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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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wert zu sein.
    Er hatte jeden Zentimeter ihres Körpers geküsst, sogar Stellen, die sie jetzt erröten ließen, wenn sie daran dachte, und sie so zärtlich liebkost, dass sie hatte weinen müssen. Der Liebesakt mit Frank war heiß und berauschend gewesen, doch sie hatte nicht gewusst, was fehlte: Nie hatte er ihr wie Will das Gefühl gegeben,eine Göttin zu sein. Es war ein Akt voller Freude und Hingabe gewesen, ohne jede Eile, nur darauf bedacht, den anderen glücklich zu machen.
    Sie strich mit ihrer Hand leicht über seinen Rücken und genoss es, seine glatte Haut und seine straffen Muskeln zu fühlen. Wenn sie seinen Körper, der so vollkommen war, ansah, befiel sie Angst, dass er vielleicht verwundet wurde, sobald er mit seinem Regiment in die Schlacht zog. Miranda war täglich aufs Neue entsetzt, wenn sie all die verstümmelten und entstellten jungen Männer sah. Doch der Gedanke, Will könnte das Gleiche zustoßen, war unerträglich, und allein bei der Vorstellung stiegen ihr Tränen in die Augen.
    Sie hatte ihm in dieser Nacht gestanden, wie sehr sie sich um ihn ängstigte.
    »Ich werde dir zuliebe gut auf mich aufpassen«, hatte er fröhlich gesagt, als wäre Liebe eine Art Schutzschild. »Ich glaube nicht, dass Gott mir erlaubt, ein Mädchen wie dich kennenzulernen und es von ganzem Herzen zu lieben, um dann zuzulassen, dass ich getötet oder schwer verwundet werde.«
    Schließlich hatte er auch sie davon überzeugen können. Es war bestimmt nicht möglich, einen Menschen so sehr zu lieben, nur damit er einem durch eine Granate oder eine Kugel entrissen wurde. Aber als sie ihm jetzt beim Schlafen zusah, kehrte die Angst zurück.
    Plötzlich wurde ihr bewusst, dass Belle noch nie ähnliche Ängste um Jimmy erwähnt hatte. War sie der Überzeugung, dass ihr Mann unverwundbar war? Oder hatte sie in Wirklichkeit große Angst um ihn und befürchtete, das Schlimmste könnte passieren, wenn sie diese Ängste laut aussprach?
    »Warum schaust du mich an?«, sagte Will schläfrig, während er seinen Arm fester um sie schlang und sie eng an sich zog.
    »Weil du schön bist«, hauchte sie.
    Es war fast elf, als sie, gesättigt von Liebe, schließlich nach unten gingen. Am liebsten hätten sie den ganzen Tag damit verbracht,im Bett zu liegen und einander in den Armen zu halten, aber sie mussten das Zimmer räumen.
    Im Gastraum hielten sich nur noch ein weiteres Pärchen und drei französische Soldaten auf. Das Pärchen hatten sie schon am Vorabend gesehen, aber die Soldaten waren ihnen fremd. Offensichtlich waren sie nur hier, um schnell einen Kaffee zu trinken.
    Die Besitzerin des Gasthofs fragte Will auf Französisch, ob sie vielleicht Kaffee wollten, und lächelte wissend, als wüsste sie, wie die beiden die Nacht verbracht hatten.
    »Ja, das wäre sehr schön«, antwortete Miranda für sie beide in stockendem Französisch.
    »Wahrscheinlich sieht sie dauernd Pärchen wie uns«, flüsterte sie Will zu. »In England würde man unser Verhalten stark missbilligen.«
    »Amerikaner können auch sehr prüde sein«, meinte Will. »Um ein Hotelzimmer zu bekommen, müsste man vorgeben, verheiratet zu sein.«
    Die Frau brachte ihnen eine Kanne Kaffee und einen Korb mit warmen Croissants. Als sie sich umdrehte, sagte sie etwas zu den französischen Soldaten, das Miranda nicht verstand, doch sie war überzeugt, dass es sich auf Will und sie bezog, weil die Männer in ihre Richtung schauten und lächelten.
    »Glaubst du, dass nur Franzosen dieses Hotel kennen?«, fragte Miranda.
    »Möglich. Der Ort befindet sich auf dem Gebiet der französischen Armee. Für die meisten englischen Offiziere wäre er ohnehin zu weit entfernt, und soweit ich weiß, kommen kaum englische Ehefrauen nach Frankreich.«
    Einer der beiden Korporale rief Will etwas zu. Er sprach so schnell, dass nicht einmal Miranda etwas verstehen konnte. Will sah ihn hilflos an.
    »Er will wissen, wann die Amerikaner herkommen, um uns zu helfen«, übersetzte der Sergeant für sie in perfektes Englisch.
    »Sie sind unterwegs«, sagte Will.
    Der Mann fragte Will, wo er stationiert sei und wie lange es seiner Meinung nach dauern werde, bis die Truppen einsatzbereit wären.
    »Wir sind in Calais stationiert, und ich habe gehört, dass die Truppen Anfang 1918 so weit sein müssten.« Dann erkundigte Will sich nach Verdun und der Schlacht an der Somme. »Ich bin unsagbar entsetzt gewesen, als ich von den ungeheuer hohen Verlusten auf englischer und französischer Seite

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