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Der Zauber des weissen Wolfes

Der Zauber des weissen Wolfes

Titel: Der Zauber des weissen Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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der Welt gibt, und da wäre es angemessen, wenn du das Buch besitzt. Außerdem könntest du mich umbringen, um es für dich zu erringen - mit einem solchen Buch in den Händen wäre ich niemals sicher. Ich brauche nur einen winzigen Teil seiner Weisheit.«
    »Und der wäre?« fragte Elric und musterte ihre patrizierhafte Schönheit, während sich ein neuer Impuls in ihm regte.
    Ihr Mund verkrampfte sich, ihre Lider senkten sich über die Augen. »Wenn wir das Buch in den Händen halten, sollst du Antwort bekommen. Vorher nicht.«
    »Die Antwort genügt mir«, sagte Elric hastig, als er erkannte, daß er im Augenblick keine weiteren Auskünfte erwarten durfte. »Und sie gefällt mir auch.« Dann, ehe er sich versah, hatte er mit schlanken bleichen Händen ihre Schultern umfaßt und preßte seine farblosen Lippen auf ihren scharlachroten Mund.
    Elric und Shaarilla ritten nach Westen auf das Stille Land zu, über die fruchtbaren Ebenen Shazaars, die sie vor zwei Tagen mit dem Schiff erreicht hatten. Das Grenzgebiet zwischen Shazaar und dem Stillen Land war verlassen. Hier gab es nicht einmal eine Landbevölkerung; es war ein Niemandsland, allerdings fruchtbar und reich an natürlichen Schätzen. Die Shazaarer hatten bewußt davon abgesehen, ihre Grenzen weiter auszudehnen. Die Bewohner des Stillen Landes wagten sich zwar nur selten über die Nebelsümpfe hinaus, die natürliche Grenze zwischen den beiden Ländern, doch empfanden die Shazaarer vor ihren unbekannten Nachbarn eine beinahe abergläubische Angst.
    Die Reise war problemlos und schnell vor sich gegangen, wenn auch mit seltsamen Begleitumständen: mehrere Personen, die ihr Ziel eigentlich nicht kennen durften, hatten die Reisenden vor aufziehenden Gefahren gewarnt. Elric grübelte darüber nach, erkannte er doch die Anzeichen einer beginnenden Katastrophe. Er beschloß, die Vorahnung jedoch zu ignorieren und Shaarilla gegenüber zu schweigen, die damit zufrieden zu sein schien. Während des Tages sprachen sie nur wenig und sparten ihren Atem für die wilden Liebesspiele der Nacht.
    Der dumpfe Hufschlag der beiden Pferde auf dem weichen Grasboden, das gedämpfte Knirschen und Klappern von Elrics Rüstung und Schwert drangen als einzige Geräusche durch die Stille des klaren Wintertages, während die beiden gleichmäßig ausritten und sich den unsicheren, täuschenden Wegen der Nebelsümpfe näherten.
    In einer dunklen Nacht erreichten sie die Grenze des Stillen Landes, markiert durch den Sumpf, und schlugen ihr Lager auf; sie errichteten das Seidenzelt auf einem Hügel, der das nebelverhangene Ödland überschaute.
    Die Wolken lagen wie schwarze Kissen vor dem Horizont und wirkten bedrohlich. Der Mond lauerte dahinter und vermochte sie ab und zu soweit zu durchdringen, daß sich ein zögernder bleicher Finger auf den schimmernden Sumpf oder seinen ungleichmäßigen Grasrand senkte. Einmal spiegelte sich ein Mondstrahl auf Silber und erhellte Elrics dunkle Silhouette, doch als widere ihn der Anblick eines Lebewesens auf dem öden Hügel an, verzog sich der Mond hinter seinem Wolkenschild und ließ Elric tief in Gedanken versunken zurück. Und in der Dunkelheit, die er sich wünschte.
    Donner grollte über fernen Bergen und hörte sich an wie das Lachen entfernter Götter. Elric erschauderte, zog den blauen Mantel enger um sich und starrte über die nebelbedeckte Senke.
    Nach kurzer Zeit trat Shaarilla zu ihm; sie stand in einem dicken Wollmantel neben ihm, der die feuchte Kühle der Luft dennoch nicht abzuhalten vermochte.
    »Das Stille Land«, murmelte sie. »Stimmen die Geschichten, Elric? Hat man dir im alten Melnibone davon erzählt?«
    Elric runzelte die Stirn, ärgerlich, daß sie seine Gedanken gestört hatte. Abrupt wandte er sich zu ihr um, starrte sie einen Augenblick lang mit roten Augen an und sagte dann tonlos:
    »Die Bewohner sind unmenschlich und gefürchtet. Das ist mir bekannt. Nur wenige Menschen wagten sich überhaupt auf das Gebiet vor. Davon ist meines Wissens bisher keiner zurückgekehrt. Selbst als Melnibone noch ein mächtiges Reich war, herrschten meine Vorfahren nie über diese Nation - sie verspürten gar nicht den Wunsch dazu. Die Bürger des Stillen Landes gelten als aussterbende Rasse und sollen schlimmer sein als alle meine Vorfahren, die ihre Herrschaft über die Erde genossen, als die Menschen noch fern von jeder Macht waren. Sie verlassen heute ihr Gebiet nur noch selten, das von Sümpfen und Bergen begrenzt ist.«
    Daraufhin

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