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Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Zagha
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Goldreif. Und dann konnte sie nur noch an Antoine denken.
    Ihr erster Impuls war, aufzuspringen und zu schreien: »Halt! Aufhören! Ich habe etwas sehr Wertvolles verloren!« Aber das tat sie natürlich nicht. Was würde das Publikum von ihr denken? Und natürlich die Darsteller?
    Stattdessen hockte sie voll schmerzhafter Ungeduld auf ihrem Stuhl, fummelte an ihrem Ring und suchte mit den Augen den Boden ab, in der schwachen Hoffnung, den kleinen Diamanten zu entdecken – Antoines Geschenk. Sie hatte keine Ahnung, wie lange die Vorstellung noch dauern würde. Bei experimentellem Theater war das Ende nicht abzusehen, sondern alles schien aufs Geratewohl zu verlaufen. Es konnte noch stundenlang so weitergehen.
    Wie hatte das nur geschehen können? Wie hatte sie nur den Stein verlieren können, den Antoine für sie ausgesucht hatte? Sie hatte sich einfach ins Vergnügen gestürzt – das war es. Sie hatte sich amüsiert, statt auf ihren kostbaren Verlobungsring zu achten – das Symbolträchtigste unter den wenigen Erinnerungsstücken, die Antoines Liebe in ihr lebendig hielten.
    Sie schluckte ihre Tränen hinunter und wartete das Ende der Vorstellung ab, bevor sie ihre Freundinnen alarmierte. Megan und Kaja wandten sich an einen stämmigen Sicherheitsmann, der sich den Funkknopf aus dem Ohr nahm und ihren ängstlichen Erklärungen zuhörte, während die Männer sich verteilten und den Boden absuchten. Kaja berichtete, dass die Theaterleute versprochen hätten, nochmals alles gründlich abzusuchen, bevor sie die Putzkolonne hineinließen. Chloe lächelte ihre Freundin unter Tränen an und drückte ihr dankbar die Hand. Aber zugleich wusste sie, dass es sinnlos war. Welche Chance hatten sie denn schon, in diesem riesigen Kaninchenbau einen winzig kleinen Diamanten wiederzufinden? Sie war in dem gesamten Gebäude herumgewandert, meistens im Halbdunkel. Der Stein konnte überall sein. Wahrscheinlich war er von einem ahnungslosen Zuschauer – vielleicht sogar von ihr selbst – in eine Ritze getreten worden und nicht mehr zu sehen. Und selbst wenn jemand ihn unter seinem Fuß gefühlt hatte, würde er es für nichts Besonderes gehalten haben –, ein Stück Glas, ein Steinchen; jedenfalls nichts Wertvolles. Chloe rieb sich mit den Fäusten über die Augen. Sie hatte Antoine verraten. Während der Vorstellung hatte sie einfach nicht mehr an Antoine gedacht. Das war die Wahrheit. Und nun war ihr wunderschöner, kostbarer Ring für immer dahin.

22
    Kein Rohdiamant
    Später in dem Pub nebenan beherzigte Chloe, was sie sich vor der Vorstellung vorgenommen hatte. Sie schluckte ihren Kummer hinunter und setzte sich, ihren Drink umklammernd, tapfer zwischen Craig, den Werbefachmann, und David, den Yogalehrer.
    Craig sah ganz gut aus, und seine blauen Augen zwinkerten ihr routiniert zu. Er war topmodisch gekleidet, wie ein Model aus GQ  – in naturfarbenem Kaschmir und italienischen Schuhen.
    David dagegen erinnerte an den Tramp aus dem Illustrierten Mann : Seine Arme waren über und über mit Tätowierungen bedeckt, und am Nacken konnte Chloe den obersten Teil eines weiteren, groß angelegten und komplizierten Tattoos aus dem enganliegenden schwarzen T-Shirt herauslugen sehen – ein Drache oder so etwas. David hatte eine gesunde Gesichtsfarbe, war durchtrainiert, kräftig gebaut, und sein gestählter Körper besaß eine leicht aggressive Ausstrahlung. Alles in allem machte er den Eindruck eines Mannes, dessen sexueller Geschmack eher in Richtung Tantra-Sex ging.
    Sie sprachen über die Theatervorstellung. David hatte sie als eine elektrisierende Erfahrung empfunden, während der etwas bodenständigere Craig sie als witzig, aber letztendlich einen Haufen Unsinn bezeichnete. Der Unterschied in den Temperamenten der beiden Männer trat noch deutlicher hervor, als Craig das Gespräch übernahm und Chloe in typisch männlich-neckischem Ton fragte, ob ihre Haarfarbe denn echt sei.
    Â»Ja, ist sie«, erwiderte Chloe ruhig.
    Â»Fantastisch«, meinte David begeistert.
    Â»Danke.«
    Â»Tja, Chloe«, fuhr Craig unbeirrt fort, »dann sind Sie wohl ein typischer Rotschopf, oder?«, und lächelte sie breit und erwartungsvoll an.
    Oh Mann , dachte Chloe und warf Sally einen Blick zu. »Ich weiß nicht«, erwiderte sie. »Wie ist denn ein typischer Rotschopf

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