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Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Zagha
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um ein paar zusätzliche Pfunde, Sal«, meinte Chloe. »Wie könntest du sonst den Kinderwagen schieben?«
    Sally seufzte tragisch. Dann, als wollte sie sagen: »Lass uns nicht mehr von zusätzlichen Pfunden sprechen«, drehte sie die Musik lauter. Als sie in den Wagen gestiegen waren, lief eine Melodie aus Peter und der Wolf , gefolgt von einem wilden Ausbruch von Vivaldis Vier Jahreszeiten . Philip hatte diese CD für seine Kinder zusammengestellt, da er als Musikprofi fest entschlossen war, ihre jungen Seelen so früh wie möglich mit sorgfältig ausgewählter Musik zu beeindrucken.
    Als nun Erik Saties Geklimper aus dem Lautsprecher drang, verkündete Tallulah, dass sie sich bei diesem Lied »ein bisschen wie auf Fußspitzen tanzend« fühle. Immer wieder regte ihr Vater sie nämlich dazu an, ihre Gefühle zur Musik in Worte zu fassen.
    Â»Das hast du toll gesagt, Miss T.«, lobte Sally. »Daddy wird sich freuen. Ich weiß natürlich, dass es blöd ist, mich an einem Sonntagabend zu betrinken«, wandte sie sich wieder Chloe zu. »Aber ich kriege Philip sonst ja kaum zu sehen.« Philip träumte davon, sich als Komponist einen Namen zu machen, doch bis dahin verdiente er seine Brötchen als selbständiger Kritiker bei klassischen Konzerten und experimentellen Jazz-Sessions. Das bedeutete, dass er an drei bis vier Abenden in der Woche unterwegs war, manchmal sogar noch öfter. »Tja, und erst wenn die Kleinen am Wochenende dann endlich im Bett sind, haben wir mal Zeit für uns.«
    Auf dem Rücksitz schwatzten Nicolas und Tallulah über das bevorstehende Krippenspiel, dessen Handlung von Bethlehem an einen Schauplatz in die Innenstadt des heutigen Londons verlegt worden war, um das Ganze zeitgemäßer zu machen. Tallulah hatte gehofft, für die Aufführung die Starrolle der Mutter Jesu zu bekommen, aber stattdessen durfte sie eine berufstätige Single-Mom mit drei extrem widerspenstigen Kindern namens Maria, Joseph und Gabriel geben. Nicolas sollte einen Bereitschaftspolizisten spielen. Der eher konservative Philip war nicht besonders begeistert von der modernen Inszenierung, aber Sally und Chloe waren neugierig, was dabei herauskommen würde.
    Sally verlangsamte den Wagen und fuhr dann in eine Parklücke gegenüber dem Kindergarten. »Die Sache ist die«, meinte sie abschließend. »Philip verbringt so viel Zeit damit, an seiner Symphonie zu arbeiten oder sich in komplizierte Jazz-Improvisationen reinzuhören, dass er zwischendrin manchmal einfach auf andere Gedanken kommen muss. Und wenn er sich dazu mit mir zusammen einen ansäuseln muss und dann länger aufbleibt, dann soll es eben so sein.«
    Chloe lächelte. »Wenn es euch nur hilft«, meinte sie nüchtern und sprach aus eigener Erfahrung.
    Â»Genau«, versetzte Sally, fegte ihre Sonnenbrille zur Seite und blickte ihre Freundin aus strahlend blaugrünen Augen an. »Es muss Momente geben, in denen man einfach mal fünfe gerade sein lässt.«
    Â»Tja, glaube ich auch«, erwiderte Chloe und überlegte bei sich, wann das bei ihr zum letzten Mal der Fall gewesen war. Zwischen Arbeit und Kinderbetreuung blieb nicht viel Zeit übrig. Aber das machte ihr eigentlich nichts aus, es gefiel ihr, wenn ihr Leben sie ständig in Atem hielt. Sie hatte ihre Familie, sie hatte Freunde – das Leben war ganz in Ordnung so. Nein, das Leben war mehr als in Ordnung, verbesserte sie sich selbst. Es war gut. Sehr gut. Sie kämpfte sich aus dem tiefen, schwarzen Loch, in dem sie sich vor vier Jahren wie für immer gefangen gefühlt hatte, allmählich wieder ans Tageslicht.
    Erik Satie hatte seine Klimperei beendet. Jetzt wallten gefühlvolle Brahms-Klänge aus den Boxen.
    Â»Mummy!«, trötete Tallulah von hinten, »die Musik gefällt mir, aber sie ist sehr, sehr traurig, nicht?«
    Â»Na ja, … ja, sie ist melancholisch«, gab Sally zu.
    Â»Ich finde, sie klingt wirklich, wirklich traurig«, beharrte Tallulah. Dem Rat ihres Vaters folgend, schloss sie die Augen, stellte sich die Musik wie ein Bild vor und sprach aus, was ihr als Erstes in den Kopf kam: »So wie … als wenn jemand gestorben ist!«, erklärte sie heiter und öffnete die Augen wieder. »Ja! Als wenn deine Mummy gestorben ist und dein Daddy gestorben ist und du ganz allein auf der Welt bist.«
    Sally zog scharf die Luft ein und wollte

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