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Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Zagha
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sobald sie ihr Bonbon zermalmt hatte, »dass es verrückt ist, wenn wir am Abend vor einem normalen Wochentag Alkohol trinken. Dabei vertrage ich im Augenblick ohnehin so gut wie nichts mehr: Nach zwei Gläsern Wein liege ich schon unter dem Tisch. Andererseits, selbst wenn ich keinen Tropfen Alkohol intus habe, komme ich mit diesen Frühstarts nicht klar. Die sind einfach unmenschlich . Stell dir nur mal vor: Tallulah hat mich um halb sechs Uhr aufgeweckt, weil sie wollte, dass ich ihr ein Märchenkleid nähe. Mit Schleppe! Und das alles aus ein paar lächerlichen Fetzen Baumwolle.« Sally zog ihre dünnen Augenbrauen über der Nasenwurzel zusammen. »Was für Ansprüche! Und das zur günstigsten Tageszeit! Und wenn dir außerdem fast der Kopf zerspringt!«
    Â»Das ist noch gar nichts«, entgegnete Chloe und öffnete ihren taubengrauen Mantel. Darunter trug sie enge Jeans und ein blau-weiß gestreiftes bretonisches Fischerhemd. Das war ihre »Arbeitsuniform« hinter dem Ladentisch des Bon Vivant , des französischen Delikatessenladens, in dem sie arbeitete. »Nicolas hielt mir neulich ein paar zerschnittene Bananenschalen und ein zerquetschtes Papp­rohr hin und wollte, dass ich ihm daraus einen Roboter baue. Ach ja, und gestern, beim Skypen mit Antoines Eltern, bat Nicolas seinen Großvater, für unser Haus dreißig Lifte zu bauen, die alle in verschiedene Richtungen laufen, und einer sollte natürlich durchs Dach gehen. Na ja, grand-père mag handwerklich begabt sein, aber da musste auch er passen.«
    Sally nickte weise, während sie darauf wartete, dass die Ampel auf Grün schaltete. »Ihr habt wohl Charlie und die Schokoladenfabrik gelesen?«
    Â»Richtig.«
    Â»Na also, da hast du’s. Aufzüge aus Glas. Damit setzt du dem armen Kind nur Flausen in den Kopf. Apropos«, fuhr Sally fort und warf über den Rückspiegel einen raschen Blick auf Nicolas, »was trägt mein modebewusstes Patenkind eigentlich heute?«
    Â»Tja.« Chloe wandte sich nach hinten um. Nicolas, der allmählich lernte, sich selbst anzuziehen, hatte darauf bestanden, seine blaue Daunenweste verkehrt herum anzuziehen – mit dem Saum nach oben –, so dass sein Kopf fast vollständig darin verschwand. »Es ist dir also aufgefallen.«
    Â»Natürlich ist es mir aufgefallen«, entrüstete sich Sally. Sie starrte Nicolas im Spiegel eine Minute lang ausdruckslos an, dann meinte sie: »Mir gefällt’s. Sehr Yohji-Yamamoto-mäßig.«
    Â»Mummy musste den Reißverschluss nach unten zuziehen, nicht nach oben«, erklärte Nicolas, sichtlich begeistert von dieser lustigen Tragevariante.
    Â» Meine Jacke ist richtig rum, nach oben zugemacht, oder, Mummy? Und alles ist passend dazu: meine Stiefel, meine Tasche, meine Mütze und meine Handschuhe«, verkündete Tallulah mit der überlegenen Nonchalance einer modebewussten, perfekt gekleideten Lady.
    Â»Von Kopf bis Fuß rosa«, stöhnte Sally mit grimmigem Kopfschütteln. »Die reinste Folter. Muss wohl eine Art Strafe des Schicksals sein, das mich für all die schwarze Lederkluft büßen lässt, die ich früher immer getragen habe.«
    Â»Ach was!«, rief Chloe in der gespielt affektierten Art, in der sie sich zehn Jahre zuvor oft angesprochen hatten, als sie beide noch frei und ungebunden waren und für denselben gewagten Modedesigner gearbeitet hatten. Sie und die eins achtzig große, burschikose Sally waren damals ein verschworenes Team und zu jeder Schandtat bereit gewesen. Wenn sie abends ausgingen, um »einen draufzumachen«, endete das meist damit, dass sie am nächsten Morgen mit Panda-mäßig verschmiertem Make-up aufwachten und nach Wodka Tonic stanken. Es kam Chloe inzwischen wie ein völlig anderes Leben vor, wie das Leben einer anderen Frau. »Du hast immer fantastisch ausgesehen«, schloss sie.
    Sally schnaubte mit flatternden Nasenflügeln und unterstrich damit eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Vollblutpferd.
    Â»Ã„hem. Hast ausgesehen , nicht siehst aus . Glaube ja nicht, dass mir das entgangen ist. Meine Tage als tonangebende Superbraut sind vorbei, was?«
    Â»Na ja, meine auch, wenn wir schon bei dem Thema sind«, versetzte Chloe und warf einen Blick auf ihre Beine. Einstmals war auch sie als Sallys elfenhafte Freundin im Wunderland der Mode eine Art ätherisches Wesen gewesen, dessen

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