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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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einläuft«, antwortete Mog. »Schau dir diese hübschen kleinen Häuser an! Wie auf einem Bild!«
    Die Ansammlung schöner weißer oder cremefarbener Schindelhäuser, die wie Puppenhäuser aussahen, war wirklich ein bezaubernder Anblick. Hinter der Stadt stiegen wie zum Schutz bewaldete Hügel auf, und vor den Häusern verlief ein schmaler Streifen Sandstrand. Dutzende kleiner Boote hüpften auf den Wellen auf und ab, und über ihnen kreisten Möwen in der Hoffnung auf leichte Beute.
    Vera hüpfte vor Aufregung schon auf und ab, noch bevor das Schiff angelegt hatte und eine Gangway zum Landesteg gelegt worden war. Sie trug ein grün gemustertes Kleid, und ihre roten Locken fielen ihr offen auf die Schultern und schimmerten in der Sonne. Neben ihr stand eine ältere, etwas untersetzte Frau, vermutlich ihre Mutter.
    Endlich konnten die Leute das Schiff verlassen, und Belle und Mog reihten sich in die Schlange ein. Man hatte ihnen bereits gesagt, dass ihr Überseekoffer und das übrige Gepäck auf den Landesteg gestellt werden würden, sowie der letzte Passagier von Bord gegangen war.
    »Belle, Mog!«, schrie Vera, die sich durch die Menge drängte. »Willkommen in Russell!«
    Es war gegen vier Uhr nachmittags, als sie in Russell eintrafen, und der Rest des Tages verlief, als wären sie auf einer Party gelandet, wo sie zwar niemanden kannten, aber ganz offensichtlich die Ehrengäste waren. Vera und ihre Mutter, Mrs. Reid, die sie sofort bat, sie Peggy zu nennen, brachten sie nach Hause in die Familienbäckerei, wo Mr. Reid – oder Don, wie er gerufen werden wollte – gerade einen gewaltigen Klumpen Brotteig knetete. Er unterbrach seine Arbeit lange genug, um Belle und Mog jeweils auf die Wange zu küssen, entschuldigte sich für seine mehlbestäubten Hände und bat sie, sein Heim als das ihre zu betrachten.
    Peggy war eine jener Frauen, die zehn Sachen auf einmal erledigen und gleichzeitig reden können. Während sie den Küchentisch deckte, rief sie einem Mann durch die Hintertür zu, er solle mit einem Karren Belles und Mogs Gepäck am Landesteg abholen. Sie holte einen köstlich aussehenden Kuchen mit Gittermuster aus der Speisekammer, verteilte fünf großzügig bemessene Portionen und gab auf jeden Teller noch einen dicken Klacks Vanillecreme. Während sie eine Kanne Tee aufgoss, erkundigte sie sich, wie die Fahrt von Auckland gewesen sei, und fast wie durch Zauberei erschienen Tassen und Untertassen auf dem Tisch.
    »Setzt euch bitte hin!«, sagte sie. »Ich mache keine großen Umstände, denn nach allem, was Vera mir von euch erzählt hat, gehört ihr für mich schon zur Familie. Das ist nur ein kleiner Happen zwischendurch, bald kommen nämlich ein paar Leute zum Abendessen, die es kaum erwarten können, euch kennenzulernen.«
    Vera verdrehte die Augen, was Belle als stumme Botschaft auffasste, dass ihre Mutter zwar auf den ersten Blick etwas anstrengend wirkte, sich jedoch bald beruhigen würde.
    Don, der sich das Mehl von den Händen gewaschen und seine Schürze abgenommen hatte, kam herein und schenkte ihnen ein Lächeln, das genauso warm wie seine Backstube war. »Vera hat uns erzählt, wie gut ihr euch in London um sie gekümmert habt. Sie ist außer sich vor Begeisterung, dass ihr euch wirklich hier bei uns niederlassen wollt, doch ich fürchte, nach London werdet ihr das Leben hier ziemlich langweilig und behäbig finden.«
    »Behäbig gefällt uns«, erklärte Mog und kostete von dem Gitterkuchen. »Meine Güte, ist der aber lecker!«, rief sie.
    »Wir waren froh, aus London wegzukommen«, sagte Belle. »Dort ist uns nichts geblieben. Hier ist es wunderschön, und wir haben vor, unser Glück zu versuchen.«
    »Morgen führe ich euch herum«, versprach Peggy. »Das wird nicht anstrengend, es dauert nämlich nur eine halbe Stunde. Und das ist schon die längere Tour«, fügte sie hinzu und lachte so herzhaft, dass ihr üppiger Busen auf und ab wogte.
    Belle stimmte in das Lachen ein. Sie hatte das Gefühl, dass in diesem Haus oft und gern gelacht wurde.
    Sie hatten kaum ihren Tee getrunken und den herrlichen Kuchen gegessen, als schon die ersten Besucher eintrudelten, und zwar das Ehepaar, das das Postamt führte, Frieda und Mike Lamb. Sie erzählten, dass sie beide in England geboren, aber schon als kleine Kinder mit ihren Eltern nach Neuseeland gezogen waren. Sie waren Mitte vierzig und hatten sich in Christchurch in der Schule kennengelernt.
    »Schön, neue Leute in Russell zu haben!«, sagte Frieda

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