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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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aufzustehen, Mädels!«, rief Sally am nächsten Morgen um sechs Uhr.
    Belle stöhnte, rieb sich die Augen und schlug müde die Bettdecke zurück. »Es kann noch nicht Morgen sein, wir sind doch erst vor ein paar Minuten ins Bett gegangen.«
    »Einige von uns vielleicht«, bemerkte Sally spitz und warf einen Blick auf Miranda, die noch tief und fest schlief.
    »Kein Grund, gehässig zu werden, Sally«, warf Vera ein. »Du bist doch bloß neidisch.«
    »Fürs Protokoll, sie ist um elf heimgekommen. Ich habe noch mit ihr geredet«, sagte Belle und streckte einen Arm aus, um ihre Freundin wachzurütteln.
    Der Regen war zurückgekehrt. Als sie ihre Baracke verließen, um frühstücken zu gehen, wateten sie wieder einmal durch tiefe Pfützen. Eine Viertelstunde später lief Belle, ihren Mantel zum Schutz vor dem Regen über den Kopf gestülpt, zu ihrem Rettungswagen und stellte fest, dass David den Motor bereits angelassen hatte und im Führerhaus saß. Als sie einstieg, sah sie Miranda mit Alf bei ihrem Wagen stehen. Sie schien sich über irgendetwas zu ärgern.
    »Was da wohl los ist, David?«, fragte Belle und setzte sich hinter das Lenkrad.
    »Ich glaube, sie ist sauer, weil sie schon wieder diese Kiste fahren muss. Erinnerst du dich nicht, wie sie am Samstag gestöhnt hat, weil die Gangschaltung so klemmt?«
    Belle nickte. Miranda hatte vom Schalten der Arm wehgetan.»Wahrscheinlich hatte sie es am Sonnabend so eilig wegzukommen, dass sie vergessen hat, es zu melden.«
    Die beiden Mädchen versuchten immer, im Konvoi zu fahren, weil sie sich dann am Bahnhof ein bisschen unterhalten konnten, wenn ein Zug Verspätung hatte. Deshalb wartete Belle einen Moment, um zu sehen, ob Miranda mit ihrem Rettungswagen zurechtkam. Als er sich in Bewegung setzte, fuhr sie los, und die Freundin folgte ihr.
    »Scheint in Ordnung zu sein«, bemerkte David, der einen Blick in den Seitenspiegel warf. »Vielleicht ist die Schaltung ja repariert worden. Hatte sie ein schönes Wochenende?«
    »Ein wunderschönes«, grinste Belle. »Sie schwebte im siebten Himmel, als sie zurückkam. Wenn heute wie angekündigt noch mehr Verwundete als sonst eintreffen, dürfte sie allerdings mit einem unsanften Ruck auf die Erde plumpsen.«
    David erzählte ihr von einem Streit um einen verschwundenen Kuchen, der am vergangenen Abend zwischen zwei Männern in seiner Baracke ausgebrochen war. Dan, der den Kuchen von zu Hause geschickt bekommen hatte, war überzeugt, dass Ernie ihn genommen und verputzt hatte.
    »Und hatte er das?«, fragte Belle.
    »Nein, es kam heraus, dass Dan den Kuchen vorsichtshalber in seinen Koffer gepackt und es dann vergessen hatte. Als er den Koffer aus irgendeinem Grund hervorholte, entdeckte er den Kuchen. Dan blieb nichts anderes übrig, als ihn mit den anderen zu teilen, und Ernie ließ sich als Entschuldigung ein besonders großes Stück geben.«
    Belle lachte. In den Unterkünften der Männer kam es immer wieder wegen derartiger Vorfälle zu Streitigkeiten. Die Mädchen, mit denen sie zusammenwohnte, waren wesentlich manierlicher. Wenn eine von ihnen von daheim etwas zu essen geschickt bekam, teilte sie immer mit den anderen.
    »Dieser verdammte Regen! Glaubst du, das bleibt den ganzen Sommer so?« Belle beugte sich vor, um durch die Windschutzscheibe zu spähen, weil die Scheibenwischer nicht besonders gut funktionierten. Vor ihnen lag der Eisenbahnübergang, doch als Belle das Häuschen passierte, in dem immer ein Wächter saß, der eine Fahne schwenkte, wenn ein Zug nahte, konnte sie niemanden sehen.
    »Wo mag er sein?«, murmelte sie. Sie hatte oft mit dem Mann geplaudert, wenn sie am Bahnübergang hatte warten müssen.
    »Vielleicht wird gar kein Zug erwartet«, meinte David hoffnungsvoll. »Oder er ist schon durchgefahren.«
    Belle fuhr über die Schienen und schaute in den Rückspiegel, um zu sehen, ob Miranda noch hinter ihr war, doch ihre Freundin war ungefähr vierhundert Meter zurückgefallen. Anscheinend gab es immer noch Probleme mit der Schaltung.
    Belle fuhr langsamer, damit Miranda sie einholen konnte. In diesem Moment hörte sie das schrille Pfeifen der Lok.
    »Verdammt, ein Zug!«, schrie sie entsetzt. Sie hielt an, und David und sie sprangen aus dem Wagen, um Miranda zu warnen. Aber als sie am Fond des Krankenwagens waren, konnten sie sehen, dass Miranda direkt auf den Schienen stand und nicht weiterfuhr.
    »Gott im Himmel!«, rief David. »Was macht sie denn?«
    Sie rannten die sechs- bis siebenhundert

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