »Ich spreche von Frau zu Frau mit dir.«
»Wie eine GroÃstadt-Sirene mit der anderen«, ergänzte Chloe liebevoll.
»Natürlich, ma chérie . Sag mir, was hält Nicolas von Guillaume?«
»Ach, sie kommen wirklich gut miteinander aus.«
»Ja? Auf alle Fälle benehmen sie sich beide sehr korrekt. Aber das ist nicht ganz dasselbe. Glaubst du, dass Guillaume eines Tages gern eigene Kinder hätte?«
»Ja, ich glaube schon.«
»Mit dir vielleicht?«
»Vielleicht.« Dieser Gedanke war auch Chloe schon durch den Kopf gegangen. »Aber so weit sind wir noch nicht.«
»Nein. Und trotzdem möchtest du, dass es klappt, nicht wahr? Du bist schon fest entschlossen dazu. Du willst, dass er ein Vater für Nicolas wird.«
»Das möchte ich. Es würde mich sehr glücklich machen.«
»Vielleicht«, versetzte Rosine. »Hast du schon mit ihm geschlafen?«
»Rosine«, protestierte Chloe lachend. »Sei nicht so neugierig.«
»Von Frau zu Frau, habe ich gesagt. Na, seid ihr schon zusammen im Bett gewesen?«
»Nein. Wir hatten noch nicht wirklich die Gelegenheit dazu.«
»Ich verstehe. Und warum, glaubst du, vermeidest du es?«
»Das tue ich gar nicht! Aber so gut kenne ich Guillaume einfach noch nicht. Ich gehe nicht einfach ⦠mit jedem ins Bett, der mir gefällt, weiÃt du. Früher vielleicht, aber heute nicht mehr.«
Rosine lachte â ein dünnes, silbriges Trillern. »Ach Schätzchen, du hättest Nicolas bei deiner Mutter lassen und alleine nach Paris fahren können. Dann hättest du die ganze Zeit mit Guillaume im Bett verbringen können. WeiÃt du, um es auszuprobieren, und einfach zum SpaÃ. Machen das die Leute nicht meistens? Verstehst du, warum ich mich wundere?«
Chloe senkte den Blick auf die Ringe an ihrer rechten Hand. »Ja«, gab sie zu.
»Wenn wir die Bettgeschichten mal für einen Augenblick beiseiteÂlassen ⦠liebst du Guillaume?«
»Ja!«
»Zu schnell! Du fühlst dich mit dem Rücken an der Wand. Chloe, vor mir brauchst du dich doch nicht zu verteidigen. Guillaume will dich, das sehe ich ihm an. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er dich gern heiraten würde. Du lächelst. Gefällt dir dieser Gedanke?«
»Ja.«
»Dir gefällt der Gedanke an Guillaume mehr als der wirkliche Mann.«
»Nein«, protestierte Chloe nach einem winzigen Zögern. »Ich finde wirklich, dass Guillaume ein groÃartiger Mensch ist.«
»Ach, der groÃe Held? Der strahlende Ritter?«
»Davon weià ich nichts, aber er ist immer sehr ritterlich.« Chloe erzählte Rosine von ihrer ersten Begegnung in Montbard.
»Reizend von ihm«, konstatierte Rosine.
»Ja, und auch sehr bezeichnend, findest du nicht? Es ist, als wären wir füreinander bestimmt. All diese Zeichen, die darauf hindeuten.«
»Ach, Zeichen«, meinte Rosine wegwerfend und zog sich ihren Mantelkragen enger um den Hals. »Sollen wir weitergehen, chérie ? Mir wird in letzter Zeit schneller kalt.«
»Glaubst du nicht an Zeichen, Rosine?«, fragte Chloe, während sie Nicolas winkend bedeutete, dass sie gingen. »Du liest doch immer deine Horoskope in den Illustrierten.«
»Ja, weil es Spaà macht, Horoskope zu lesen«, erklärte Rosine. »Aber du weiÃt doch sicher, dass sie immer so geschrieben sind, dass man sie interpretieren kann, wie man will, nicht?«
Als sie abends zurück im Hotel waren, wartete Guillaume geduldig in seinem Zimmer, bis Chloe Nicolas zu Bett gebracht hatte. Dann klopfte er an ihre Tür, und sie verbrachten den Rest des Abends auf ihrem Bett sitzend, unterhielten sich und sahen mit zurückgedrehter Lautstärke Fernsehen.
Beide gaben sich Mühe, aber es kam keine wirklich entspannte Atmosphäre auf, im Gegenteil, es herrschte eine gewisse Spannung zwischen ihnen. Zuerst hatten sie nebeneinander auf der Bettkante gesessen, später hatte Guillaume sich auf Chloes Kopfkissen ausgestreckt, den Kopf in die Hände gestützt, eine Haltung, die einladend wirkte, ohne allzu eindeutig eine sexuelle Einladung zu sein. Chloe hatte die Beine angezogen und die Arme um ihre Knie gelegt, und so unterhielten sie sich, wobei er zu ihr aufblickte. Sie fragte ihn nach seiner
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