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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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einmal Mr. Perkins, der Kirchendiener, leichenblass bei Brownlows vor der Tür. »Sie haben uns mit Dreck beworfen! Sie haben uns mit Dreck beworfen!«, war alles, was aus ihm herauszubekommen war. Mrs. Brownlow setzte ihn an den Küchentisch und schenkte ihm ein Glas von Jorkins’ Bester Medizin ein, bis er sich beruhigt hatte. Anschließend begleitete Mr. Brownlow ihn zur Kirche, wo er entsetzt feststellte, dass tatsächlich jemand Straßenschmutz auf den allerheiligsten Altar geworfen hatte. Aber ein noch schlimmerer Anblick stand ihm bevor: Als sie die Marienkapelle betraten, lag die Statue der Madonna auf dem Steinboden, der Kopf war in eine Ecke voller Mäusekot gerollt.
    Untersuchungen wurden angestellt. Die alte Blumenhändlerin, die den größten Teil des Tages draußen vor der Kirche auf der Straße saß, schwor, dass sie in ihrem ganzen Leben noch nie eine Kirche betreten hätte, und berichtete dem Constable, dass am Tag zuvor drei Betrunkene vor der Kirche herumgelungert hätten. Allerdings konnte sie nicht mit Sicherheit sagen, ob sie die Kirche auch betreten hatten.
    »Könnte einer von ihnen dieser Cooper gewesen sein?«, fragte Mr. Bond den Constable, aber Nachforschungen ergaben, dass der Vater des Kindermädchens Ida wegen Hausfriedensbruchs im Gefängnis saß.
    Auf Mr. Bonds Anweisung hämmerte Mr. Perkins eine Notiz an die Tür: »Diese Kirche wird zum Schutz gegen Vandalismus künftig außerhalb der Gottesdienstzeiten geschlossen bleiben.«
    Über Nacht wurde die Notiz abgerissen.
    Am nächsten Sonntag hielt Lauras Vater eine wütende Predigt, in der er die Tat als »blasphemisch und anarchisch« verdammte. Er forderte jedes Mitglied der Gemeinde, das etwas über die Identität des Täters wisse, auf, Mr. Bond die Namen unverzüglich zu melden. Die Predigt erwies sich als Fehler. Einige ungehobeltere Elemente der Pfarre nahmen daran Anstoß und glaubten, sie stünden unter Verdacht. Die wohlhabenderen Mitglieder, die von den anonymen Briefen gehört hatten, waren bestürzt, dass jemand aus ihrer Mitte so etwas getan haben sollte. Jeder begann, jeden zu verdächtigen, auch wenn der Pfarrer mehrfach darauf hinwies, dass der Vandalismus ebenso ein Akt von Außenstehenden gewesen sein könnte.
    Am kommenden Sonntag hatten sich alle wieder halbwegs beruhigt, als der Morgengottesdienst durch großes Geschepper und Geschrei von draußen gestört wurde.
    Mr. Bond und Mr. Perkins eilten hinaus und erwischten ein paar kleine Jungen am Tor, die auf Töpfe und Dosen schlugen. »Haut ab!«, brüllte der Anführer. Alle waren in Windeseile verschwunden, bis auf einen, den Mr. Bond am Kragen packte.
    »Sie haben uns sechs Pence dafür gegeben«, keuchte der Übeltäter, wollte oder konnte jedoch nicht sagen, wer sie zu diesem Unsinn angestiftet hatte. Am Ende hatte Mr. Bond Mitleid mit dem abgerissen aussehenden Bengel und ließ ihn laufen.
    »Einige der Armen hassen uns«, meinte Mr. Brownlow düster, als sie an diesem Tag beim Essen saßen. »Dabei sollten sie uns dankbar sein. Anstatt Gott zu preisen, wie wir es tun, verhöhnen sie ihn und zerstören das Eigentum der Kirche.«
    »Wir sollten bedenken, dass es sich nur um ein paar wenige handelt, die dafür verantwortlich sind, James«, antwortete seine Frau. »Die meisten schätzen unsere Bemühungen.«
    Der Pfarrer seufzte tief. »Dann müssen wir uns eben gegen diese wenigen schützen, die das nicht tun.«
    Ein weiterer anonymer Brief traf ein. Der Pfarrer hatte ihn geöffnet auf dem Schreibtisch liegen lassen, und Laura musste ihn einfach lesen. »Anhänger der Hure Babylon werden in der Hölle schmoren. Du sollst dir kein Bildnis machen.« Der Anfangsbuchstabe S in »schmoren« hatte die Form einer kleinen Harfe. Stammte das von derselben Person, die den Schmutz geworfen und das Glas zertrümmert hatte? Laura war wie ihr Vater der Meinung, dass dies höchst unwahrscheinlich war. Der Briefeschreiber zeigte zumindest noch einen gewissen Respekt vor der Kirche, während den Vandalen gar nichts heilig war.
    »Papa ist zum Bischof bestellt worden.« Atemlos stand Laura eines Tages in der Werkstatt von Minster Glass vor Mr. Russell.
    Sie war schon ein- oder zweimal im Geschäft gewesen und hatte Mr. Reuben Ashe, den schmalgesichtigen, Brille tragenden Eigentümer kennengelernt, der selber ein sehr begabter Glasmaler war. Polly hatte beim zweiten Besuch ihre Abneigung gegen den Schmutz und den Geruch der Chemikalien so deutlich zum Ausdruck gebracht, dass

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