Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
Vom Netzwerk:
gehört habe.«
    Der Sergeant übersetzte alles für seine Gefährten.
    Will hatte Miranda vor einigen Tagen anvertraut, wie schwer es war, die Wahrheit über die Zustände an der Front zu erfahren oder – was noch wichtiger war – darüber, wie die französischen und alliierten Truppen zur Ankunft der amerikanischen Soldaten standen. Falls es unterschwellige Ressentiments gab, musste diese Einstellung überwunden werden. Miranda erkannte, dass diese zwanglose Unterhaltung mit französischen Soldaten für Will eine hervorragende Gelegenheit war, etwas über die herrschende Stimmung in Erfahrung zu bringen.
    Miranda überließ ihn seinem Gespräch, trank ihren Kaffee und aß ein Croissant. Dabei beobachtete sie aber die ganze Zeit den französischen Sergeant, und zwar nicht nur, weil er so gut Englisch sprach oder weil Will und er sich sehr gut zu verstehen schienen, als sie sich über Waffen, das Für und Wider von Panzern und den Einsatz von Kavallerie unterhielten.
    Alles an dem Mann war faszinierend, einschließlich seiner stahlblauen Augen und der markanten Wangenknochen und einer alten Narbe, die von einem Messerstich zu rühren schien. Sogar sein Haar war auffallend, ein sehr helles Braun mit feinen blonden Strähnen. Als hübsch, wie Will es auf seine gepflegte und gesunde Art war, würde Miranda ihn nicht bezeichnen, dafür sah er zu abgebrüht aus. Aber er versprühte jenen Elan, für den die französischen Offiziere bekannt waren, und sehr viel Charme, und sie hatte das Gefühl, dass er viel mehr war als ein gewöhnlicher Soldat.
    »Ich habe versäumt, mich vorzustellen«, sagte Will. »Sergeant Will Fergus, und das ist meine Verlobte Miranda Forbes-Alton aus England. Miranda arbeitet in Camiers als Rettungsfahrerin.«
    »Für diese Art Arbeit sind Sie viel zu schön«, sagte der Sergeant galant, was Miranda noch mehr für ihn einnahm. »Das sind Caporal Pierre Armel und Caporal Deguire, und mein Name ist Etienne Carrera. Wir sind alle entzückt, Sie kennenzulernen.«
    Bei dem Namen Etienne zuckte Miranda leicht zusammen. Möglich, dass dieser Vorname in Frankreich sehr verbreitet war, aber irgendwie schien alles, was ihr Belle über ihren Etienne erzählt hatte, zu diesem Mann zu passen. Sie hatte nie seinen Nachnamen genannt oder sein Aussehen beschrieben, nur erwähnt, dass er eine dunkle Vergangenheit hatte und sehr gut Englisch sprach. Was für ein unglaublicher Zufall, wenn er es tatsächlich wäre!
    Will erkundigte sich gerade nach der Meuterei, die vor Kurzem in der französischen Armee stattgefunden hatte. Er hatte gehört, dass viele Männer ihre Posten verlassen hatten, und wollte wissen, ob es vielleicht nur ein unbegründetes Gerücht war.
    »Doch, es ist wahr, auch wenn keiner von uns dreien beteiligt war«, antwortete Etienne. »Aber ich finde, man kann denen, die dabei waren, kaum einen Vorwurf machen. Unsere Männer sind immer bereit, ihre Stellung an der Front zu halten, doch es war Wahnsinn, sie in Offensiven zu verheizen, die den sicheren Tod bedeuteten. Die Männer, um die es geht, waren keine Deserteure, was auch immer Sie gehört haben. Sie waren körperlich am Ende, unterernährt und erbärmlich ausgerüstet und hatten wesentlich weniger schweres Geschütz als die Deutschen. Sie haben auf die einzige Art protestiert, die ihnen möglich war. Und es hat funktioniert, weil sich die Situation verbessert hat und wir nun besseres Essen und längere Pausen bekommen.«
    Die beiden Korporale stellten auf Französisch Fragen, und der Sergeant übersetzte Wills Antworten. Miranda beobachtete Etienne. Je länger sie ihn ansah, desto stärker wurde ihr Wunsch herauszufinden, ob er der Mann war, den Belle geliebt hatte.
    Sie wartete, bis die Unterhaltung ein wenig verebbte. »Sergeant Carrera, Sie kommen nicht zufällig aus Marseille?«, fragte sie.
    »Doch«, sagte er überrascht. »Kennen Sie Marseille?«
    »Nein, aber eine Freundin von mir kannte jemanden namens Etienne, der von dort stammt. Ich habe mich bloß gefragt, ob Sie es vielleicht sind.«
    Seine Augen verengten sich. »Und der Name Ihrer Freundin?«
    »Belle Reilly.«
    Er schien wie vor den Kopf geschlagen. »Dann haben Sie den Richtigen vor sich. Ich kenne Belle tatsächlich.«
    Will sah Miranda erstaunt an. »Die Welt ist klein«, meinte er.
    »Belle ist hier in Frankreich«, sagte Miranda. »Sie arbeitet mit mir für das Lazarett.«
    Es war interessant, wie Carrera auf diese Neuigkeit reagierte. Er antwortete nicht sofort, doch

Weitere Kostenlose Bücher