Der Zauber eines fruehen Morgens
sich, als hätte er ihr ins Gesicht geschlagen.
An Schlaf war nicht zu denken. Ihr war kalt, weil sie keine Decke hatte, und sie konnte sich keine holen, ohne Mog darauf aufmerksam zu machen, dass etwas nicht in Ordnung war. Belle war zornig und tief getroffen, weil sie sich nie hätte träumen lassen, dass Jimmy ihr ihre Vergangenheit vorwerfen würde, schon gar nicht, um körperlichen Kontakt mit ihr zu vermeiden.
Die Vorstellung, in der Falle zu sitzen, war furchtbar. Jimmy konnte so gemein sein, wie er wollte, sie konnte ihn trotzdem nicht verlassen. Es wäre nicht in Ordnung, es Mog zu überlassen, die Scherben aufzulesen.
Vielleicht war er wütend auf sie, weil sie ihn gezwungen hatte, bei ihr im Bett zu schlafen. Aber in fast all seinen Briefen der vergangenen Jahre hatte er geschrieben, wie sehr er sich danach sehnte, sich zusammen mit ihr in ihr Ehebett zu kuscheln. Daran musste er sich erinnern. Und so groß seine Angst auch sein mochte, als Liebhaber zu versagen, wollte er sie doch sicher im Arm halten, oder etwa nicht?
Sie hörte, wie er in der Nacht aufstand und ins Bad ging. Seine Krücken klapperten über den Boden. Mit angehaltenem Atem wartete sie darauf, dass er zu ihr kommen würde, um sich zu entschuldigen, doch er kehrte direkt ins Schlafzimmer zurück und schloss die Tür hinter sich.
Lange bevor es hell wurde, stand Belle auf und zog sich im Badezimmer an. Sie bürstete ihr Haar, steckte es ordentlich auf und ging nach unten. Es war Heiligabend, der Tag, an dem im Pub am meisten los war, und Mog und Garth würden bald nach untenkommen, um sich auf den Ansturm vorzubereiten. Belle fürchtete sich davor, ihnen entgegenzutreten, denn welche Lüge sie ihnen auch auftischte, Mog würde sie durchschauen.
Also band sie sich eine Schürze um und deckte den Tisch fürs Frühstück, fest entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen und so zu tun, als wäre sie nur früh aufgestanden, um den beiden zu helfen. Sie bestückte auch ein Tablett für Jimmy, denn wenn er im Bett frühstückte und erst später nach unten kam, würden Mog und Garth zu beschäftigt sein, um Verdacht zu schöpfen.
Sie war gerade dabei, Eier und Speck zu braten, als Mog in die Küche kam. »Ach, mein Schätzchen! Was für eine nette Überraschung!«, rief sie und lächelte. »Aber du hättest lieber ausschlafen und das mir überlassen sollen. Wie geht’s Jimmy?«
»Er hat noch geschlafen, als ich nach unten ging«, antwortete Belle. »Ich bringe ihm sein Frühstück rauf.«
Sie nahm Jimmys Tablett, als Mog und Garth sich an den Tisch setzten. Jimmy lag immer noch auf der Seite, als hätte er sich die ganze Nacht nicht gerührt.
»Dein Frühstück, Jimmy«, sagte sie kurz. »Es wäre vielleicht nicht schlecht, wenn du einstweilen hier oben bleibst. Ich will nicht, dass Mog etwas von unseren Unstimmigkeiten mitkriegt und sich Sorgen macht.«
Er rollte sich auf den Rücken, und sie sah, dass seine Augen rot und verschwollen waren. »Es tut mir leid, Belle. Was ich gesagt habe, war unverzeihlich.«
Einerseits wollte sie seine Entschuldigung annehmen und ihn beschwichtigen, doch andererseits war sie zu verletzt, um ihm ohne Weiteres zu verzeihen. »Nichts ist unverzeihlich, wenn die Zeit und dein Benehmen zeigen, dass du es nicht ernst gemeint hast«, erwiderte sie zurückhaltend. »Aber im Moment tut es mir noch sehr weh. Also setz dich auf und iss das, damit ich zu den anderen nach unten gehen und selbst frühstücken kann!«
»Bleib bitte hier und sprich mit mir!«, bat er.
»Das geht nicht. Unten wartet zu viel Arbeit. Ich verstehe, dassdu dich nicht mehr als ganzer Mann fühlst und erst verarbeiten musst, was dir passiert ist. Doch mich auszuschließen und mir meine Vergangenheit vorzuhalten ist nicht die richtige Art, damit umzugehen. Wir reden später weiter.«
»Jimmy ist müde und möchte im Bett bleiben«, verkündete sie unten in der Küche. Da viel zu tun war, fragten weder Mog noch Garth weiter nach. Die beiden Frauen gingen in die Schankstube, um dort zu putzen und aufzuräumen, und Garth machte sich im Keller an die Arbeit.
Später polierte Belle draußen die Messingbeschläge an der Eingangstür. Es war bitterkalt und so neblig, dass sie nicht einmal die andere Straßenseite erkennen konnte. Sie fühlte sich allein, verängstigt und wie erschlagen von der Vorstellung, wie von nun an ihr Leben aussehen würde.
Irgendwann im Lauf des Vormittags brachte sie Jimmy Tee und Kuchen. Er saß aufrecht im Bett und
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