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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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»Niemand hat etwas von mir erwartet, die anderen Männer hatten das Gleiche erlebt wie ich, und wir mussten nicht viele Worte machen.«
    »Hier erwartet auch niemand etwas von dir. Ich schon gar nicht. Doch du musst mir sagen, was du willst; Gedankenlesen gehört nicht zu meinen Talenten.«
    Er lächelte. »Würdest du mich für erbärmlich und undankbar halten, wenn ich dir erkläre, dass ich mir vor allem totale Ruhe wünsche?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist verständlich. Mir geht es oft genauso, wenn Mog endlos plappert. David, der Sanitäter, der mit mir zusammengearbeitet hat, hat mir mal erzählt, dass er es zu Hause nicht aushält, weil seine Mutter ihn ständig mit Fragen löchert. Ich wusste genau, was er meinte.«
    »Vielleicht klappt es dann ja mit uns beiden«, sagte er.
    Jimmy wirkte beunruhigt, als er zu Bett wollte und feststellte, dass die Abstellkammer nach wie vor genau das war, nämlich ein Raum, in dem Sachen abgestellt wurden. »Hast du noch keine Zeit gehabt, sie auszuräumen?«, fragte er Belle.
    »Ich habe es gar nicht versucht«, antwortete sie. Er hatte die Kammer schon bei ihrem letzten Besuch erwähnt, doch eingedenk dessen, was Dr. Cook gesagt hatte, hatte sie es ignoriert. »Du schläfst dort, wo du hingehörst – bei mir in unserem Schlafzimmer.«
    Jetzt sah er erschrocken aus. »Aber ich störe dich bloß, wenn ich schlecht träume. Ich kann auf der Couch schlafen.«
    »Nein, Jimmy«, entgegnete sie fest. »Du gehörst zu mir. Und wenn du schlecht träumst, kannst du mich wecken und es mir erzählen. Dein Schlafanzug liegt auf dem Bett. Ich gehe jetzt nach unten und hole dir ein Glas warme Milch. Wenn ich wiederkomme, erwarte ich, dass du im Bett liegst. Keine Widerrede.«
    Es war kurz vor der Sperrstunde. Garth war noch im Pub, und zum Glück schien Mog bei ihm zu sein, weil sie Belle sonst bestimmt mit Fragen bestürmt hätte. Während sie in der Küche die Milch wärmte, verbiss sie sich mühsam die Tränen. Jimmy hatte den ganzen Abend keinen Versuch unternommen, sie zu küssen, und abgesehen von einem gelegentlichen Schulterklopfen hatte er sie nicht angerührt.
    Wie gern hätte sie zu ihm gesagt: »Du musst nicht mit mir schlafen, halt mich einfach nur fest!« Aber wie? Früher einmal hatte sie mit Jimmy über alles sprechen können. Meistens hatten sie sich sogar ohne Worte verstanden.
    Wie sollte sie die Mauer durchbrechen, die er um sich errichtet hatte? Was ging in ihm vor?
    Als sie mit der Milch nach oben ging, erwartete sie halb und halb, ihn auf dem Wohnzimmersofa vorzufinden. Falls ja, konnte er dort bleiben; sie war heute Abend zu müde zum Streiten.
    Zu ihrer Überraschung lag er im Bett, auf die rechte Seite gerutscht, die Decke bis zu den Ohren hochgezogen, als glaubte er, er könnte sich so unsichtbar machen. Sie stellte die Milch auf den Nachttisch, versprach, gleich wieder da zu sein, und ging ins Badezimmer.
    Als sie im Nachthemd zurückkam, hatte er die Milch ausgetrunken und lag genauso da wie vorher. Belle legte sich neben ihn, löschte das Licht und sagte Gute Nacht.
    Sie wartete. Nie, nicht ein einziges Mal, seit sie verheiratet waren, hatte er vergessen, ihr einen Gutenachtkuss zu geben. Aber auch ohne ihn zu berühren, spürte sie, wie angespannt er war.
    Schließlich hielt sie das Schweigen nicht mehr aus. »Wenn ich verwundet wäre, nicht du, würde ich mir trotzdem wünschen, dass du mich in den Arm nimmst«, platzte sie heraus. »Ich kann mich an keine Nacht in diesem Bett erinnern, in der du nicht einen Arm um mich gelegt hattest.«
    Er antwortete nicht.
    »Tu nicht so, als schliefest du!«, fuhr sie ihn an. »Mich zu ignorieren wird das Problem nicht lösen.«
    »Wissen Huren nicht alles über Männer?«
    Seine Worte, obwohl sie im Flüsterton gesprochen worden waren, schienen in dem dunklen Zimmer widerzuhallen. Sie konnte nicht fassen, wie er ihr etwas so Grausames entgegenschleudern konnte.
    Zu benommen, um es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen, lag sie stumm da.
    »Ich fasse es nicht, wie du so etwas Hässliches zu mir sagen kannst«, brachte sie schließlich mit bebender Stimme heraus. »Ich weiß, was ich war, doch du warst einmal der netteste, selbstlosesteMann, der mir je begegnet ist. Da dein Herz anscheinend zusammen mit deinem Arm und deinem Bein verschwunden ist, kann ich ja ruhig nach Frankreich zurückkehren und dich hier in Selbstmitleid ertrinken lassen.«
    Belle stieg aus dem Bett und taumelte ins Wohnzimmer. Sie fühlte

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