Der Zauber deiner Lippen
verantwortungsbewusste, verlässliche, mutige Frau, die ich immer lieben werde.“
„Wie kannst du so was sagen?“ Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie schniefte leise. „Ich war kurz davor, dich zu verlassen. Und wenn ich dich nicht herausgefordert hätte, hättest du nie …“
„Ich hätte dich nie gehen lassen und hatte mir schon viele Argumente zurechtgelegt, die dich überzeugen sollten zu bleiben. Denn meine Gefühle wollte ich dir erst später offenbaren. Dann nämlich, wenn ich sicher sein konnte, dass du in der Lage bist, eine solche Entscheidung zu treffen, die dein ganzes Leben auf den Kopf stellt. Deine Herausforderung, wie du es nennst, hat mich nur von der quälenden Warterei befreit.“
Meinte er wirklich, was er sagte? Ungläubig sah Cybele ihn an. Erst ganz allmählich traute sie sich, Erleichterung und dann vorsichtige Freude zuzulassen. „Das alles hast du perfekt versteckt, muss ich sagen“, stieß sie leise hervor.
Lächelnd beugte er sich vor und drückte ihr einen schmatzenden Kuss auf die Lippen. „Du vergisst, dass ich Gehirnchirurg bin. Ich habe sehr gut gelernt, zu verbergen, was in mir vorgeht.“
„Ach, Rodrigo …“ Zärtlich sah sie ihn an und hatte das Gefühl, an der Liebe zu ihm ersticken zu müssen. Konnte alles wahr sein, was in den letzten Stunden passiert war? „Eine Sache noch. Eine Ehe ist eine ernsthafte Angelegenheit. Hast du wirklich alles bedacht?“
Er nickte. „Das Einzige, was mich damals davon abgehalten hat, auf dein Angebot einzugehen, war meine Sorge, du seist noch nicht bereit, eine Liebesbeziehung einzugehen. Nicht nach all dem, was du hast durchmachen müssen. Ich wusste immer, was ich wollte, was ich brauchte, um glücklich zu sein. Dich und das Baby.“
Ohne ein Wort zu sagen, zog sie ihn auf sich und küsste ihn mit einer Leidenschaft, die tief aus ihrem Herzen kam. Dabei überfiel sie ein brennendes Verlangen, und sie schlang ihm die Beine um die Hüften und flüsterte eindringlich: „Bitte, Rodrigo, liebe mich … Ich sehne mich so nach dir … Ich kann es nicht mehr aushalten, dich nicht in mir zu spüren.“
Doch er hob sie nur lachend auf die Arme und trug sie ins Bad. Dort legte er sie auf den gepolsterten Massagetisch, spreizte ihr die Beine und steigerte ihr Verlangen, allerdings ohne in sie einzudringen. Cybele stöhnte laut auf, hob sich ihm entgegen und versuchte, ihn in sich aufzunehmen. „Rodrigo, ich … ich kann nicht mehr warten. Warum … kommst … du … nicht?“
„Weil du noch nicht Ja gesagt hast“, erwiderte er betont streng.
„Wieso? Ich habe doch schon ein paarmal angedeutet, dass ich …“
„Andeutungen genügen mir nicht.“
„Quälst du mich deshalb?“
„Nein, aber ich glaube, es wäre quälend für dich, wenn ich jetzt das mit dir mache, wonach du dich sehnst.“
„Das stimmt nicht … Ich weiß es genau … Ich will dich … jetzt.“
„Erst wenn du klar und deutlich Ja gesagt hast, kannst du mich haben. Und das für den Rest unseres Lebens.“
„Ja, oh, ja … Geliebter.“
Dreieinhalb Monate nachdem Cybele aus der Bewusstlosigkeit aufgewacht war, fand die Hochzeit statt. Während sie zwischen den Gästen hindurch auf Rodrigo zuging, der neben einem kleinen Altar auf einer der Gartenterrassen stand, von der aus man einen Blick auf die Weinberge und das Meer hatte, klopfte ihr Herz wie verrückt. Heute war der große Tag, und sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie wirklich Rodrigos Frau werden sollte, hier in dem prachtvollen Haus, das längst ihr Zuhause geworden war. Und bald auch das ihres Kindes sein würde.
Wieder warf sie einen Blick auf den Mann, der im Smoking einfach atemberaubend aussah. Er würde das Kind wie sein eigenes lieben, denn er hatte Mel wie einen Bruder geliebt. Jetzt sah er ihr entgegen, und sein Lächeln wurde breiter, je näher sie ihm kam. Neben ihm stand sein Freund Ramón, der auch ausgesprochen gut aussah und ihr zuzwinkerte, als er sie zur Begrüßung auf die Wange küsste. Sie reichte Rodrigo die Hand, und Ramón führte das Paar zu dem Pfarrer.
Eine Stunde zuvor war Rodrigo in Cybeles Suite gekommen und hatte ihr den Brautstrauß überreicht, wie es in Katalonien Sitte war. Dabei hatte er ihr ein selbst verfasstes Gedicht vorgelesen, über das sie Tränen gelacht hatte, denn es pries ihre Tugenden im Stil eines medizinischen Berichts.
Dann war es so weit, und sie tauschten die Ringe. Wie in Trance hatte Cybele die Zeremonie über sich ergehen
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