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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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gescheitert, weil er schwer und unbeweglich wie ein nasser Sack war.
    Sie erinnerte sich auch an ihre erste Liebesnacht mit Jimmy. Er war so nervös gewesen, dass sie ihn hatte ausziehen müssen, und rasch unter die Bettdecken geschlüpft, um seine Nacktheit zu verbergen. Aber als sie sich ausgezogen hatte, hatte er sie mit Blicken verschlungen.
    »Du bist so schön«, hatte er mit solcher Andacht gesagt, dass ihr Tränen in die Augen getreten waren. »Womit habe ich so ein Glück verdient?«
    Sie schenkte zwei Gläser mit dem Champagner voll, den sie von unten gerettet hatte, und hielt eines davon an seine Lippen. »Weil irgendjemand da oben wusste, was für ein guter Mann du bist und was für ein schlimmes Mädchen ich sein kann, und daraufhin beschloss, dass du mich retten musst.«
    Während er den Champagner trank, wanderte seine Hand zu ihren Brüsten. Sie hatte Angst gehabt, er könnte grob sein und sie an Momente in ihrer Vergangenheit erinnern, die sie vergessen wollte. Aber seine Berührung war zärtlich und erotisch, und sie war sofort erregt. Als sie zu ihm unter die Decke glitt und ihre Haut auf seine traf, stöhnte er vor Wonne und schloss sie in die Arme.
    »Auf diesen Augenblick warte ich schon seit Monaten«, sagte er, bevor er sie küsste.
    Das erste Mal war schnell und wild, obwohl in jeder seiner Berührungen Zärtlichkeit lag, in jedem seiner leidenschaftlichen Küsse Liebe. Und obgleich es für sie zu bald vorbei war, spürte Belle, dass sie erst das Hors d’œuvre gehabt hatte und das Festmahl noch ausstand.
    Wie recht sie hatte! Beim nächsten Mal kam es ihm nur darauf an, ihr Glück zu schenken, das Tempo war langsam und sinnlich, und er hielt ihr den Mund zu, weil sie so viel Lärm machte.
    Später mussten sie endlos darüber kichern und zogen sich die Daunendecke über den Kopf, damit Garth und Mog sie nicht hören konnten. Belle bezweifelte, dass sie je im Leben wieder so unbeschwert glücklich sein würde. Noch immer empfand sie Trauer darüber, wie sehr der Krieg sie beide für immer verändert hatte.
    Mog weinte nach wie vor noch oft, weil sie Garth verloren hatte. Aber die freudige Erregung über den Beginn eines neuen Lebens in Neuseeland und all die Packerei und anderen Aufgaben, die erledigt werden mussten, halfen ihr, auf andere Gedanken zu kommen. Als sie die Tür des Railway Inn zum letzten Mal abschloss, verkündete sie tapfer, dass sie nicht mehr weinen, sondern nur noch im Gedenken an die schönen Zeiten, die Garth ihr beschert hatte, lächeln würde.
    Sie hörten immer noch von Nachbarn, die an der Grippe gestorben waren, und es war erschreckend, in der Zeitung zu lesen, dass sich die Krankheit weltweit ausgebreitet hatte. Doch heute war das Kriegsende das einzige Thema; Rationierungen, Bombenschäden und andere Unbilden wurden beiseitegeschoben, weil bald all die Männer, die überlebt hatten, heimkehren würden.
    Am zwölften Januar 1919 kam Noah erst spät nach Hause. Lisette saß im Wohnzimmer vor dem Feuer und flickte.
    »Du bist sehr spät dran«, stellte sie fest. »Aber ich habe dein Essen warm gestellt. Glück gehabt?«
    »Nein«, antwortete er niedergeschlagen. »Wieder mal eine sinnlose Hetzjagd. Ich sage es nur ungern, Lisette, aber deine Landsleute scheinen nicht imstande zu sein, anständige Register zu führen, nicht einmal über einen ihrer Helden.«
    Eine Woche vor Weihnachten hatten sie die verbindliche Information erhalten, dass Etienne seinen Orden bekommen hatte, als er noch am Leben gewesen war. Beigefügt war der genaue Wortlaut,wofür ihm die Auszeichnung verliehen worden war, und es war von ebendiesem Tag die Rede gewesen, an dem er Jimmy gerettet hatte. Noah hatte vorgehabt, es Belle rechtzeitig zu erzählen, damit sie mit Mog sprechen und ihr erklären konnte, was Etienne ihr bedeutete, und sie alle zusammen Weihnachten feiern konnten.
    Doch genau zwei Tage später erreichte ihn ein offizielles Schreiben von Etiennes Vorgesetzten, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass Sergeant Carrera als vermisst, vermutlich gefallen galt, und zwar seit Ende Oktober. Warum Noah nicht früher informiert worden war, wurde nicht erklärt.
    Sich erst zu freuen und dann zu erleben, wie alle Hoffnungen zunichtegemacht wurden, war schrecklich. Wenn Lisette nicht nachdrücklich darauf hingewiesen hätte, dass Etienne nur als »vermutlich gefallen« galt, hätte Noah seine Bemühungen sofort eingestellt.
    Lisette hatte die Schlachtfelder nicht gesehen. Wie fast alle Menschen,

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