Der Zapfhahn des Tankwarts (Bronco Baxter - Gay Story 1) (German Edition)
als Deutschlehrer an der Universität und füllte seine Freizeit als
Vorsitzender des New Yorker Ginger-Rogers-Fanclub aus. Ich hatte ihn vor
einiger Zeit im Kino kennen gelernt, als er zufällig neben mir saß. Er war 21
Jahre alt, sah sehr gut aus, doch ich stand mehr auf harte Macker als auf
College-Boys.
Ich nahm den besten Anzug aus dem
Schrank und ein blütenweißes Oberhemd. Ich zog mich an und und band mir eine
blaue Krawatte mit weißen Tupfen um. Danach polierte ich meine Lackschuhe.
Vor dem Theaterbesuch war ich mit
Phil bei Macy’s verabredet. Dort angekommen genehmigte ich mir einen
Drink und wartete auf ihn. Nach fünf Minuten kam Phil kam durch die Eingangstür
gestürmt, begrüßte mich mit Handschlag und nahm mir gegenüber am Tisch Platz. Juan
hatte die Juke-Box angeschmissen. Louis Armstrong sang Nobody
knows the trouble I’ve seen .
„Wie war dein Nachmittag an der
Uni?“, fragte ich Phil.
„Alles in Ordnung.“ Er studierte
die Speisekarte.
Juan brachte das Besteck. „Ihr
seid ja schick angezogen“, sagte er. „Geht ihr ins Theater?“ Wir nickten und
gaben unsere Bestellung auf. Zwei Hamburger mit Käse und Speck.
Phil begann zu plaudern. „Shirley
Temple ist für The Wizard of Oz aus dem Rennen. Judy Garland soll die
Hauptrolle bekommen.“ Er war über ihre Karriere bestens orientiert. „Sie sang
als Kind mit ihrer Schwester als Garland Sisters im Duett und wurde bei einem
Auftritt in Grauman’s Chinese Theatre von Louis B. Meyer persönlich entdeckt!
Wusstest du, dass sie in Wahrheit Frances Ethel Gumm heißt?“
„Muss man das wissen?“, sagte
ich.
Phil beugte sich vor. „Judy
Garland würde ich gerne einmal zum Essen einladen. Ach nein, besser Clark
Gable?“
„Nimm Judy! Clark hat
Mundgeruch.“
Phil wechselte das Thema und
erzählte von seinen Kursen als Deutschlehrer an der Universität.
„Ist Deutsch schwer zu lernen?“,
fragte ich.
„Versuchs mal!“
Ich sollte Sauerkraut und Hofbräuhaus wiederholen. Phil amüsierte sich köstlich über meine Aussprache.
Juan kam mit dem Abendessen
herbeigesegelt und stellte es vor uns auf den Tisch. Phil widmete sich seinem
Hamburger, schmatzte vor sich hin und murmelte etwas.
Ich war mit seinen Tischsitten
nicht einverstanden. „Vielleicht solltest du nicht reden, Phil, wenn du mehr
als fünfzig Gramm Fleisch im Mund hast!“
„Ich habe mal geredet, da hatte
ich zweihundert Gramm Fleisch im Mund.“
„Und was hast du gesagt?“
„Nicht so tief!“
Als wir am Shubert-Theater
ankamen, war das Hörspiel Krieg der Welten immer noch ein beliebtes
Thema. Fast jeder brüstete sich damit, es sofort durchschaut zu haben.
Auf dem Programm stand das
Musical I Married an Angel . Phil hatte sich Pomade ins Haar geschmiert
und sah für meinen Geschmack zu geschniegelt aus. Als er in seiner Jackettasche
nach den Eintrittskarten suchte, kam eine ältere Dame auf uns zu und begrüßte
ihn herzlich. Phil stellte uns vor: „Miss Otis, meine Nachbarin – Mr. Baxter,
ein guter Freund.“
Miss Otis hatte ein hellblaues
Abendkleid an, das sie wahrscheinlich schon in der Uraufführung von Showboat getragen hatte. Ich lächelte die Lady liebenswürdig an, die in ihrer bestickten
Handtasche wühlte.
„Kann ich Ihnen helfen, Miss?“,
fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf. „Ach,
ich suche nur mein Opernglas. Hoffentlich habe ich es nicht vergessen.“ Sie
fand es, atmete erleichtert auf und sah uns an. „Ich fühle mich in der
Gesellschaft junger Männer immer gut aufgehoben“, sagte sie. „Außer meiner
Freundin Muriel sind sie die einzigen Menschen in New York, die sich an die
Stars meiner Jugend erinnern.“ Miss Otis sah sich um. „Sicherlich haben Sie
eine kleine Freundin, Mr. Baxter. Warum ist sie nicht dabei?“
Phil zwinkerte mir zu. „Wollen
wir uns ein Programmheft kaufen, Miss Otis, damit wir wissen, wer heute
auftritt?“
Als wir das Theater betraten,
herrschte dort eine aufgeregte Stimmung. Es war durchgesickert, dass Ruby
Keeler und Al Jolson in der Ehrenloge sitzen würden. Miss Otis ging zu einem
Stand, um sich ein Programmheft zu kaufen.
Ein Mann um die vierzig schoss
auf uns zu. „Hallo, ihr beiden!“, rief er. „Wollt ihr euch das Werk eines
kleinen unbedeutenden Broadway-Dichters ansehen?“
Es war Lorenz Hart, der von allen
Larry gerufen wurde. Phil kannte ihn persönlich, ich hatte Fotos von ihm in
einem Broadway-Magazin in einem Artikel über berühmte Musicaldichter
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