Der Wunschzettelzauber
einmal. Es war geschehen.
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Unterschwelliges
Wieder in London zurück informierte Chloe alle â ihre Freundinnen, ihre Familie, Rosine, Antoines Eltern â über die Pariser Ereignisse. Die Reaktionen auf die Neuigkeit fielen verschieden aus. Von ihren Eltern und von James, von Antoines Mutter und von Megan, Giles und Kaja kamen laute Schreie des Entzückens. Sally, Antoines Vater, Bruno und auch Rosine reagierten mit einem seltsamen, beunruhigenden Schweigen. Bei allen aber fühlte Chloe, dass unterschwellig unausgesprochene Gefühle im Spiel waren. Da schien es vieles zu geben, womit sie alle vor ihr hinter dem Berg hielten. Aber natürlich kannten sie Guillaume noch nicht so gut â alle mit Ausnahme von Antoines Eltern, und die erinnerten sich an ihn hauptsächlich als Kind und als Teenager. Ganz verständlich, dass ihre Freundinnen und ihre Familie von den raschen Fortschritten ihrer Romanze überrascht waren und erst mehr von ihm hören und sehen wollten, bevor sie sich mit diesem Gedanken anfreundeten. Egal. Das würde sie von ihrem Vorhaben nicht abbringen.
Der einzige Mensch, bei dem es ihr auch in diesem frühen Stadium schon wirklich wichtig war, was er davon hielt, war ihr Sohn. Mit Nicolas hatte sie zuallererst, schon im Zug nach London, darüber gesprochen. Sie hatte die Angelegenheit möglichst einfach gemacht, indem sie ihm erklärte, dass sie Guillaume sehr gernhätte und dass Guillaume sie und Nicolas sehr gernhätte und dass sie es sehr schön fände, wenn sie viel öfter mit Guillaume zusammen Âwären.
»Will er bei uns wohnen?«, fragte Nicolas, sobald er ihre Erklärung verdaut hatte.
»Das glaube ich nicht. Er kommt einfach, um uns zu besuchen. Zuerst.«
»Okay.«
»Und immer, wenn wir zu mamie und grand-père zu Besuch fahren, werden wir auch Guillaume besuchen. Und seine Schwester Aurélie, die ganz viele Pferde hat.«
»Pferdchen!« Sein Gesicht strahlte auf.
Sie verlor sich in Träumereien. Nicolas würde reiten lernen, er würde ein richtiger Gutsherr werden wie Guillaume. Und sie, die sich vor Pferden fürchtete? Nun ja, sie würde lernen, ihre Angst zu beherrschen. Dabei wollte sie es für den Augenblick belassen.
Sie musste unbedingt mit Bruno darüber sprechen, wie lange das Bon Vivant noch geöffnet bleiben sollte. Danach konnte sie ihren Umzug ins Burgund planen. Sie musste auch mit ihren Eltern sprechen, vor allem mit ihrer Mum, die über Guillaume erfreut war, aber sicher weniger erfreut darüber, dass ihr Enkel auÃer Landes ging. Danach würde sie es Nicolas als vollendete Tatsache beibringen, und dann ⦠ja, dann würde sie die praktischen Dinge erledigen, eins nach dem anderen. Sie würde sich in Frankreich einen Job suchen müssen, eine Schule für Nicolas ⦠es gab vieles zu überlegen und zu planen, und das war gut so. Es würde sie beschäftigen.
Solange Nicolas es gut aufnahm, machte Chloe sich keine besonderen Gedanken darüber, was andere von ihrem Liebesleben hielten. Sie konzentrierte sich lieber auf Guillaume. Jeden Abend telefonierten sie, und sie erzählte ihm von ihrem Tag und er ihr von seinem.
Sie hatte sich ihm gegenüber zu einer festen Beziehung verpflichtet und empfand es vor sich selbst wie eine Art Verlobung â eine Verlobung vor dem Verlobungsring. Guillaume war Teil ihres Lebens, und sie war Teil seines Lebens, und sie tat ihr Bestes, um diese Tatsache als irgendwie offiziell und unwiderruflich zu sehen. Charlie hielt sich währenddessen â sehr verständlich â vom Bon Vivant fern. Das machte es ihr leichter. Auf diese Weise konnte sie seine Existenz weitgehend verdrängen.
Aber sie war noch nicht lange von ihrem Wochenende in Paris zurück, da begann sie, einen immer wiederkehrenden Traum zu träumen. Chloe war unterwegs, um Antoine zu heiraten. Natürlich wusste ihr Traum-Ich, dass sie ihn schon vor Langem geheiratet hatte, in gewisser Weise noch immer mit ihm verheiratet war, aber in diesem Traum musste sie ihn noch einmal heiraten. Nur war alles ganz anders.
Der Traum spielte sich zum Beispiel nicht in Paris ab. Er spielte in einer Wüste, und sie musste ihren Weg über viele rötlich gefärbte Sanddünen finden. Antoine war bei ihr. Zumindest war es seine Stimme, obwohl sein Gesicht seltsam unbestimmt wirkte. Manchmal lieà er sie die Dünen
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