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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Miranda gerührt, wie aufmerksam und feinfühlig er war. Sie hatte erwartet, dass er sich sofort auf sie stürzen würde, wenn die Schlafzimmertür ins Schloss fiel, und obwohl sie ihn wirklich begehrte, wollte sie, dass alles perfekt war.
    Sie war in Rock und Bluse gekommen, weil sie beim Verlassen des Lazaretts kein Aufsehen erregen wollte. Aber sie hatte ein dunkelrotes Samtkleid eingepackt, von dem nicht einmal Belle wusste, dass sie es aus England mitgebracht hatte. Sowie sie gesehen hatte, wie das Leben im Lazarett ablief, hatte das Kleid geradezu lächerlich unpassend gewirkt. All die Wochen hatte es, in Seidenpapier eingeschlagen, im Koffer gelegen, und sie hatte nicht gedacht, je Gelegenheit zu haben, es zu tragen.
    Während sie das Bad einließ, holte sie es heraus und stellte zu ihrer Freude fest, dass es nicht zerknittert war.
    Will, der bei seinem zweiten Brandy war, beobachtete, wie sich das Lokal mit französischen Offizieren füllte, die hier essen wollten. Plötzlich fiel ihm auf, dass sich alle Blicke zur Treppe wandten.
    Miranda stand auf den Stufen, und sie sah sensationell aus.Ihr blondes Haar war hochgesteckt und wurde von zwei Schildpattspangen gehalten, und ihr dunkelrotes Kleid schmiegte sich an ihre Kurven und betonte vorteilhaft ihren hellen englischen Teint. Der Ausschnitt entblößte cremige Schultern, und als sie in den Speisesaal rauschte, wogte der lange Rock des Kleides hinter ihr her. Mit ihrem funkelnden Halsband, passenden Ohrringen und den zierlichen Schuhen sah sie aus, als wäre sie direkt einem Modemagazin entstiegen. Will war schrecklich stolz, dass sie sein Mädchen war.
    »Gut genug für dich?«, raunte sie ihm zu, als sie bei ihm war.
    Seine Kehle war wie zugeschnürt. Miranda sah genauso aus wie das, was sie war: Ein Mädchen aus den ersten Kreisen, und er konnte kaum fassen, dass sie ihn tatsächlich liebte.
    »Du machst Witze! Du wärst gut genug für den Präsidenten, ganz zu schweigen von einem mickrigen Sergeant!«
    »Ich muss dir etwas gestehen«, sagte er später, als sie an einem Fenstertisch saßen. Das Lokal hatte sich mittlerweile gefüllt, und der junge Bursche, der ihnen ihr Zimmer gezeigt hatte, spielte Akkordeon. Das Essen bestand aus Steak und Pommes frites; das Steak war blutig, aber zart, der Wein fruchtig und schwer.
    Vier bis fünf andere Frauen waren anwesend. Sie waren gut gekleidet, doch neben Miranda verblassten sie. Sie schienen eher Ehefrauen als Freundinnen zu sein, wie Miranda schmunzelnd bemerkte, weil sie sehr gelassen wirkten und nicht viel mit ihren Männern redeten.
    »Hoffentlich eröffnest du mir nicht, dass du schon eine Frau hast«, sagte Miranda. »In dem Fall würde ich dir nämlich wahrscheinlich mein Weinglas an den Kopf werfen.«
    »Nein, natürlich nicht«, lachte er. »Es ist ein bisschen peinlich.«
    »Hast du ein Holzbein?«, fragte sie mit einem Augenzwinkern. »Kein Problem, das kann ich verkraften.«
    »Ich denke, das hättest du inzwischen schon gemerkt«, meinte er. »Nein, es ist mein Name.«
    »Was gibt es an Will auszusetzen?«
    »Du denkst sicher, es ist eine Abkürzung für William?«
    Miranda nickte. »Ist es nicht?«
    »Nein, für Wilbur.«
    Sie brach in Gelächter aus. »Wilbur?«
    »Leider. Kannst du damit leben?«
    »Tja, ich weiß nicht so recht. Ziemlich schwer. Belle kriegt Schreikrämpfe, wenn sie zu unserer Hochzeit kommt und das hört.«
    »Dann sollten wir vielleicht lieber heimlich heiraten. Und zwar bald. Nach heute Nacht will ich unbedingt eine anständige Frau aus dir machen.«
    Sie sah ihn nur an. Ihre funkelnden Augen verrieten ihm alles, was er wissen musste. Sein Vater hatte ihm einmal erzählt, dass er Herzflattern bekommen hatte, als er Wills Mutter begegnet war. In diesem Moment hatte er gewusst, dass es wahre Liebe war. Auch Will hatte jetzt Herzflattern; alles, was er sich vom Leben erhoffte, saß direkt vor ihm.
    »Ich würde dich schon morgen heiraten, wenn es ginge«, sagte sie leise.
    Als der Tag anbrach und das erste Licht durch die Vorhänge sickerte, stützte sich Miranda auf ihren Ellenbogen und betrachtete Will. Er war eingeschlafen; ein kräftiger gebräunter Arm lag quer über ihrem Körper, und sein Gesicht war ins Kissen gedrückt. Sie konnte kaum fassen, wie schön es gewesen war, mit Will zu schlafen. Dieses Erlebnis hatte alles Vorangegangene ausgelöscht, die Demütigung durch Frank, das Wissen, dass ihre Mutter sich nichts aus ihr machte, und das Gefühl, nicht besonders viel

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