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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Werkstatt zu huschen, aber Zac warf mir einen verzweifelten Blick zu.
    »Fran, Mr. und Mrs. Armitage wüssten gern, ob wir etwas in dieser Art hier machen können. Was meinst du?«
    Auf den Fotos waren zwei bunte Glasfenster zu sehen. Eins zeigte einen Jungen mit Tirolerhut, der in einem See fischte, das andere ein Mädchen, das sich in einem viel zu kurzen Rock streckte, um mit dem Netz einen Schmetterling zu fangen. Beide Abbildungen waren umrahmt von Teddys, Puppen, Blumen und Früchten; sehr kitschig, aber manche Leute mochten das.
    »Wir haben sie in New Jersey gesehen, stimmt’s, mein Schatz?«, sagte Mrs. Armitage. »Unsere Freunde waren gerade erst in ihr neues Haus gezogen und wussten nicht, von wem sie stammten. Deshalb haben wir ein paar Fotos gemacht und uns gedacht, wir könnten sie für die Zimmer der Zwillinge vielleicht nachmachen lassen, stimmt’s, mein Schatz?«
    Ihr Schatz grunzte zustimmend.
    »Wir könnten ein paar ähnliche Entwürfe machen, oder, Zac?« Ich sah ihn an.
    »Ja, ich habe erklärt, dass wir Schwierigkeiten bekommen könnten, wenn wir die Bilder einfach nur kopieren. Aber mit ein paar kleinen Änderungen …«
    »Das wäre wunderbar!« Mrs. Armitage tippte mit ihren krallenartigen Nägeln auf die Theke. »Was meinen Sie, wie viel würde das ungefähr kosten? Außerdem hätten wir die Fenster gern bis Ende Oktober fertig. Da haben die Zwillinge nämlich Geburtstag.«
    Zac zeigte ihnen einige Muster und nannte den ungefähren Preis. Ich beobachtete den Mann eingehend, der sich aber nur danach erkundigte, welchen Unterschied im Preis es ausmachen würde, wenn man anderes Glas wählte; ansonsten schien er die absehbare Belastung seines Portemonnaies ungerührt hinzunehmen.
    Als die beiden den Laden schließlich verlassen hatten, gingen Zac und ich zusammen in die Werkstatt. Während ich Tee kochte, schrieb er den Auftrag in Dads Auftragsbuch. Dann warf er noch einen Blick auf die Fotos und schüttelte den Kopf.
    »Was ist?«, fragte ich ihn.
    »Sagen wir mal so: Das trifft einfach nicht meine Vorstellung von anspruchsvoller Kunst.«
    Ich lachte. »Komm schon, du wirst deine Sache sicher gut machen, wie immer.«
    »Hm.« Er nickte. »Ich werd’s versuchen.«
    »Was macht dir denn am meisten Spaß?«, fragte ich, wobei mir einmal mehr klar wurde, wie wenig ich über Zac wusste.
    »Die künstlerischen Aufträge, meine eigenen Entwürfe. Und die Arbeiten für die Kirche, weil sie nicht nur der Zierde dienen, sondern einen tieferen Sinn haben.«
    »Was meinst du denn mit deinen eigenen Entwürfen?«, fragte ich. »Diesen Sonnenaufgang zum Beispiel?«
    »Nein. Da habe ich nur das gezeichnet, was die alte Dame mir vorgegeben hat. Ich habe angefangen, andere Dinge zu machen, aber das sind im Grunde genommen bisher nur Experimente. Wir haben hier nicht die richtige Ausrüstung, deshalb nutze ich das Studio meines Freunds David.«
    »Ich wusste nicht, dass du auch andere Arbeiten machst.«
    »Die mache ich auch nicht während meiner Arbeitszeit«, antwortete er. Offenbar hatte er mich missverstanden. »Und das Material zahle ich selbst. Allerdings hat dein Vater mir hin und wieder einzelne Teile geschenkt.«
    »Das ist völlig in Ordnung, Zac. Ich wollte dich keinesfalls kritisieren.«
    »Ich weiß. Ich wollte es nur klarstellen.«
    »Ich würde deine Arbeiten gerne mal sehen.«
    »Ehrlich?« Er schaute mich überrascht an. »Ich stelle gerade eine Mappe zusammen, vielleicht ist sie uns hier einmal nützlich. Sobald sie fertig ist, zeige ich sie dir.« Seine Augen leuchteten, erhellten sein Gesicht, sodass ich unwillkürlich daran denken musste, wie melancholisch er sonst immer wirkte. Ob die Arbeit mit Glas sein ganzes Leben erfüllte? Hatte er eigentlich Familie und Freunde in London? Aber ich fragte nicht laut. Solange ich mein eigenes Leben nicht im Griff hatte, war ich wohl kaum berechtigt, anderen Menschen mit einem klugen Rat zur Seite zu stehen.
    In diesem Augenblick bimmelte wieder die Ladenglocke.
    »Ach, das hätte ich fast vergessen«, rief Zac, als ich nachschauen ging, wer gekommen war, »es hat jemand für dich angerufen. Eine Jessica Eldridge. Du möchtest sie bitte zurückrufen.«
    »Oh, Jessica! Ich muss mich dringend bei ihr melden.« Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. »Sie bucht meine Engagements«, fügte ich hinzu, als ich seine verständnislose Miene sah. Anscheinend hatte ich ihr irgendwann mal die Nummer von Minster Glass gegeben. »Danke, Zac. Ich rufe sie

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