Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zauber der ersten Seite - Cossé, L: Zauber der ersten Seite - Au bon roman

Titel: Der Zauber der ersten Seite - Cossé, L: Zauber der ersten Seite - Au bon roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Cossé
Vom Netzwerk:
so oder ich unterzeichne so.
    »Sie kamen also nach Paris«, sagte er. »Anfang Februar 2004.«

17
    D ie Bildung des Komitees war weder langwierig noch schwierig. Francesca ließ Ivan allein an vorderster Linie agieren. »Stellen Sie sich als denjenigen vor, der die Buchhandlung aufmacht«, sagte sie. »Es ist ohnehin nichts als die Wahrheit.«
    Sie zog es vor, im Hintergrund zu bleiben.
    »Mein Name hat schon zu viele Beiklänge. Und mit dem Namen meines Mannes ist es noch schlimmer.«
    Ivan sagte entschuldigend: »Wahrscheinlich finden Sie mich indiskret, aber Sie sollten mir doch ein wenig mehr sagen. Was das angeht, weiß ich ja nur: Francesca Aldo-Valbelli, Rue de Condé 30. Mir fällt natürlich auf, dass Ihr Name italienisch klingt, aber mehr nicht. Ich weiß nicht einmal, ob es Ihr Mädchenname ist, Ihr Ehename oder beides.«
    »Ich werde es Ihnen erklären«, sagte Francesca, »und dann reden wir nicht mehr darüber. Ich spreche nicht gern über meine Herkunft, aber Sie haben natürlich ein Recht auf ein Mindestmaß an Informationen. Aldo-Valbelli ist mein Mädchenname. Er hat in Italien einen gewissen … Ruf. Früher war meine Familie sehr vermögend, Landbesitz, Sie verstehen. Sie hat den Anschluss an die Moderne vollständig verpasst. Die wenigen, die spürten, dass sich der Wind im 19. Jahrhundert drehte, haben sich geradezu methodisch in Sackgassen verrannt: Sie haben auf Sektoren gesetzt, die nach dreißig Jahren vom technischen Fortschritt weggefegt wurden. Der Name hatte nur noch den Glanz eines erloschenen Sterns, einer Illusion. Aber ich will Ihnen von meinem Großvater erzählen, Stefano Aldo-Valbelli. Er ist der Einzige, der es verdient, dass man von ihm spricht. Er ist der wahre Fürst. Meine Eltern lebten sehr über ihre Verhältnisse, vielleicht war es ihnen gar nicht bewusst, oder sie konnten nicht einsehen, dass die Zeiten andere waren und ihr Leben wie das ganz gewöhnlicher Menschen verlaufen konnte. Sie starben beide ziemlich jung, mein Vater an einer Krankheit, meine Mutter – an Kälte, glaube ich, an Herzenskälte. Sie hinterließen mir einige Häuser, sonst nichts.
    Mein Großvater hingegen hat mir sehr viel hinterlassen. Ich spreche nicht vom Geld, er behielt nichts. Meine Eltern ließen beide kein Abenteuer aus und hingen nicht besonders an mir. Ich würde nicht sagen, dass mein Großvater mich aufgezogen hat, aber nur in seiner Nähe fühlte ich mich wohl. Er war ein berühmter Historiker und darüber hinaus der Autor dreier hinreißender Romane. Die Literatur war seine wahre Passion. Ich werde Ihnen noch häufiger von ihm erzählen. Ich verdanke ihm viel. Noch kürzlich hat er mir aus dem Jenseits ein fürstliches Geschenk gemacht.
    Mein Mann heißt Henri Doultremont, er ist der Generaldirektor des Cinéor-Konzerns.«
    »Dann trägt er viel Verantwortung«, sagte Van höflich.
    »Das ist milde ausgedrückt. Die Verantwortung dafür, kulturelle Demagogie zu einem wirtschaftlichen System gemacht zu haben. Wissen Sie, was Cinéor ist? Monumentalfilme, die weder Sie noch ich ertragen, Fernsehsender, die uns nicht interessieren, Spiele, Videos, Zeitschriften – dreiundvierzig Prozent des Umsatzes im audiovisuellen Sektor Frankreichs. Das Geld, das ich in die Buchhandlung stecke, gehört mir allein, und ich möchte nicht, dass Der gute Roman mit dem Namen meines Mannes in Verbindung gebracht wird. Die Verbindung zwischen ihm und mir ist bekannt, und deshalb sollte ich möglichst selten in Erscheinung treten. Glauben Sie mir, es ist besser, wenn Sie allein mit den Autoren Kontakt aufnehmen, die wir gern im Komitee haben möchten. Ganz abgesehen davon sind Sie auch geschickter als ich. Es gibt Milieus, in denen ich eher unbeholfen bin.«
    »Sie, unbeholfen?«
    »Ja, wirklich.«
    »Schriftsteller bilden kein Milieu.«
    »Nein, aber sie glauben alle, sie hätten ihr Leben genauso erschaffen wie ihre Schriften. Sie verachten Leute wie mich, die nur irgendetwas geerbt haben, einen Namen oder eine Stellung.«
    »Was Sie sagen, betrifft nur die Erfolgsautoren. Die Autoren, an denen uns beiden liegt, haben eher selten Erfolg. Bitte glauben Sie nicht, ich wollte Ihre Strategie infrage stellen. Wenn es Ihnen so lieber ist, kann ich mich als Buchhändler vorstellen, der seinen Beruf, wie er heute ausgeübt wird, nicht mehr erträgt und etwas Neues versuchen will.«
    Ivan führte zehn Telefongespräche und vereinbarte drei Treffen. Das große Büro in der Rue Dupuytren stand ihm schon zur

Weitere Kostenlose Bücher