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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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hinkniete, um zu beten, spürte sie alle Blicke auf sich.
    Auch der Brief von Miss Badcoe, den ihr Vater am Tag zuvor am Frühstückstisch herumgereicht hatte und in dem Miss Badcoe ihre falschen Anschuldigungen gestand und um Verzeihung bat, tröstete Laura nicht.
    Erst die Intervention Ihrer Tochter hat mir die Augen dafür geöffnet, dass ich mich in meiner Einstellung geirrt habe. Ich bitte Sie demütig um Ihr Verständnis und Ihre Vergebung. Ich habe nicht mehr verdient, außer dass ich Sie um Ihre Diskretion bitte.
    Sogar jetzt noch war die alte Dame zu stolz, um Hilfe zu bitten, daher tat Laura es an ihrer Stelle. Mr. Brownlow nickte nur, dann ging er, ohne ein Wort zu sprechen, in sein Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Seine Frau drückte ihre Gefühle genauer aus. »Ich hätte nie geglaubt, dass eine Dame eine solche Sprache kennt, geschweige denn benutzt.«
    »Sie ist alt und einsam … und vielleicht ein bisschen verrückt, Mama«, verteidigte Laura sie. »Sie verdient unser Mitgefühl.«
    »In der Tat.« Ihre Mutter gab seufzend nach, so wie Laura es geahnt hatte. »Aber ich werde sie nie wieder mit dem gleichen Blick wie vorher betrachten können. Und erklärt das den übrigen Schaden? Nein. Was soll nur aus uns allen werden?«
    Es dauerte nicht lange, bis auch das restliche Geheimnis gelüftet wurde. Drei Abende später, am Fest St. Michael und Allerheiligen, wurde ein gewisser Alfred Cooper betrunken vor dem Kirchenportal festgenommen. Zwei weitere Fenster seien beschädigt worden, berichtete der Polizist, der dem Pfarrhaus am nächsten Morgen einen Besuch abstattete, und die Taschen des Mannes seien voller Steine gewesen. Er habe bereits gestanden und die Namen weiterer Komplizen preisgegeben.
    Später an diesem Morgen fuhr ein Vierspänner vor dem Haus vor. Harriet stieg aus. Von Baby Arthur war weit und breit nichts zu sehen. Stattdessen zerrte sie eine widerspenstige Ida am Arm heraus.
    »Ida, erzähl meinen Eltern, was du mir erzählt hast, du widerwärtiges Gör«, befahl sie, zog sich die Handschuhe aus und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Mr. und Mrs. Brownlow warfen sich einen Blick zu. Laura stand schweigend am Fenster.
    »Was ist denn, Ida?«, fragte Mr. Brownlow, und nach und nach brach die Geschichte aus dem blassen Dienstmädchen heraus.
    »Ich habe nichts Böses getan, Sir«, beteuerte sie. »Ich wurde gezwungen. Ich wusste nicht, was richtig war.«
    »Es geht um diesen Mann, den sie festgenommen haben«, erklärte Harriet. »Ihren Vater. Komm schon, Ida, erzähl es ihnen. Ich habe euch gestern Abend erwischt, nicht wahr? Als du ihm etwas zu essen gegeben hast. Das du vorher aus meiner Küche gestohlen hattest.«
    »Es tut mir leid, Madam, ich habe Ihnen doch gesagt, dass es mir leidtut«, rief Ida verzweifelt. Sie war jetzt den Tränen nahe.
    »Beruhige dich doch, Mädchen, du bist hier bei freundlichen Menschen«, schaltete Mrs. Brownlow sich ein. »Es gibt nichts, was du uns nicht erzählen kannst.«
    Stück für Stück entlockten sie ihr die ganze Geschichte.
    »Er hat mich bedroht. Er hat mir gesagt, ich müsste meine Brüder und Schwestern vor dem Waisenhaus bewahren und die Familie zusammenhalten, sonst würde ich irgendwann in der Hölle schmoren.« Alfred Cooper hasste die Brownlows, so viel war klar.
    Ein Polizeibeamter wurde hinzugeholt, um mit Ida zu sprechen.
    Beim Mittagessen berichtete Mr. Brownlow seiner Frau und Laura: »Die Polizei sagt, dass Cooper Mrs. Brownlow beschuldigt hätte, Molly und das Baby umgebracht und ihm seine Kinder weggenommen zu haben.«
    »Was für ein Unsinn!«, ereiferte sich Mrs. Brownlow und breitete die Serviette auf ihrem Schoß aus. »Dieser Mann ist selbst nicht in der Lage, sich um Frau und Kinder zu kümmern, und gibt einfach anderen die Schuld am Unglück seiner Familie. Nein, sogar der ganzen Pfarre. Nun, jetzt kommt er wohl hinter Gitter, und dann hat die Sache ein Ende.«
    Gedankenverloren zupfte Laura an der Tischdecke. Sie dachte an das stinkende Loch, in dem die Coopers gehaust hatten, und fragte sich, ob Mr. Cooper auch eine Vorgeschichte hatte, so wie Miss Badcoe. Natürlich ließ sich nicht bestreiten, dass er bei seiner Familie versagt hatte. Er war böse und gewalttätig gewesen, das war mit nichts zu entschuldigen. Aber unter welchen Umständen war Alfred Cooper selbst aufgewachsen? Was hatte ihn zu dem Mann gemacht, der er heute war?
    »Was wird nun mit Ida geschehen?«, fragte sie, während sie ihre Suppe

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