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Der Zauber des weissen Wolfes

Der Zauber des weissen Wolfes

Titel: Der Zauber des weissen Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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langfingrigen Hand. Er hob sie an die Lippen und küßte sie.
    »Cymoril«, murmelte er, und verlangende Pein pulsierte in diesem Namen. »Cymoril - wach auf!«
    Das Mädchen rührte sich nicht, sie atmete gleichmäßig weiter, und ihre Augen blieben geschlossen. Elrics bleiches Gesicht verkrampfte sich, und seine roten Augen funkelten vor leidenschaftlichem Zorn. Er packte die schlaffe, gefühllose Hand, die wie die Hand einer Toten war, packte sie, bis er sich Einhalt gebieten mußte aus Angst, daß er die zarten Finger zerdrücken wür- de.
    Ein Soldat begann rufend gegen die Tür zu hämmern.
    Elric legte die Hand auf die feste Brust des Mädchens und stand auf. Verständnislos starrte er zur Tür.
    Eine schärfere, kältere Stimme beendete das Gebrüll des Soldaten. »Was ist los - hat jemand versucht, meine schlafende Schwester zu besuchen?«
    »Yyrkoon, der schwarze Höllensohn!« flüsterte Elric.
    Verwirrte Wortfetzen des Soldaten, dann Yyrkoons erhobene Stimme, die durch die Tür brüllte: »Wer immer du da drinnen bist - du wirst tausendfach vernichtet werden, sobald wir dich gefangen haben. Du kannst nicht fliehen. Wenn meiner Schwester irgend etwas passiert, wirst du niemals sterben, das verspreche ich dir. Dafür wirst du deine Götter anflehen, daß du sterben könntest!«
    »Yyrkoon, du Nichtsnutz - du kannst einem Manne nicht drohen, der dir in den dunklen Künsten ebenbürtig ist! Ich bin es, Elric - dein rechtmäßiger Herr. Verzieh dich in dein Kaninchenloch, ehe ich jede böse Macht auf, über und unter der Erde gegen dich wende!«
    Yyrkoon lachte zögernd. »Dann bist du also zurück, und wieder, um meine Schwester zu wecken. Doch jeder Versuch dieser Art wird sie nicht nur töten, sondern ihre Seele auch in die tiefste Hölle schicken, wo du ihr gern Gesellschaft leisten kannst!«
    »Bei Arnaras sechs Brüsten - du wirst derjenige sein, der die tausend Tode erlebt!«
    »Genug!« Yyrkoon erhob die Stimme. »Soldaten - ich befehle euch, die Tür einzuschlagen und den Verräter lebendig zu fangen. Elric - zwei Dinge wirst du nie wiedererlangen, die Liebe meiner Schwester und den Rubinthron. Nutze die kurze Zeit, die dir noch bleibt, nach besten Kräften, denn bald wirst du vor mir am Boden kriechen und mich anflehen, von den Qualen deiner Seele erlöst zu werden!«
    Elric ignorierte Yyrkoons Drohungen und wandte sich dem schmalen Fenster zu. Es war eben breit genug, daß sich ein Mann hindurchzwängen konnte. Er bückte sich, küßte Cymoril auf die Lippen, ging zur Tür und öffnete lautlos die Riegel.
    Es krachte, als sich ein Soldat mit vollem Gewicht gegen die Tür warf. Sie schwang auf und ließ den Mann vorwärts stolpern und flach auf das Gesicht fallen. Elric zog das Schwert, hob es in die Höhe und hieb nach dem Hals des Mannes. Der Kopf sprang von den Schultern, und Elric brüllte mit tiefer, grollender Stimme:
    »Ariochl Arioch! Ich gebe dir Blut und Seelen -doch hilf mir jetzt! Diesen Mann schenke ich dir, mächtiger König der Hölle - hilf deinem Diener Elric von Melnibone!«
    Drei Männer drängten gleichzeitig ins Zimmer. Elric hieb zu und trennte einem das halbe Gesicht ab. Der Mann schrie, bis ein zweiter Hieb ihn verstummen ließ.
    »Arioch, Lord der Dunkelheit - ich schenke dir Blut und Seelen. Hilf mir, böser Geist!«
    In einer Ecke des dunklen Raums begann sich ein dunkler Nebel zu formen. Aber die Soldaten drängten weiter vor, und Elric hatte Mühe, sie auf Abstand zu halten.
    Unentwegt rief er den Namen Ariochs, des Lords der Höheren Hölle, während er von der Übermacht der Krieger immer weiter zurückgedrängt wurde. Hinter seinen Männern bewegte sich Yyrkoon zornig und frustriert hin und her und feuerte die Kämpfer an, Elric lebendig zu fangen. Diese Bedingung verschaffte Elric einen kleinen Vorteil - dies und das Runenschwert Sturmbringer, das seltsam schwarz leuchtete und schrill heulte, schrecklich für alle Ohren, die es hörten. Zwei weitere Leichen bedeckten nun den Teppich des Gemachs, ihr Blut sickerte in das feine Gewebe.
    »Blut und Seelen für Lord Arioch!«
    Der schwarze Nebel zuckte und begann Formen anzunehmen. Elric warf einen Blick in die Ecke und erschauderte, obwohl er den Höllenschrecken selbst gerufen hatte. Die Krieger standen mit dem Rücken zu dem Ding in der Ecke, während Elric am Fenster kämpfte. Die amorphe Masse, die ganz und gar nicht angenehm anzuschauende Manifestation von Elrics Schutzgott, zuckte erneut, und Elric erkannte die

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