Der Zauber der ersten Seite - Cossé, L: Zauber der ersten Seite - Au bon roman
dieselben geblieben.
Wir haben die Öffnungszeiten beibehalten. Die Abendstunden sind immer noch so schön: Jeden Tag bleibt etwa ein halbes Dutzend Kunden übrig, schweigend und im Stehen lesen sie, bis wir die Buchhandlung schließen.
Was sich als außerordentlich stabil erwiesen hat und nur besser werden kann, das ist der Online-Verkauf. Sobald wir genug Geld dafür haben, werden wir diesen Zweig ausbauen. Hier nämlich liegt die Zukunft der Buchhandlung, und hier haben wir einen gewissen Vorsprung.
Armel Le Gall überweist dem Guten Roman regelmäßig Geld. Van wandelt es in Genossenschaftsanteile um. Ihr werdet schon sehen, wen ich im Testament bedenke, knurrt Armel. Vorerst ist er ein wunderbares Beruhigungsmittel für die Banken.
Oscar macht den besten Gebrauch von der Abfindung für seine Entlassung. Er beendet seinen Roman. Gut, ein bisschen Zeit zu haben, meint er. Ich bin sehr gespannt auf das Buch. Nach dem, was er darüber gesagt hat, scheint es mir etwas in der Art von Conrad zu sein. Er erhofft sich ein wenig Geld von diesem Buch.
Er bräuchte es für ein Projekt, das ihm schon lange am Herzen liegt. Er möchte eine Schwester-Buchhandlung des Guten Romans in Tananarive eröffnen.
»Madagaskar verändert sich«, sagt er. »Dort wird viel Kapital investiert. Ein erstes Luxushotel wurde schon gebaut. Es gibt keinen Anlass zu der Vermutung, dieses Land werde immer am Rande der Entwicklung bleiben. Wenn sich die Lage bessert, möchte ich dazu beitragen, und das Buch soll es auch.
Und außerdem ist die geografische Lage in Zeiten des Internets nicht mehr so wichtig. Ich schlage vor, wir teilen uns die Welt. So was ist schon vorgekommen. Mir dürften Afrika und Asien genügen, den Rest überlasse ich euch.«
»Er erinnert mich an jemanden«, sagt Ivan. »Weißt du noch? Und die Wüste wird blühen. Das ist auch meine Überzeugung.«
Vor einigen Tagen kam Folco mit einer argentinischen Zeitung. Anscheinend soll Der gute Roman in Buenos Aires geklont werden. Da fiel Ivan ein, dass im Frühjahr 2005, als es in der Presse sehr hoch herging, Informationsanfragen aus allen möglichen Städten kamen, Berlin, Mailand und noch einige andere, und auf jeden Fall auch Buenos Aires, da ist er sich sicher. Jetzt liegt ihm nichts mehr daran, irgendetwas unter Kontrolle zu behalten. »Mein größter Wunsch ist, dass der Gedanke des Guten Romans möglichst oft aufgegriffen wird«, sagt er.
Wir hatten schon lange nichts mehr von Ruth gehört. Ich rief in Houston an. Dort läuft es gut für The Good Novel . Studenten und Dozenten der Universität haben die Buchhandlung mitsamt ihrem Online-Verkauf für sich entdeckt, Mundpropaganda für sie gemacht und kaufen nun ausschließlich dort. Die Stiftung lässt tatsächlich prüfen, ob eine solche Buchhandlung auch noch in einer weiteren Stadt eröffnet werden soll. Ruth war äußerst angetan von dem, was ich ihr über die Entwicklung in Buenos Aires zu erzählen hatte. Denn sie selbst hatte schon überlegt, ob man nicht nach dem Beispiel von The Good Novel auch eine Art Buena Novela gründen könnte, die in einem spanischsprachigen Umfeld für den spanischsprachigen Roman eintreten würde. Vielleicht kann die Stiftung, die sie unterstützt, auch etwas für das argentinische Projekt tun.
Yassin sehen wir noch oft. Er wohnt ganz in der Nähe der neuen Buchhandlung, in der Rue Jarry. Er wollte weiterhin unsere Buchhandlung putzen, gratis. Aber wir lehnten ab. Möglicherweise waren wir ein wenig stur, und unsere Entscheidung falsch. Das behauptet jedenfalls Yassin.
Manchmal kauft er Bücher bei uns. Und er tut uns einen großen Gefallen. Er prüft für uns alles, was aus dem Arabischen übersetzt wird, vor allem die irakischen Romane. Ein kleines Feld, sagte er neulich im Gespräch mit Van und mir. Ein schöner Titel für einen Roman, bemerkte Van, der davon überzeugt ist, dass auch Yassin schreibt.
Paul geht es gar nicht so schlecht. Seine Kur nähert sich dem Ende. Er ist noch zweimal in die Buchhandlung gekommen. Einer der Klinikärzte hat einen Schwager im Immobiliengeschäft. Paul hat ihn gebeten, ihm etwas möglichst Billiges im Westen zu suchen. Auf diese Weise ist er auch in Les Crêts gelandet. Damals suchte er nach demselben Kriterium etwas in Savoyen. Jetzt sucht er in entgegengesetzter Richtung, eher in der Bretagne oder im Poitou. Van findet es gut, dass er nun endlich bereit ist, Chambéry und das, was ihn dort hielt, aufzugeben.
Das Komitee funktioniert sehr
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