Der Wunschzettelzauber
setzte, speziell an sie gerichtet, hinzu: »Jedenfalls werde isch sie auf unserer âochzeit servieren ⦠oké Chloé?«
»Auf alle Fälle«, rief Chloe grinsend zurück.
»Ich kapier das nicht, SüÃe«, fuhr Megan traurig fort. »Dieses schreckliche Instrument, mit dem die armen Tiere gestopft werden!«
»Also«, erwiderte Chloe, »Guillaume sagt, es wäre nicht halb so grausam, wie wir uns das denken.« Ihre Freundinnen tauschten Blicke. Seit Chloes Rückkehr aus dem Burgund waren sie mit Bemerkungen über Guillaume und seine Aussprüche geradezu überschüttet worden.
»Ach, sagt er das?«, spöttelte Sally.
»Anscheinend gefällt es den Gänsen, wenn sie gestopft werden. Wenn sie den Bauern mit diesem Stopfschieber kommen sehen, rennen sie nicht weg, sondern zu ihm hin.«
»Missbrauchsopfer entwickeln oft eine Zuneigung zu ihrem Schänder«, stellte Megan düster fest. »Das ist allgemein bekannt.«
»Megan, jetzt übertreibst du aber wirklich. Es ist doch nur Futter. Und auÃerdem, hör zu. Die Gänse rennen zum Bauern hin und dabei â¦Â« Chloes begeisterte Schilderung erlahmte, als sie die amüsierten Blicke ihrer Freundinnen wahrnahm. » ⦠schlagen sie mit den Flügeln. Sie sind ganz gierig auf das Futter.«
Sally stieà ein leises Jaulen aus, und Chloe fixierte sie. »Ihr lacht mich alle nur aus.«
Sally warf ihre dunkle Mähne über die Schulter zurück. » Nein , SüÃe! Na ja, wenigstens nicht aus vollem Halse.«
»Was er sagt sonst noch?«, erkundigte sich Kaja mit ihrer sanft trällernden Stimme. »Dein Guillaume?«
»Er ist nicht mein Guillaume«, entgegnete Chloe heftig und fühlte, wie ihr Gesicht warm wurde. Noch nicht . Obwohl dieser flüchtige Kuss durchaus ein Vorbote von etwas gewesen sein konnte. Sie hatten seitdem einige E-Mails ausgetauscht, und Guillaume hatte geschrieben, dass er sehr gern bald kommen und sie besuchen würde. Chloe schob sich das Haar aus dem Gesicht. »Tja, also er sagt, man sollte sich vorstellen, wie es ist, wenn man sich nach einem ausgedehnten Mittagessen mit vollem Bauch zu einem Mittagsschläfchen in die Sonne legt. Da fühlt man sich eigentlich sehr angenehm schläfrig. Und so fühlen sich diese Gänse dauernd. Und was soll daran jetzt so schlimm sein?«
Bruno lachte. »Isch zieh den âut vor deinem Guillaume â ein typischer Franzose! Die Franzosen sind Genies für faule Ausreden. Wir erfinden alles Mögliche, um unser Vergnügen zu rechtfertigen, und erst recht, wenn es um die tradition geht.«
»Er ist nicht mein Guillaume!«, protestierte Chloe lächelnd. »Dabei fällt mir ein, Bruno«, fuhr sie in der Absicht fort, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken, was ihr misslang, »wir sollten auch ein paar biodynamische Weine im Angebot haben. Die würden dir gefallen, Megan. Sie werden im Einklang mit den Mondphasen hergestellt. Ich habe drüben in Frankreich ein paar richtig Gute probiert. Soll ich ein paar Probeflaschen bestellen?«
» Pourquoi pas ?«, antwortete Bruno.
Als Chloe sich ihren Freundinnen wieder zuwandte, sah sie aus den Augenwinkeln, dass Charlie hereingekommen war. Nein, nicht Charlie, korrigierte sie sich selbst. Nenn ihn bei seinem richtigen Namen: der Macchiato-Mann. Ausnahmsweise war er allein, ohne eine hübsche Mummy oder ein süÃes Kindermädchen im Schlepptau. Chloe musste leise lächeln â also hatte selbst der GroÃe VerÂführer hin und wieder eine Pause nötig. Auch Katie war nicht zu sehen, wahrscheinlich war sie mit Megans Zwillingen im Kindergarten. Chloe hatte noch immer Kaffeepause, Bruno würde den Macchiato-Mann bedienen. Es gab also keinen Grund, ihn zu beachten oder gar mit ihm zu sprechen. Bevor sie das ihren Freundinnen aber klarmachen konnte, sah sie schon, wie Kajas hübsches Gesicht aufleuchtete.
»Charlie! Juhuu!«, rief sie und wedelte mit beiden Armen. Ohne hinzuschauen, konnte Chloe schon aus dem wilden Signalisieren und aus Megans und Sallys Lächeln ersehen, dass Charlie auf dem Weg zu ihrem Tisch war.
Sie zwang einen gleichgültigen Ausdruck auf ihr Gesicht.
»Hey«, hörte sie ihn sagen, während sie missbilligend zusah, wie Kaja einen Stuhl heranzog, so dass er sich zwischen Kaja und Chloe setzen konnte.
»Ach, hallo. Wie gehtâs?«,
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