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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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sie konnte förmlich sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete: Er hätte ihr gern einige Fragen gestellt, war sich aber im Unklaren, wie viel sie über ihn wusste.
    »Auch als Rettungsfahrerin?«
    »Ja, wir sind zusammen hergekommen. Wir sind seit einer ganzen Weile befreundet; wir leben im selben Teil von London.«
    Jetzt beugte er sich eifrig vor, als wüsste er gern mehr, und auf einmal kam ihr der Gedanke, dass Belle vielleicht nicht allzu erfreut wäre, wenn er im Lazarett auftauchte.
    »Ihr Mann ist übrigens in Belgien, irgendwo bei Ypern, glaubt sie«, sagte sie. »Er ist an der Somme verwundet worden, zum Glück nicht schwer. Sind Sie schon verwundet worden?«
    Er lächelte sie an, und seine Augen wurden auf eine unglaublich anziehende Weise sanft. »Nur kleinere Verletzungen. Sie können Belle ausrichten, dass mein Glück noch anhält.«
    Irgendetwas an seiner Antwort wirkte so intim, dass Miranda leicht aus der Fassung geriet und Will vorschlug, jetzt lieber aufzubrechen. Sie wünschte inständig, sie hätte nachgedacht, bevor sie den Mann nach Belle gefragt hatte. Wenn er jetzt ins Lazarett kam und ihre Freundin in eine peinliche Lage brachte, wäre es ihre Schuld.
    Etwas später machten Miranda und Will in einem kleinen Dorf halt und beschlossen, vor dem Mittagessen ein Stück am Fluss spazieren zu gehen.
    »Sag mal, woher kennt Belle diesen französischen Sergeant?«, wollte Will wissen. »Es schien ihn ziemlich zu überraschen, dass sie in Frankreich ist.«
    Miranda hätte ihm gern die ganze Geschichte erzählt, doch das war nicht möglich, ohne einen Großteil von Belles Vergangenheit preiszugeben.
    »Sie lernte ihn kennen, als sie vor dem Krieg in Paris war«, antwortete sie zurückhaltend. »Das war lange bevor wir uns kennenlernten und Freundinnen wurden.«
    »Er dürfte ihr etwas bedeutet haben, wenn sie dir von ihm erzählt hat«, meinte Will. »Und sie hat ihm ganz sicher etwas bedeutet – er ist ja fast vom Hocker gesprungen, als du ihren Namen genannt hast.«
    »Vielleicht war da mal etwas. Doch sie ist nach Hause gefahren und hat Jimmy geheiratet. Er war ihre Jugendliebe.«
    »Dann muss dieser Jimmy ein Teufelskerl sein.«
    Miranda wusste genau, was er meinte. Selbst in der kurzen Zeit war ihr aufgefallen, dass Etiennes zwei Kameraden und Will ihn bewunderten. Es lag nicht daran, dass er etwas Besonderes gesagt oder getan hätte, er besaß einfach diese angeborene Überlegenheit, die manchen Menschen eigen war. Eine Fremdsprache fließend zu sprechen war Teil davon, doch sein Aussehen und seine Manieren taten ein Übriges.
    »Jimmy ist ein sehr guter Mensch«, sagte Miranda. »Liebevoll, verlässlich und auf seine Art genauso charismatisch. Die beiden sind ein sehr glückliches Paar, und sie passen einfach perfekt zusammen.«
    »Dann solltest du ihr vielleicht lieber nicht erzählen, dass du ihren alten Freund getroffen hast.«
    Miranda fand diese Bemerkung sehr scharfsinnig. Nur wenige Männer würden eine Situation so schnell erfassen wie Will. »Ja, dahast du wohl recht, auch wenn es mir schwerfallen wird, das für mich zu behalten.«
    Die anderen drei Mädchen schliefen schon, als Miranda um elf Uhr abends zurückkam, aber Belle saß im Bett und las und wartete auf sie.
    »Wie war’s?«, flüsterte sie, legte ihr Buch weg und klopfte einladend auf die Bettkante.
    »So schön, dass ich es nicht einmal annähernd schildern kann.«
    »Tja, warum erzählst du mir nicht zuerst von dem Gasthof, in dem ihr abgestiegen seid?«
    »Alt und ein bisschen schäbig, aber gemütlich und, verglichen mit dieser Bude hier, ein wahres Paradies. Das ist wahre Liebe, Belle, alles in mir weiß es, ohne den geringsten Hauch von Zweifel. Ich hätte nicht gedacht, jemals so glücklich zu sein.«
    »Habt ihr schon beschlossen, wann die Hochzeit stattfinden soll?« Sie hatte ihre Freundin noch nie so strahlend gesehen, das Glück machte sie schön, und sämtliche Befürchtungen Belles wegen dieser Liebesbeziehung lösten sich in Luft auf.
    »Wir haben uns überlegt, dass wir lieber hier heiraten würden, doch Will braucht dazu die Genehmigung seines vorgesetzten Offiziers. Er könnte natürlich seine Erlaubnis verweigern. Und ich habe keine Ahnung, wo wir wohnen werden, ob ich hierbleiben soll oder was auch immer.«
    »Das wird sich alles von selbst ergeben«, tröstete Belle sie. »Vielleicht musst du dich noch ein klein wenig gedulden. Aber das ist ja nicht so schlimm.«
    »Leicht gesagt für dich.« Miranda

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