Der Wunschzettelzauber
Diamanten ab.
»Ja«, sagte David und nickte ebenfalls. »Es ist groÃartig. Es ist ein ganz neuer Lebensstil. Vielleicht haben Sie ja den Wunsch, es selbst zu versuchen. Ist Ihnen das hier schon unter die Augen gekommen, Chloe?« Er entnahm seiner Tasche ein Büchlein mit dem Titel London, nackt . »Ich habe es mit ein paar gleichgesinnten Freunden zusammen veröffentlicht. Es geht um Leute wie ich, die versuchen, mitten in London ein freies, natürliches Leben zu führen.«
»In intimem Kontakt mit der Haut der Welt?«, fragte Craig mit erstickter Stimme.
David schenkte ihm ein glückstrahlendes Lächeln.
Chloe hatte das Gefühl, dass es nur höflich wäre, London, nackt wenigstens rasch durchzublättern, und so tat sie es, ohne sich die Fotos allzu genau anzusehen. Wenn auch die Gestalten alle nackt waren, so war doch zu erkennen, dass sie alle ihren eigenen Stil hatten. Davon zeugten jedenfalls die Haarschnitte, Piercings und Tätowierungen. Als sie zu dem Foto eines Mannes kam, der nachts nackt an der Themse entlangradelte, erklärte David: »Das bin ich, übrigens.«
In der Tat. Die Tätowierungen kamen ihr bekannt vor.
»Bewundernswert«, meinte Chloe. »Gefällt mir.«
»Herrje«, stieà Craig hervor, der über ihre Schulter blickte. »Ist das etwa ein Kent Eriksen?«
David bestätigte dies, und im nächsten Augenblick sprachen die beiden Männer, beide begeisterte Radfahrer, über Chloe hinweg über Fahrrad-Geschäfte in Hoxton, in denen man Carbonrahmen oder vollgefederte Mountainbikes bekommen konnte. Chloe fuhr selbst Fahrrad, aber sie machte keinen Versuch, sich an dieser Unterhaltung zu beteiligen, sondern lieà ihre Gedanken schweifen.
Dann erbot sie sich, die nächste Runde für alle zu besorgen, und Sally ging mit ihr. Während sie in der Warteschlange langsam vorrückten, erkundigte sich Sally: »Na, ist Craig nicht knackig?« Als sie sah, dass Chloe eine Grimasse schnitt, fuhr sie fort: »Also gut â nicht deine Kragenweite. Oder bist du wegen des Rings so auÃer dir?«
Chloe nickte. Ja, sie war auÃer sich.
»Hast du Angst, dass es dir Unglück bringt?«, fragte Sally mit echter Besorgnis. »Glaubst du, das ist ein schlechtes Omen?«
Die leere Fassung an ihrem Ring hatte etwas Unheilvolles, fand Chloe, aber rein aus persönlichen Gründen, die nichts mit Aberglauben zu tun hatten. »Nein, nein«, meinte sie beruhigend. »Das ist es nicht. Ich habe keine Angst vor einem Unglück.«
»Vielleicht könntest du den Stein ersetzen?«, schlug Sally vor. »Ich nehme an, er war teuer?«
Chloe schüttelte lächelnd den Kopf. Dann begann sie, über Darmbakterien zu sprechen. Der Wert des Diamanten hatte gar nichts damit zu tun. Was zählte, war, dass es ihr Verlobungsring war, den Antoine in der Hand gehalten und ihr geschenkt hatte. Er hatte ihn aus dem kleinen Schächtelchen genommen und ihn Chloe an den Finger gesteckt. Sie erinnerte sich, als sei es gestern gewesen, an seine Berührung in diesem kleinen Moment des Glücks. Den Ring hatte sie noch, aber er war nicht mehr, was er einmal gewesen war. Und sie konnte von niemandem, nicht einmal von Sally erwarten, das zu verstehen.
Endlich waren sie an der Reihe, Getränke zu kaufen. Als Chloe sich, zwei Gin Tonic und ein Pint Lager an den Busen gepresst, umdrehte und darauf gefasst war, sich ihren Weg zurück zu ihrem Tisch bahnen zu müssen, stand ihr ein Mann im Weg. Sie blickte auf, und ihr Blick begegnete dem des Macchiato-Mannes.
»Sie«, zischte sie ihn an, bevor sie sich zurückhalten oder sich fragen konnte, warum seine Anwesenheit hier sie eigentlich so wütend machte.
»Lassen Sie mich Ihnen helfen«, erbot er sich.
»Geht schon, danke«, erwiderte Chloe kalt und begann, um ihn herumzugehen.
»Ach, hallo. Charlie, nicht? Vielen Dank«, erklang Sallys dankbare Stimme, und sie lieà sich von ihm ein paar Drinks abnehmen.
Mit steinerner Miene ging Chloe zu ihren Leuten zurück, fest entschlossen, den Macchiato-Mann zu ignorieren. Sie würde es auf keinen Fall zulassen, dass er sich in ihre Gruppe einschlich. Während die Drinks verteilt wurden, versuchte sie, Sally einen warnenden Blick zuzuwerfen, doch da hatte ihre Freundin bereits begonnen, Charlie mit allen bekannt zu machen und ihn an ihren Tisch einzuladen. Mist. Charlie lächelte
Weitere Kostenlose Bücher