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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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der über dem Kamin hing. Der Rahmen bestand aus abstrakten Formen aus rubinrotem, goldenem und weißem Glas, das aussah wie Wüstensand, auf dem kleine goldene Eidechsen und Schlangen spielten.
    »Es heißt Traumzeit «, sagte Zac und bekam einen schrecklichen Hustenanfall.
    »Es ist … faszinierend. Zac, du zitterst ja. Geh sofort wieder ins Bett!« Er schwankte leicht, daher half ich ihm zurück in sein Schlafzimmer. Der Raum war dunkel, die Vorhänge zugezogen.
    »Schau dich bitte nicht um«, sagte er und taumelte geradezu ins Bett. »Hier sieht es grauenhaft aus.« Er stöhnte, als ich die Vorhänge trotzdem ein Stück aufzog, um etwas erkennen zu können.
    Er hatte recht, es sah wirklich grauenhaft aus. Überall lagen Kleidungsstücke herum, die Bettwäsche musste dringend gewechselt werden, und auf dem Nachttisch und dem Fußboden stapelte sich schmutziges Geschirr.
    »Tja«, sagte ich ein wenig unsicher. Ich war keine begnadete Krankenschwester, aber Zac half mir, indem er überraschend gehorsam war. Ich führte ihn zur Dusche und hoffte, dass er nicht zusammenbrach, während ich sein Bett neu bezog, einen sauberen Pyjama heraussuchte und eine Packung Paracetamol fand. Eine Grippe schien mir die nächstliegende Diagnose zu sein; daher gab ich ihm ein paar Tabletten mit einem Glas Wasser, steckte ihn wieder ins Bett und wandte mich dann der Küche zu.
    Nachdem ich alles gespült und aufgeräumt hatte, versuchte ich erfolglos, ihn dazu zu bringen, eine Champignoncremesuppe und ein Stück Brot zu essen. Als er schließlich eingeschlafen war, lüftete ich und stopfte eine Ladung Wäsche in die Waschmaschine. Er schlief immer noch, als ich ging. Daher legte ich ihm einen Zettel auf den Nachttisch, mit der Nachricht, dass ich ihn am nächsten Morgen anrufen würde.
    Ich besuchte ihn täglich, bis er über das Schlimmste hinweg war. Am zweiten Tag rief ich Zacs Arzt an, der ebenfalls der Meinung war, dass es sich um eine ernste Grippe handelte, und mir einige Tipps zur Krankenpflege gab. In den ersten Tagen schlief Zac die meiste Zeit. Wenn er wach war, war er verwirrt und durcheinander, aber er ließ zu, dass ich ihm beim Wechseln des Pyjamas half und ihm die Haare kämmte. Er verriet mir, wo ich den Ersatzschlüssel finden würde, damit ich selbstständig in die Wohnung kommen konnte.
    Am dritten Tag traf ich draußen im Hausflur eine nordafrikanische Frau mit mehreren kleinen Kindern, die sich besorgt nach ihm erkundigte und anbot, abends nach ihm zu schauen. Am nächsten Morgen sah ich, dass sie ihm einen köstlich aussehenden Auflauf in den Kühlschrank gestellt hatte. Ich versuchte ihn dazu zu bringen, etwas davon zu essen, aber er schaffte es nicht, daher aß ich ihn. Es tat mir weh, den Mann, auf den ich mich in den letzten Wochen so häufig gestützt hatte und der sonst so würdevoll und so selbstständig war, derart hilflos vor mir zu sehen.
    Ich war froh, dass er nicht ganz allein war. Abgesehen von seiner Nachbarin Etha riefen eine ganze Reihe Freunde an. Amber begleitete mich ein- oder zweimal, und bei einer anderen Gelegenheit, als ich am frühen Abend kam und die Tür aufschloss, öffnete ein junger Mann mit dünnen blonden Haaren und stellte sich als David vor.
    Ich erinnerte mich an den Namen. »Sie kommen aus diesem anderen Glasstudio, nicht wahr?«, fragte ich. »Schön, Sie kennenzulernen.«
    Wir saßen im Wohnzimmer und unterhielten uns flüsternd, um Zac nicht aufzuwecken. Dabei schauten wir die ganze Zeit auf den wunderbaren Londoner Himmel, der sich vor dem Fenster ausstreckte. Wir konnten von hier aus Big Ben sehen, der zwischen einigen Hochhäusern aufragte, und dahinter die gotischen Türmchen der Houses of Parliament.
    David erzählte mir, wie er Zac kennengelernt hatte. Zac sei eines Tages zu ihm gekommen und habe ihn um Hilfe gebeten, weil er für einen ganz speziellen Auftrag in der Werkstatt meines Vaters nicht die nötige Ausrüstung besaß. Daraufhin habe sich eine Freundschaft zwischen ihnen entwickelt, und Zac habe viel Zeit mit David, dessen Frau und den Kindern verbracht. Janie, Davids Frau, war Flötistin bei den Philharmonikern.
    »Zac ist unglaublich talentiert«, flüsterte David, als wir die vielen wunderbaren Glasstücke im Raum betrachteten.
    »Ich weiß.« Ich fing an, ihm von Raphael zu erzählen, bis mir einfiel, dass er das ja schon alles wusste, weil er für Zac Material besorgt hatte.
    Ich fragte mich, ob David Näheres über Zacs Privatleben wusste, auch über

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