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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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solltest. Vielleicht könntest du zu Annie ziehen. Ich war bei ihr, um ihr alles zu erzählen, doch sie war wie immer sehr frostig und mehr um ihr Geschäft besorgt als um dich.
    Ach, Belle, es ist schlimm, dir das sagen zu müssen, wenn du so weit weg bist und ich dich nicht mal in die Arme nehmen und dir sagen kann, dass alles wieder gut wird. Dieser Blessard verdient eine ordentliche Abreibung, aber Garth kann ihn nicht mal anrühren, sonst kriegen wir nur noch mehr Ärger. Dieser nette Polizist Mr. Broadhead ist auf unserer Seite. Er hat schon zu zwei Klatschtanten gesagt, dass es rachsüchtiger Blödsinn ist und sie sich schämen sollten, so etwas zu glauben. Wenn es nur mehr Menschen wie ihn gäbe!
    Schreib bald und pass gut auf dich auf. Du und Jimmy seid ständig in unseren Gedanken und Herzen. Es tut mir leid, mit noch mehr schlechten Neuigkeiten zu kommen, wenn du ohnehin schon genug Kummer hast. Ich bringe es nicht übers Herz, es Jimmy zu schreiben; er macht auch ohne das genug durch.
    In Liebe, deine Mog
    Belle fühlte sich, als klappte unter ihr eine Falltür auf, durch die sie ins Bodenlose stürzte. Sie hatte bei ihrer Abreise aus England jeden Gedanken an Blessard verdrängt und nicht im Traum daran gedacht, dass er ihr wieder Schwierigkeiten bereiten würde. Wie dumm von ihr! Er hatte bloß auf die richtige Gelegenheit gewartet. Und die hatte Mrs. Forbes-Alton ihm geliefert.
    So schlimm es war, dass man daheim über sie redete, es war Mog, der Belles Sorge galt. Die Freundin hatte so hart gearbeitet, um sich im Ort Ansehen zu verschaffen, und jetzt war sie verschreckt und entmutigt.
    Sicher war das die Strafe für ihre Nacht mit Etienne, sagte sich Belle.
    Irgendwie schaffte sie es, den Tag hinter sich zu bringen, ohne zusammenzubrechen, doch als sie am Abend in die Baracke zurückkam, wartete Vera schon auf sie.
    »War Captain Taylor böse auf dich?«, fragte sie.
    »Ich war gar nicht bei ihm. Ich habe es mir anders überlegt.«
    »Warum? Wegen Jimmy?«
    Sally und die anderen Mädchen zogen sich gerade um, und alle schauten in ihre Richtung.
    Belle deutete mit dem Kopf unauffällig zur Tür. Sie konnte ihre Tränen kaum unterdrücken, und sie wollte nicht, dass die anderen sie weinen sahen.
    Vera ging mit ihr nach draußen, und sie setzten sich auf eine Bank.
    »Komm schon, erzähl mir, was los ist!«, sagte Vera ungeduldig. »Will Etienne dich wieder besuchen?«
    »Nein, es hat nichts mit ihm zu tun«, antwortete Belle. »Mog hat mir geschrieben, dass ich nicht heimkommen kann, weil über mich gemeines Gerede im Umlauf ist.«
    Vera starrte sie erstaunt an, und Belle erkannte, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie hätte behaupten sollen, Mog wäre, irgendwas, bloß nicht die Wahrheit, weil sie ihrer Freundin jetzt eine Erklärung schuldig war.
    »Ich war in eine sehr schlimme Sache verwickelt, als ich noch ganz jung war«, gestand sie. »Jemand hat die Geschichte ausgegraben und verbreitet.«
    Es war leicht gewesen, Miranda von ihrem Vorleben zu erzählen, weil sie so viel gemeinsam durchgemacht hatten, doch obwohl Vera den weiten Weg von Neuseeland gekommen war, um hier zu arbeiten, war sie nicht unbedingt weltgewandt. Belle vertraute ihr nur eine gekürzte Fassung der Geschichte an, konnte aber ihre Tränen nicht zurückhalten.
    »Bestimmt willst du jetzt nicht mehr mit mir befreundet sein«, schluchzte sie. »Ich dachte, ich hätte das alles hinter mir gelassen und durch meine Arbeit im Lazarett in London und als Rettungsfahrerin hier einiges wiedergutgemacht. Doch da habe ich mich wohl geirrt. Einmal Hure, immer Hure. Wahrscheinlich konnte ich Etienne deshalb nicht widerstehen.«
    Vera legte die Arme um sie und hielt sie fest. »Ich bin schockiert«, gab sie zu, »alles andere wäre gelogen. Aber was mich erstaunt, ist, dass du nach allem, was du durchgemacht hast, ein so guter Mensch geblieben bist. Und natürlich will ich deine Freundin bleiben! Was du mir erzählt hast, zeigt mir nur neue Tiefen an dir. Ein schwacher Mensch wäre daran einfach zerbrochen und für immer ein Opfer geblieben. Du hast dich gewehrt, und dafür bewundere ich dich.«
    Die Sonne ging unter, und es wurde kühl, doch Vera schlug nicht vor, wieder in die Baracke zu gehen, sondern hielt Belle in den Armen und ließ sie weinen.
    »Jetzt verstehe ich die Sache mit Etienne«, sagte Vera leise. »Und auch andere Dinge an dir, über die ich mir oft Gedanken gemacht habe. Als du mit Miranda angekommen bist, nahm ich an,

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