Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)
gemusterter Teppich führte direkt zu einem Podest. Zwei Stufen führten zu einem aus dunklem Holz geschnitzten Thron mit hoher Lehne, der von zwei weiteren, weniger prächtigen Stühlen eingerahmt wurde. Ihn fröstelte unwillkürlich. Zwei Männer traten ein, ein älter, kräftiger und ein sehr viel jüngerer, beide prächtig gekleidet. "Der erlauchte Fürst Valeriu Codrea der zweite und Prinz Radu", verkündete der Diener laut bei ihrem Eintreten, verneigte sich dann und ging wieder hinaus. Die Männer setzten sich auf die Thronsessel.
Auch Nicolas verneigte sich, wie er es am Hofe gelernt hatte und stellte sich vor. "Was führt Euch den weiten Weg aus Frankreich zu uns?", fragte der ältere Mann. Er hatte ein kantiges Gesicht, einen vollen Bart und ebenso volles Haupthaar. Es mochte früher einmal schwarz gewesen sein, heute besaß es einen silbrigen Glanz. Sein Französisch erklang mit einem rauen Akzent, der diese Sprache eher zu verunstalten schien.
"Ich fühle mich Frankreich nicht so verbunden, dass ich dort bleiben wollte, zumal ich eine große Liebe verlor. Dennoch muss ich mich ernähren. Um es mit klaren Worten zu sagen: Ich suche eine Anstellung, Fürst Valeriu", gab Nicolas ergeben zur Antwort. Innerlich war er sich allerdings sicher, dass er nicht lange hier bleiben würde. Dieser Ort gefiel ihm nicht.
Der jüngere Mann von beiden musterte ihn abschätzend. Auch er war dunkelhaarig, sein Haar fiel in Wellen auf seine Schulter und wurde von einem goldenen Stirnreif gebändigt. Seine Augen blickten so groß und schwarz wie die seines Vaters in die Welt. Nicolas glaubte hinter dieser Schwärze eine andere, seltsame Dunkelheit zu erkennen, die ihn misstrauisch werden ließ.
"Derzeit benötigen wir keine Soldaten. Wir befinden uns in Frieden mit unseren Nachbarn", sagte der Jüngere mit klarer, fast akzentfreier Stimme anstelle seines Vaters. Dieser warf ihm stirnrunzelnd einen Blick zu. "Nicht so voreilig, mein Sohn", tadelte er ihn. Radu schwieg verärgert. Jetzt wandte sich der Fürst wieder an Nicolas.
"Es stimmt, was mein Sohn, Prinz Radu, sagt. Wir benötigen keine Soldaten, und diese Burg gilt als uneinnehmbar. Wir leben hier sehr zurückgezogen, müsst Ihr wissen." Er stockte.
"Allerdings benötigen wir einen Jäger", fügte er dann hinzu.
"Einen Jäger?", fragte Nicolas verwirrt. Diese Stellung konnte jeder gute Schütze aus dem Ort übernehmen.
"Ganz recht, einen Jäger." Der Fürst erhob sich und trat nun die zwei Stufen hinunter auf Nicolas zu. Radu blieb sitzen.
"Hauptmann de Vervier. Wir jagen hier nicht nur gewöhnliches Wildbret. Wir jagen den Wald."
Hatte der Fürst den Verstand verloren? Nicolas schaute ihn zweifelnd an. Doch der alte Mann lachte jetzt lauthals. Sein Lachen klang bitter. Er schien zu ahnen, was Nicolas dachte. "Schaut mich nicht so an, Hauptmann. Ich bin nicht verrückt. Die Wahrheit ist - wir sind ein verfluchtes Geschlecht."
"Vater!", rief Prinz Radu warnend aus. Er wollte nicht, dass der Fremde zuviel über seine Familie erfuhr. Obwohl der Franzose ihm gefiel, das musste er zugeben. Seine Kleidung war schlicht, aber elegant. Er machte einen ehrlichen und aufrechten Eindruck, mit Haupthaar so golden wie das Morgenlicht. Doch seine blauen Augen blickten unsagbar traurig drein. Was musste er erlebt haben? Radu verwarf den Gedanken. Sie hatten hier ihre eigenen Probleme, und auf die kam Fürst Valeriu gerade zu sprechen: "Ihr habt sicher schon im Dorf gehört, dass meine Tochter Caralina eine Nacht vor der Hochzeit spurlos verschwunden ist. Der Wald hat sie verschluckt. Das ist unser Fluch."
"Seid Ihr sicher, Durchlaucht?", fragte Nicolas verständnislos. Der alte Mann wandte sich ab und wanderte - die Hände hinter dem Rücken verschränkt - durch den Raum. Jetzt erhob sich der Prinz ebenfalls von seinem Thron und trat zu Nicolas. "Ihr müsst es meinem Vater nachsehen. Der Schicksalsschlag..."
"Kam nicht unerwartet, mein Sohn", warf Valeriu scharf ein.
"Nun ja", begann Nicolas. Wie kam er aus dieser merkwürdigen Burg wieder hinaus? Er hatte so gar keine Lust mehr, sich dieses seltsame Gespräch noch weiter anzuhören.
"Ich werde es Euch erklären", bot Prinz Radu versöhnlich an und nahm Nicolas beiseite. Sollte der Fremde doch ruhig alles wissen. Vielleicht würde er dann schnell wieder verschwinden und sie mit ihrem Kummer allein lassen!
Sein Vater hatte inzwischen wieder auf seinem Thron Platz genommen und blickte
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