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Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Zagha
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Nicolas hat sich dabei einen neuen Daddy gewünscht.«
    Â»Aha. Und war es das Einzige, was er sich gewünscht hat?«
    Â»Nein, er hat sich auch einen Haufen anderer Dinge gewünscht, aber dieser letzte Wunsch war ihm besonders wichtig. Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll.«
    Â»Das werde ich dir sagen, mein Schatz«, sagte Jenny entschlossen. »Du machst dich auf die Socken und siehst dich nach einem neuen Mann um.«
    Â»Einfach so?«
    Jenny lächelte. »Na ja, sicher. Warum nicht? Worauf wartest du denn eigentlich?«
    Als Chloe schwieg, fuhr Jenny sanft fort: »Wie lange ist es jetzt her? Fünf Jahre?«
    Â»Nicht ganz.« Anfangs hatte Chloe wie besessen die Tage und sogar Stunden seit Antoines Tod gezählt. Jetzt sah sie ihren großen Verlust in weiteren Zeiträumen, in Monaten, in Jahren.
    Â»Na, und glaubst du nicht, dass du jetzt lange genug alleine geblieben bist, Darling? Niemand könnte dir vorwerfen, du hättest nicht um Antoine getrauert, wie es sich gehört.«
    Â»Es ist mir egal, was andere Leute denken, Mum«, entgegnete Chloe mit einem Hauch von Ungeduld.
    Â»Das habe ich nicht gemeint, Chloe. Aber du bist nicht die erste Frau, die ihren Mann verliert, weißt du. Natürlich war es ein schrecklicher Schlag – für uns alle –, aber das Leben geht weiter. Wenn dir Steine in den Weg gelegt werden, bau was Schönes draus, weißt du …«
    Â»Mum, das sind doch nur Sprüche!«, stieß Chloe empört hervor. »Lass mich doch bitte mit diesem Quatsch in Ruhe. Das hilft mir gar nichts. Was ich wissen will, ist, wie ich Nicolas beibringen kann, dass dieser Wunsch unmöglich zu erfüllen ist!«
    Â»Aber Schatz, sei doch nicht so dumm. Natürlich lässt er sich erfüllen.«
    Jenny blieb angesichts der Erregung ihrer Tochter wie immer die Ruhe selbst. Ihr Gesicht mit den blauen Augen, der kecken Nase und dem breiten, sinnlichen Mund, das sie Chloe vererbt hatte, war noch immer ausgesprochen hübsch, aber es hatte mit den Jahren einen starren Ausdruck kultiviert, der etwas Selbstgerechtes hatte. Im Gegensatz zu ihrer Tochter besaß Jenny wenig Sinn für Humor.
    Â»Ach wirklich?«, gab Chloe sarkastisch zurück. »Vielleicht hast du ja schon an jemand Bestimmten gedacht, Mum? Das würde mir viel Zeit ersparen.«
    Jenny sah erfreut drein. Sie hatte sich tatsächlich in den letzten Jahren viele Gedanken darüber gemacht und bereits eine Liste wünschenswerter Schwiegersöhne parat. Ziemlich weit oben stand ihr Anlageberater, ein höflicher, charmanter Mann, immer tipptopp gekleidet, und ohne Ehering. Ebenso Paul, der geschiedene Sohn ihrer Freundin Helen. Nun ja, Paul schien ein wenig in sich gekehrt und mürrisch zu sein, aber er hatte einen gut bezahlten Job, und Chloe würde ihn sicher aufheitern. Sie konnte äußerst charmant sein, wenn sie wollte. Und das waren nicht die einzigen Kandidaten, die in Frage kamen.
    Â»Tja, also …«, begann Jenny. Dann brach sie ab, als sie, zu spät wie immer, bemerkte, dass ihre Tochter sie nur auf den Arm genommen hatte. Seufzend meinte sie: »Ein Kind sollte nicht nur mit seiner Mutter aufwachsen, Chloe. Das weißt du ebenso gut wie ich. ­Nicky braucht eine Mutter und einen Vater.«
    Damit traf sie einen Nerv. Chloe stimmte ihr insgeheim zu, aber sie mochte es nicht, auf diese Weise belehrt zu werden.
    Â»Es ist nicht meine Schuld, dass Nicolas’ Vater gestorben ist«, stellte sie gereizt fest.
    Â»Natürlich nicht. Ich weiß ja, dass das für dich schrecklich traurig war, du musst aber auch bedenken, dass er Nickys Vater nur im biologischen Sinn war. Sein wirklicher Vater war er nie. Dazu hatte er ja keine Gelegenheit.«
    Chloe schlug die Hände vor das Gesicht. Ihre Mutter besaß ein unglückliches Talent, immer das Falsche zu sagen, selbst wenn sie, wie jetzt, nur die grausame Wahrheit aussprach. Oder war nur der Zeitpunkt der falsche? Irgendwie traf sie immer den falschen Zeitpunkt.
    Â»Aber egal, Darling, ich finde, Nicky hat recht. Ich finde, es ist an der Zeit, dass du ernsthaft an einen Neuanfang denkst.«
    Â»Mum, so einfach ist das nicht.«
    Chloe hatte das Gefühl, dass ihre Mutter den Kummer ihrer Tochter am liebsten ignorierte. Auch schon damals, gleich nach Antoines Tod, als Chloe ein einziges Häufchen Elend gewesen war. Vielleicht hatte ihre Mutter, immer eine

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