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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Anfang einer langen inneren Reise, als er von den Beinen gerissen wurde. Jetzt müssen wir darauf vertrauen, dass Gott in seiner unendlichen Gnade ihm dabei hilft, diese Reise zu beenden.«
    Ich sehnte mich an einen ruhigen Ort, wo ich in Ruhe um das kleine Mädchen weinen konnte, das vor langer Zeit seine schöne Mutter verloren und dessen Vater sich in Selbstvorwürfen gefangen hatte.
    Aber es gab noch eine Frage, auf die ich keine Antwort wusste. Ich erzählte Jeremy von meinem Traum in der Brandnacht, von der singenden Frauenstimme und dem lauten Rufen, mit dem ich geweckt worden war. »Glauben Sie, es war mehr als ein Traum?«
    »Es gibt viele Stellen in der Bibel, wo Engel in Träumen zu Menschen sprechen. Warum sollte das nicht auch heute noch geschehen?«
    Ich war froh, dass Jeremy mir glaubte.
    »Ich würde das gern als Erklärung hinnehmen«, sagte ich schließlich. »Es ist die einzige, die Sinn ergibt.«

35. KAPITEL
    Wenn manche Menschen Engel sehen, wo andere nur einen leeren Raum sehen, lass sie die Engel malen: Es soll nur niemand sonst denken, er könne ebenfalls Engel malen.
    John Ruskin
    LAURAS GESCHICHTE
    Es war September. Die Fenster waren seit zwei Monaten fertig, aber in der allgemein unruhigen Stimmung war Mr. Bond unsicher, ob er mit dem Einsetzen fortfahren sollte. Mrs. Brownlow war außer sich. Der Neffe der Stifterin war relativ pragmatisch. Mr. Brownlow fühlte sich hin- und hergerissen.
    »Es ist ja nicht so, als würden die Fenster nie eingebaut.« Laura zog sich in der Diele Hut und Handschuhe an und hörte die Stimme ihres Vaters aus dem Salon. »Bond hat bloß vorgeschlagen, es angesichts der unberechenbaren Situation noch eine Weile hinauszuschieben.«
    »Hast du nicht gesagt, wir würden uns von diesen Leuten nicht beeinflussen lassen?« Laura musste genau hinhören, um die sanfte Stimme ihrer Mutter zu verstehen.
    »Nein, das tun wir auch nicht. Aber erinnere dich an das, was der Bischof geraten hat. Wir sollen der Polizei helfen, die Schuldigen zu finden, und auf keinen Fall weitere Unzufriedenheit schüren.«
    »Aber James, wir haben das Engelfenster selbst bezahlt, und das andere ist ebenfalls eine Schenkung. Diese Leute können also nicht behaupten, dass wir Kirchengeld verschwendet und anderen etwas genommen hätten. Alle können die Kirche nutzen und sich an diesen schönen Fenstern erfreuen.«
    »Ich stimme dir ja zu, Dora. Doch diese Menschen sehen das nicht so. Es besteht die Gefahr, dass sie die neuen Fenster gleich zerstören, und was dann? Dann waren all unsere Bemühungen umsonst. Ich bin der Letzte, der unser Licht unter den Scheffel stellen möchte, aber ich muss mich dem Rat des Bischofs beugen – den übrigens auch Mr. Bond teilt.«
    Laura musste rasch zur Seite springen, als ihr Vater aus dem Salon trat. Er murmelte eine Entschuldigung und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück. Sie wusste, dass er bis zum Mittagessen nicht mehr auftauchen würde. Rasch warf sie einen Blick in den Salon, wo ihre Mutter am Sekretär saß. »Mama, brauchst du Polly heute Morgen?«
    Ihre Mutter schaute auf. »Ah, Laura. Ich dachte, du wärst bereits zu deinem Spaziergang aufgebrochen. Ich bin froh, dass du noch hier bist. Ich habe eine Nachricht erhalten von …«, sie schaute auf ein dünnes Blatt Papier, »… einem Mr. Murray, einem Nachbarn unserer Miss Badcoe. Offenbar liegt die Ärmste mit Brustschmerzen im Bett und verlangt nach mir. Da ich heute Vormittag eine Verabredung habe, wollte ich dich bitten, für mich hinzugehen. Nimm Polly mit. Und bitte die Köchin, dir einen Korb zu packen.«
    Laura hatte eigentlich vorgehabt, über die Vauxhall Bridge Road nach Pimlico zu spazieren und dann weiter in die Lupus Street zu Mr. Russell; die Bitte ihrer Mutter kam ihr äußerst ungelegen. Aber sie konnte sie unmöglich ablehnen, zumal sie dann den wahren Grund für ihren Spaziergang hätte preisgeben müssen.
    Als sie die Adresse las, die ihre Mutter ihr gab, war sie sofort wieder fröhlicher gestimmt, denn sie war gar nicht so weit von ihrem eigentlichen Weg entfernt. Sie würde als Erstes nach der älteren Dame sehen und von da weiter zu Philip gehen. Er hatte ihr gesagt, dass er ihr gern jemanden vorstellen würde. Und das wollte sie auf keinen Fall verpassen.
    Die Goose Lane war ein Wohngebiet, das auf der anderen Seite der Kirche in Richtung Westminster Abbey von der Greycoat Street abzweigte. Der Name, der in Großbuchstaben an der Mauer des Eckhauses prangte, war Laura schon

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