Der Zauber eines fruehen Morgens
beabsichtigt, am nächsten Morgen wie gewöhnlich ihren Pflichten nachzugehen und dann gegen fünf Uhr nachmittags mit Captain Taylor zu sprechen. Doch wie jeden Morgen vor der Arbeit schaute sie zuerst nach, ob Post für sie gekommen war, und tatsächlich war ein Brief von Mog eingetroffen.
Allein die vertraute Handschrift auf dem Umschlag zu sehen hob Belles Stimmung. Sie hatte noch keine Antwort auf die Nachricht von Mirandas Tod erhalten, und abgesehen davon, dass sie wissen wollte, ob Mog bei der Beerdigung gewesen war, brauchte sie den Trost ihrer mütterlichen Freundin.
Der Brief begann genauso, wie sie es erwartet hatte. Mog schrieb, wie entsetzt und traurig sie über Mirandas Tod war und wie betroffen alle anderen im Ort waren. Aber dann, als Belle erwartete, Mog würde ihr vorschlagen, nach Hause zu kommen, ging der Inhalt in eine völlig unerwartete Richtung.
Wenn ich nicht annehmen würde, dass du nach dem Tod deiner Freundin vielleicht nach Hause kommen willst,, würde ich dir gar nicht erzählen, was hier vorgefallen ist. Aber jetzt muss ich es dir schreiben, damit du lieber nicht herkommst.
Dieser Blessard hat ausgepackt. Deine Geschichte ist in ganz Blackheath bekannt. Er muss erfahren haben, dass Miranda mit dir nach Frankreich gegangen ist, denn als er von ihrem Tod hörte, schaffte er es irgendwie, mit ihrer Mutter ein Gespräch zu führen.
Über Mirandas tödlichen Unfall wurde in der Zeitung berichtet, noch bevor ich deinen Brief bekam. Es war ein ganz normaler Artikel über den Unfallhergang, die grenzenlose Trauer ihrer Familie und darüber, wann und wo die Beerdigung stattfindet. Ich war natürlich entsetzt, als ich es las, aber ich rechnete damit, bald einen Brief von dir zu bekommen und dann mehr zu erfahren.
Ich ging also zur Beerdigung. Es waren sehr viele Leute da, und ich hatte keine Gelegenheit, mit Mrs. Forbes-Alton zu sprechen. Doch ein paar Freundinnen von ihr sahen mich scharf an, als hätte ich kein Recht, da zu sein, und mir war ziemlich unbehaglich zumute. Ich h atte die Absicht, der Familie zu schreiben und mein Beileid auszusprechen, sobald ich von dir gehört hatte.
Dann brachte jemand ein paar Tage später, am selben Tag, als ich deinen Brief erhielt, dieses Schmierblatt, für das Blessard schreibt, in die Kneipe und zeigte es Garth. Dieser Schmutzfink von Schreiberling hatte einen Artikel über Miranda verfasst und berichtete auch, dass sie mit dir nach Frankreich gegangen war. Er zitierte ihre Mutter, die gesagt hatte: »Ich war nie glücklich darüber, dass sie dorthin ging, aber Mrs. Belle Reilly hat sie dazu überredet. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie eine verheiratete Frau den Wunsch haben konnte, nach Frankreich zu gehen und dort einen Rettungswagen zu fahren. Das Ganze kam mir sehr verdächtig vor.«
Das war schon schlimm genug, Belle, doch dann hat Blessard all das alte Zeug über Kents Prozess ausgegraben und alles so verzerrt, dass es ein schlechtes Licht auf dich warf. Und schließlich hat er behauptet, es gäbe Beweise, dass du als »Dame der Nacht« in Paris gearbeitet hast, bis du nach England zurückgekommen bist, um Jimmy zu heiraten.
Er hat es zwar nicht direkt ausgesprochen, aber ziemlich unverhohlen angedeutet, dass das der Grund gewesen wäre, warum du nach Frankreich zurückwolltest.
Garth hat die Zeitung natürlich in Stücke gerissen und dem Mann, der sie mitgebracht hatte, mitgeteilt, dass alles frei erfunden wäre. Wir haben Noah angerufen, und er hat gesagt, dass wir Blessard und seine Zeitung nicht wegen Verleumdung verklagen können, weil alles, was da steht, eben nicht erfunden, sondern die Wahrheit ist und Blessard die Tatsachen einfach nur so verdreht hat, dass du schlecht dastehst.
Noah hat uns geraten, würdevolles Schweigen zu bewahren, und meint, dass die ganze Sache bald in Vergessenheit geraten wird, aber obwohl unsere Stammgäste anscheinend kein Wort von dem Geschreibsel glauben, haben mir ein paar Frauen in unserem Nähzirkel die kalte Schulter gezeigt, und jetzt mag ich nicht mehr dorthin gehen.
Wegen dieser Sache habe ich das Haus kaum noch verlassen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass die Leute über dich tuscheln. V ielleicht sollten wir das Gasthaus lieber verkaufen und umziehen. Doch das geht im Moment nicht, nicht, solange Krieg ist und das Geld knapp ist, und außerdem findet Garth, dass es wie ein Schuldbekenntnis aussieht, wenn wir weggehen. Aber wir sind uns einig, dass du einstweilen nicht herkommen
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