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Der Zauber des weissen Wolfes

Der Zauber des weissen Wolfes

Titel: Der Zauber des weissen Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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ihm, doch er verstand die Worte nicht. Elric hieb nach der weißen Gestalt, doch sein Schwert traf nur auf Nebel und begann zornig zu heulen. Das angstgepeinigte Pferd rückte nicht mehr von der Stelle, so daß Elric absteigen mußte.
    »Halte das Tier!« rief er Shaarilla über die Schulter zu und bewegte sich leichtfüßig auf den zuckenden Umriß zu, der vor ihm lauerte und ihm den Weg versperrte.
    Nun vermochte er einige Einzelheiten auszumachen. Zwei Augen von der Farbe dünnen gelben Weins befanden sich hoch im Körper des Wesens, das allerdings keinen ausgebildeten Kopf hatte. Ein obszön beweglicher Schlitz, gefüllt mit Reißzähnen, lag dicht unter den Augen. Nase oder Ohren waren nicht sichtbar. Dem oberen Teil des Körpers entsprangen vier Gliedmaßen, während der Unterkörper beinlos über den Boden glitt wie eine Schnecke. Elrics Augen begannen zu schmerzen, als sie dieses Wesen wahrnahmen. Das Geschöpf war unglaublich abstoßend, und der amorphe Körper verbreitete einen Gestank von Tod und Verfall. Der Albino kämpfte seine Angst nieder und ging vorsichtig weiter, das Schwert erhoben, um damit jeden Hieb abzuwehren, den das Ding mit den Armen vollführen mochte. Elric erkannte die Kreatur nach einer Beschreibung in einem seiner Zauberbücher. Es war ein Nebelriese - vermutlich der einzig existierende Nebelriese -, der den Namen Bellbane trug. Selbst die klügsten Zauberer wußten nicht, wie viele es von dieser Rasse noch gab - einen oder viele. Es handelte sich um einen Ghul des Sumpflandes, der sich von den Seelen und dem Blut von Menschen und Tieren ernährte. Aber diese Nebelsümpfe lagen viel zu weit östlich von Bellbanes mutmaßlicher Heimat.
    Nun wunderte sich Elric nicht mehr, warum so wenige Tiere in diesem Abschnitt des Sumpfes lebten. Über ihm begann sich der Himmel zu verdunkeln.
    Sturmbringer pulsierte in Elrics Hand, während er die alten Dämonengötter seines Volkes anrief. Der scheußliche Ghul erkannte diese Namen offensichtlich. Einen Augenblick lang schwankte er nach hinten. Elric zwang seine Beine dazu, ihn auf das Wesen zuzutragen. Dabei sah er, daß der Ghul gar nicht weiß war. Allerdings hatte er auch keine andere erkennbare Farbe. Ein Hauch von Orange, betont durch ein übelkeiterregendes Grüngelb - allerdings sah er diese fremdartigen Farben nicht mit den Augen, sondern spürte sie nur.
    Elric stürzte auf das Ding zu und rief die Namen, die für sein Bewußtsein keine Bedeutung mehr hatten. »Balaan, Marthim! Aesmal Alastor! Saebos! Verdelet! Nizilfkm! Haborym! Haborym von den Vernichtenden Feuern!« Sein Geist war in zwei Teile gespalten. Ein Teil wollte fliehen und sich verstecken, doch er hatte keine Kontrolle mehr über die Macht, die ihn überkommen hatte und der Begegnung mit dem Schrecken entgegentrieb. Seine Schwertklinge hackte und hieb auf die Gestalt ein. Es war, als versuche er durch Wasser zu schneiden, intelligentes pulsierendes Wasser. Trotzdem machte sich Sturmbringer bemerkbar. Die Gestalt des Ghul zitterte wie in schrecklichem Schmerz. Elric fühlte sich in die Luft gerissen und sah plötzlich überhaupt nichts mehr - er konnte nichts anderes tun, als auf das Ding, das ihn jetzt umklammert hielt, einzuhakken und danach zu stechen.
    Blindlings kämpfte er weiter, und sein Schweiß strömte.
    Schmerzen, die kaum körperlich zu nennen waren - tiefe, erschreckende Schmerzen -, füllten sein Wesen. Er heulte qualvoll auf und hieb immer wieder auf die nachgiebige Masse ein, die ihn umarmte und langsam zu dem klaffenden Maul hinzog. Er wehrte sich und wand sich in dem widerwärtigen Griff der Kreatur. Sie hielt ihn mit kraftvollen Armen, beinahe lasziv, sie zog ihn zu sich heran, wie ein brutaler Liebhaber ein Mädchen an sich ziehen mochte. Selbst die gewaltigen Kräfte des Schwertes schienen nicht auszureichen, um das Monstrum zu töten. Obwohl sein Angriff an Heftigkeit verloren hatte, zog es Elric immer weiter auf den knirschenden, zuckenden Mundschlitz zu. Wieder versuchte es Elric mit den Namen, während Sturmbringer in seiner rechten Hand tanzte und sein furchtbares Lied erklingen ließ. Schmerzvoll wand sich Elric, er betete, flehte und beteuerte, doch Zoll für Zoll näherte er sich dem grinsenden Maul.
    In grimmiger Verzweiflung kämpfte er weiter und rief wieder nach Arioch. Und plötzlich fühlte er sich von einem Geist angerührt - sarkastische, mächtige, böse Gedanken - und erkannte, daß Arioch endlich reagierte. Fast unmerklich ließ der

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